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Billigarbeitskräfte Wirtschafts-Saisonniers | Immer Saison

GESELLSCHAFTSPOLITIK

Mit Anfang 2003 wurde in Österreich der Begriff des »Wirtschafts-Saisonniers« neu eingeführt. Bisher gab es Saisonarbeitskräfte nur in Tourismus und Landwirtschaft, in Zukunft können sie in allen Branchen beschäftigt werden.

Sie kommen aus Mittel- und Osteuropa, sie leben und arbeiten sechs Monate in Österreich, manchmal auch ein Jahr, wenn die Beschäftigungsbewilligung verlängert wird. Dann muss der Dienstgeber mindestens zwei Monate warten, bis er für denselben Beschäftigten noch einmal einen Antrag stellen kann. Nach der derzeitigen Regelung müssen Saisonniers nach dem Mindestkollektivvertrag bezahlt werden.

»Das drückt natürlich das Lohnniveau«, erklärt Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft Hotel, Gastgewebe, Persönlicher Dienst (HGPD). Umso empörender ist, was die HGPD Tirol und die AK Landeck im Dezember des Vorjahres feststellen mussten. Bei Stichproben in Tirols tourismusintensivstem Bezirk fanden sie heraus, dass rund 50 Prozent der Saisonniers weniger Lohn erhalten, als im Antrag auf Beschäftigungsbewilligung festgeschrieben. Auffällig ist, dass es vor allem Hotels der gehobenen Klasse waren, die bei den Saisonniers gespart haben. In einem Fünf-sternebetrieb fehlten sogar 600 Euro auf die im Bewilligungsantrag versprochene Summe.

Missstände härter strafen!

»Viele Saisonniers trauen sich nicht, sich gegen solche Missstände zu wehren, sie wissen nicht über ihre Rechte Bescheid und müssen das Land so oder so nach Beendigung ihres Jobs verlassen«, erklärt Kaske. Ein ganz extremer Fall ist ja zu Jahresbeginn in Obertauern aufgeflogen. Die Geschäftsführerin eines Dreisterne-hotels hatte die Beschäftigten in deren Freizeit eingesperrt. Für HGPD-Landessekretär Josef Gönitzer ist die Dame keine Unbekannte: »Wir hatten letztes Jahr schon Beschwerden aufgrund des Arbeitsklimas in diesem Haus, und die Frau hat mich bei einem Besuch aufs Gröbste beschimpft.« Die Eingesperrten waren zu einem Teil Saisonniers, denen die grimmige Geschäftsführerin mit dem Verlust von Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung gedroht hat.

»Wir fordern schon seit Jahren, dass zuerst arbeitslose Österreicher und in Österreich lebende Ausländer beschäftigt werden sollen. Wer hier lebt, soll auch hier arbeiten dürfen.«

Diese Missstände wurden der Staatsanwaltschaft Salzburg zur Kenntnis gebracht, woraufhin eine Hausdurchsuchung angeordnet wurde. Es wurden dabei Übertretungen nach dem Ausländerbeschäftigungs- und dem Fremdenpolizeigesetz festgestellt sowie durch das Arbeitsinspektorat umfangreiche Mängel erhoben.

Die HGPD fordert von Wirtschafts- und Arbeitsminister Bartenstein harte Strafen für rechtswidrige Saisonnierentlohnung und keine weiteren Saisonnierbewilligungen für Unternehmen, bei denen Missstände nachgewiesen werden. Gleichzeitig kritisiert die Tourismusgewerkschaft, dass sich die Zahl der Saisonniers in der Branche in den vergangenen vier Jahren verdreifacht habe. In der heurigen Wintersaison arbeiteten in Österreich 9000 Saisonniers, erst Anfang Dezember war das Kontingent um 200 erhöht worden - und das, obwohl die Arbeitslosigkeit in der Fremdenverkehrswirtschaft selbst zu Beginn der Hochsaison erneut um 3,8 Prozent oder 774 Arbeitslose gestiegen sei.

»Angesichts unserer Erfahrungen, halte ich es für sehr bedenklich, dass mit dem Jahr 2003 Saisonniers für alle Branchen zugelassen werden«, ergänzt der HGPD-Vorsitzende: »Menschen nur als billige Arbeitskräfte ins Land zu holen und sie nach einem halben bis ganzen Jahr wieder heimzuschicken, kann keine Lösung sein. Wir fordern schon seit Jahren, dass zuerst arbeitslose Österreicher und in Österreich lebende Ausländer beschäftigt werden sollen. Wer hier lebt soll auch hier arbeiten dürfen.«

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(C) AK und ÖGB

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