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Ausschüttungsquote
Gewinnauschüttungen
Beschäftigtenstand / Ordentlicher Personalaufwand

Weniger Arbeit - mehr Dividende!

HINTERGRUND

Ein spannendes Kapitel der Betriebswirtschaft: Während die Gewinnausschüttungen kräftig zunehmen, wird bei den Beschäftigten und ihren Einkommen gespart. Eine massive Umverteilung von der Arbeit zum Kapital.

Die regelmäßigen Mitteilungen über die schlechte Beschäftigungssituation und die hohe Arbeitslosenrate werden von Unternehmerseite gerne mit angeblich zu hohen Lohnkosten begründet. Ein Rückgang der Arbeitskosten führt aus ihrer Sicht zu mehr Produktion, zu mehr Nachfrage und - man ist geneigt, zu folgern - zur allgemeinen Glückseligkeit. Wer in den vergangenen zehn Jahren besonders glückselig wurde, obwohl bisher schon laufend die Arbeitskosten eingespart wurden, war hingegen eindeutig eine besondere Gruppe - die Eigentümerinnen und Eigentümer von Kapitalgesellschaften! Sie konnten sich über unvorstellbare Gewinnausschüttungen freuen und holten sich das von ihnen einmal eingezahlte »Kapital« in einem kurzen Zeitraum wieder zurück. Darüber hinaus nahmen sie sogar noch mehr Geld aus den Unternehmungen heraus. Das eingezahlte »Kapital« - also das Geld, das sie zur Herstellung von Produkten und Dienstleistungen »zur Verfügung stellten« oder anders gesagt, das sie gewinnbringend verwertet wissen wollten. Dies ist ihnen auch tatsächlich gelungen.

Eine AK-Studie hat die Ausschüttungspolitik von 324 österreichischen Kapitalgesellschaften für den Zeitraum 1994 bis 2003 untersucht, die interessante Zusammenhänge zwischen Gewinnausschüttungen, Personalaufwand und Beschäftigungslage sowie Unterschiede zwischen in- und ausländischen Unternehmungen zu Tage brachte. Auf einen Nenner gebracht: Während die Gewinnausschüttungen kräftig zunehmen, wird bei den Beschäftigten und ihren Einkommen gespart.

Anstieg der Dividenden

Die Gewinnausschüttungen der untersuchten Kapitalgesellschaften nahmen im Zeitraum 1994 bis 2003 um 143,5% (+1,5 Milliarden Euro) zu. Durch die unterschiedliche Größe der einzelnen Unternehmungen sowie auch durch Rumpfwirtschaftsjahre kann der absolute Zuwachs aber verzerrt dargestellt werden. Es ist daher sinnvoller, die Gewinnausschüttungen im Verhältnis zur Betriebsleistung (im Wesentlichen der Umsatz) darzustellen. Die Gewinnausschüttungen nahmen gemessen an der Betriebsleistung in diesem Zeitraum um 1,6 Prozentpunkte auf den Wert von 3,6% zu.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass jene Unternehmungen, die mehrheitlich in ausländischem Eigentum stehen, einen verhältnismäßig stärkeren Zuwachs aufweisen. Bei diesen Kapitalgesellschaften errechnet sich ein Zuwachs von +2,2 Prozentpunkten auf einen Wert von 4,3%. Die Unternehmungen in Auslandseigentum erreichen somit einen Zuwachs der Gewinnausschüttungen, der um knapp 38% über jenem aller untersuchten Unternehmungen liegt (siehe Grafik 1).

Nun könnte sowohl der Anfangszeitpunkt als auch der Zeitpunkt gegen Ende des Zehnjahreszeitraums zufällig zu hoch oder zu niedrig ausfallen. Diese Zufälligkeiten können aber durch ein Durchschnittsniveau für den Zehnjahreszeitraum weitgehend ausgeschaltet werden. Im Zeitraum 1994 bis 2003 errechnet sich auf diese Weise ein durchschnittliches Ausschüttungsniveau aller untersuchten Kapitalgesellschaften in Höhe von 3,1 Prozent gemessen an der Betriebsleistung.

Während die Unternehmungen, die mehrheitlich in inländischem Eigentum stehen, ein vergleichsweise niedrigeres Ausschüttungsniveau von 2,6 Prozent erzielen, erreicht dieser Wert für die Unternehmungen in Auslandseigentum die Höhe von 3,6 Prozent. Grundsätzlich zeigt sich weiters, dass das Ausschüttungsniveau Anfang der 2000er-Jahre sowohl bei den in- als auch bei den ausländischen Unternehmungen deutlich zunimmt. Die schwächere Konjunktur hat den Eigentümerinnen und Eigentümern in den letzten Jahren, zumindest was die Dividenden betrifft, kaum geschadet. Das Ausschüttungsniveau hat sich somit in nur zehn Jahren nahezu verdoppelt (+80 Prozent) bzw. bei Unternehmungen in ausländischem Eigentum sogar mehr als verdoppelt (+104,8 Prozent).

Gewinne, Gewinne, Gewinne

Als dritten Maßstab für das Ausmaß der Gewinnausschüttungen kann die Ausschüttungsquote herangezogen werden. Die Ausschüttungsquote bemisst die Gewinnausschüttungen an den jährlich erwirtschafteten Gewinnen, die als Jahresüberschuss bezeichnet werden. Im Zehnjahresdurchschnitt errechnet sich für alle untersuchten Kapitalgesellschaften eine Ausschüttungsquote in Höhe von 78,9 Prozent. Dies bedeutet, dass von den erwirtschafteten Profiten im Zehnjahresdurchschnitt 78,9 Prozent an die Eigentümerinnen und Eigentümer ausgeschüttet werden und knapp 21 Prozent zur Eigenkapitalstärkung in den Unternehmungen verbleiben. Die höchste Ausschüttungsquote erreichen die Bauunternehmungen, gefolgt vom Handel, den Energieunternehmungen und Stadtbetrieben, der Industrie sowie den Dienstleistungsunternehmungen (siehe Grafik 2). 

Auch bei der Ausschüttungsquote zeigt sich der schon geschilderte Trend, dass die Unternehmungen in ausländischem Eigentum eine höhere Ausschüttungsquote haben. Für diese Kapitalgesellschaften liegt sie bei dem Wert von 87,6 Prozent, während sie bei den Unternehmungen in inländischem Eigentum den Wert von 69,6 Prozent erreicht. Die Ausschüttungsquote der Unternehmungen in Auslandseigentum liegt somit im Zehnjahresdurchschnitt um mehr als ein Viertel über jener der Unternehmungen in inländischem Eigentum.

Besonders kritisch muss die Ausschüttungsquote bei manchen Branchen gesehen werden: So erreicht die Ausschüttungsquote der Unternehmungen in mehrheitlich ausländischem Eigentum der Sparten Dienstleistungen (133,7 Prozent), Handel (107,2 Prozent) sowie beim Bau (Ausschüttung trotz Verlust) eindeutig ein zu hohes Niveau. Auch in der Industrie errechnet sich bei den Unternehmungen im Auslandseigentum eine höhere Ausschüttungsquote (84,7 Prozent) als bei der Gesamtzahl aller untersuchten Industrieunternehmen (78,1 Prozent).

Etliche Unternehmungen, vor allem in Auslandseigentum, schütten daher mehr aus als an Gewinnen erwirtschaftet worden ist. Die Ausschüttungspolitik dieser Unternehmungen führt daher zu Substanzverlusten - das Eigenkapital sinkt.

Gewinnausschüttungen in Prozent des eingezahlten Kapitals

Noch deutlicher als die bisherigen Kennzahlen zeigt die folgende Berechnung, welch hohes Ausmaß die Gewinnausschüttungen bei den Kapitalgesellschaften erreichen. Die Eigentümerinnen und Eigentümer zahlen zunächst einen Betrag in ihr Unternehmen ein. Dies ist bei Aktiengesellschaften das Grundkapital, bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung das Stammkapital. Darüber hinaus gibt es noch so genannte Kapitalrücklagen, in denen zum Beispiel auch das Aufgeld (Agio) enthalten ist, also hohe Kurswerte bei der Aktienausgabe.

Es kann nun errechnet werden, in welchem Ausmaß beziehungsweise in welchem Zeitraum die Eigentümerinnen und Eigentümer das eingezahlte Kapital in Form von Gewinnausschüttungen wieder zurückbekommen haben. Bei den untersuchten Unternehmungen errechnet sich für den Zeitraum 1994 bis 2003 ein Wert von durchschnittlich 170,7 Prozent. Dies bedeutet, dass die Eigentümerinnen und Eigentümer in diesem Zeitraum zusätzlich zu dem eingezahlten Kapital darüber hinaus noch knapp 71 Prozent an Gewinnausschüttungen aus den Unternehmungen herausgeholt haben. Dieser Wert fällt für die untersuchten Handelsunternehmungen (272,4 Prozent), die Industrie (224,7 Prozent) sowie für die Bauunternehmungen (232,7 Prozent) noch wesentlich höher aus.

Weniger als sechs Jahre

Anders ausgedrückt: Im Durchschnitt dieser zehn untersuchten Jahre haben die Eigentümerinnen und Eigentümer das eingezahlte Kapital in etwas weniger als sechs Jahren in Form von Gewinnausschüttungen zurückbekommen (Handel: in 3,7 Jahren; Industrie: in 4,4 Jahren; Bau: in 4,3 Jahren).

Bei den Unternehmungen in Auslandseigentum errechnet sich aber ein deutlich höherer Wert von 271 Prozent im Vergleich zu den Unternehmungen
in inländischem Eigentum (knapp 115 Prozent). Dies bedeutet, dass die vor
allem ausländischen Eigentümerinnen und Eigentümer in diesem Zeitraum zusätzlich zu dem eingezahlten Kapital darüber hinaus noch knapp 171 Prozent an Gewinnausschüttungen aus den Unternehmungen herausgeholt haben. Anders ausgedrückt: In 3,7 Jahren erhalten die vor allem ausländischen Eigentümerinnen und Eigentümer das eingezahlte Kapital in Form von Gewinnausschüttungen zurück.

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass die Unternehmungen im Auslandseigentum den Eigentümerinnen und Eigentümern das eingezahlte Kapital in einer kürzeren Zeitdauer in Form von Gewinnausschüttungen wieder zurückbezahlen. Bei gleicher Zeit führt dies daher zu deutlich höheren Gewinnausschüttungen in Unternehmungen, die mehrheitlich in ausländischem Eigentum stehen. Allerdings erreichen die Gewinnausschüttungen auch bei den Unternehmungen in mehrheitlich inländischem Eigentum ein durchaus hohes Niveau.

Interessant ist jedenfalls, dass die Ausschüttungspolitik zum Beispiel der Aktiengesellschaften relativ unabhängig von der allgemeinen Kursentwicklung an den Börsen durchgeführt wurde. Das Wachstum des Ausschüttungsniveaus war in Zeiten des Anstiegs als auch des Rückgangs der Aktienkurse feststellbar. Allerdings lässt sich auch feststellen, dass das Ausschüttungsniveau Anfang der 2000er-Jahre zunimmt, als die Börsenkurse international zurückgingen. Der Druck der Aktionäre auf steigende Ausschüttungen, der ohnehin immer vorhanden ist, nimmt offenbar in Zeiten sinkender Aktienkurse überproportional zu. Dass diese ausgeschütteten Profite von den arbeitenden Menschen in diesen Kapitalgesellschaften erwirtschaftet wurden, dürfte dabei eher nebensächlich sein.

Auswirkungen auf die Eigenkapitalausstattung

Je mehr Gewinne aus den Unternehmungen herausgenommen werden, umso mehr Druck wird auf die Eigenkapitalausstattung dieser Unternehmungen ausgeübt. Insofern die untersuchten Kapitalgesellschaften zum Teil nicht alle Gewinne ausgeschüttet haben, konnte die Eigenkapitalquote (also das Verhältnis des Eigenkapitals zur Bilanzsumme) im Zehnjahreszeitraum sogar um 2,1 Prozentpunkte erhöht werden. Sparten, die eine überdurchschnittliche Ausschüttungsquote aufwiesen (Bau, Handel) erzielten aber ein relativ niedrigeres Niveau der Eigenkapitalquote. Beim Handel kann darüber hinaus festgehalten werden, dass ein tendenzieller Rückgang der Gewinnausschüttungen in Prozent der Betriebsleistung (-1,7 Prozentpunkte im Zehnjahreszeitraum) gleichzeitig zu einem tendenziellen Anstieg der Eigenkapitalquote führte (+6,4 Prozentpunkte). Dies lässt den Schluss zu, je höher die Ausschüttungsquote, umso niedriger die Eigenkapitalquote (andere Einflussfaktoren, wie Kapitalerhöhung von außen bleiben hier unberücksichtigt).

Es versteht sich wohl von selbst, dass die Kapitalgesellschaften, die mehrheitlich in ausländischem Eigentum stehen, aufgrund der überproportionalen Gewinnausschüttungen eine vergleichsweise niedrigere Eigenkapitalquote aufwiesen. Diese erreicht im Zehnjahreszeitraum die Höhe von 35,3 Prozent im Vergleich zu 37,9 Prozent bei den Unternehmungen in inländischem Eigentum.

Wenn auch die untersuchten Unternehmungen im Durchschnitt kein kritisches Eigenkapitalniveau aufweisen, soll doch erwähnt werden, dass der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) für das Jahr 2003 errechnete, dass 17 Prozent der Insolvenzen auf Kapitalmangel zurückgehen und die Kapitalgesellschaften davon überdurchschnittlich betroffen sind. Während 19 Prozent aller inländischen Unternehmungen die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft aufweisen, sind diese aber für knapp die Hälfte bei den eröffneten Insolvenzen verantwortlich.1) Dies spricht daher gegen übermäßige Ausschüttungen.

Wachstum der Profite

Der Jahresüberschuss aller untersuchten Unternehmungen steigt im Zehnjahreszeitraum um 90,8 Prozent (+1,5 Milliarden Euro). Gemessen an der Betriebsleistung errechnet sich ein Zuwachs im Ausmaß von +1,2 Prozentpunkten. Die Unternehmungen im Auslandseigentum erzielten ein etwas höheres Wachstum (+2,7 Prozentpunkte). Anfang der 2000er-Jahre steigt das Gewinnniveau deutlich an. Diese Entwicklung deckt sich tendenziell mit jener des Anstiegs des gesamtösterreichischen Betriebsüberschusses und Selbständigeneinkommens gemessen am Bruttoinlandsprodukt (+3,5 Prozentpunkte). Auch dieses Niveau nahm Anfang der 2000er-Jahre deutlich zu.

Höhe der Ertragssteuern

Die Ertragssteuerquote als Verhältnis der Gewinnsteuern zur Betriebsleistung erreicht im Zehnjahresdurchschnitt die Höhe von 1 Prozent. Dieser Wert hat sich in diesen zehn Jahren nur um 0,4 Prozentpunkte erhöht und erzielte kaum nennenswerte Schwankungen. Dass den Kapitalgesellschaften, vor allem in der Form von Konzernen, durch die jüngste Steuerreform eine starke Verringerung der Körperschaftsteuerbelastung ermöglicht wurde, muss vor diesem Hintergrund erneut entsprechend kritisiert werden.

Weniger Beschäftigung - Einsparen beim Personalaufwand

Bei den Beschäftigten der analysierten Kapitalgesellschaften wurde in dem angeführten Zeitraum deutlich eingespart. Der Beschäftigtenstand ging um knapp 9 Prozent (-23.391 Beschäftigte) zurück. Dafür waren die Energieunternehmungen und Stadtbetriebe, die Bauunternehmungen sowie die Industrie verantwortlich. Beim Handel und im Dienstleistungsbereich nahm der Beschäftigtenstand zwar zu, doch zeigt sich im Handel, dass der Beschäftigtenzuwachs seit 1995 vor allem auf Teilzeitarbeitsplätze zurückzuführen ist. Der Anteil der Teilzeitarbeitsplätze an der Gesamtbeschäftigung des Handels wuchs um 8,4 Prozentpunkte zwischen 1995 und 2002 beziehungsweise um 57.000 Beschäftigte (siehe Grafik 3)2).

Gleichzeitig ging das Einkommen der Beschäftigten im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung deutlich zurück. Alle österreichischen Arbeitnehmerentgelte sanken im Zeitraum 1994 bis 2003 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt um 3,4 Prozentpunkte. Die Lohnquote ging um 4,6 Prozentpunkte zurück. Bei den untersuchten Unternehmungen sank der ordentliche Personalaufwand (ohne Abfertigungs- und Pensionsaufwendungen) gemessen an der Betriebsleistung um 3,1 Prozentpunkte auf den Wert von 16,2 Prozent im Jahr 2003. Mit einer Ausnahme errechnet sich ein jährlicher Rückgang. Der Personalaufwand geht bei allen untersuchten Sparten gemessen an der Betriebsleistung zurück (Ausnahme Handel: Stagnation).

Wie stark der Zusammenhang zwischen Gewinnausschüttungen auf der einen Seite und Personalaufwand auf der anderen Seite ist, verdeutlicht auch hier der Unterschied der Kapitalgesellschaften nach der Eigentumsstruktur. Die durchschnittliche Höhe des Personalaufwands gemessen an der Betriebsleistung erreicht in den zehn Jahren bei allen untersuchten Unternehmungen den Wert von 17,3 Prozent.

Bei den Unternehmungen im Auslandseigentum liegt dieser Wert darunter (15,9 Prozent). Bei den inländischen Unternehmungen erreicht der Personalaufwand im Durchschnitt den Wert von 18,8 Prozent an der Betriebsleistung (siehe Grafik 4). 

Der Personalaufwand liegt also bei den Unternehmungen in mehrheitlich ausländischem Eigentum gemessen an der Betriebsleistung unter dem Niveau des Personalaufwands der Unternehmungen in mehrheitlich inländischem Eigentum. Offenbar hängt dies auch mit der Ausschüttungspolitik der Unternehmungen beziehungsweise mit dem Druck der Eigentümerinnen und Eigentümer auf steigende Dividenden zusammen. Jedenfalls lässt sich erkennen, dass die Einsparungen beim Personalaufwand dazu dienten, den Aktionären höhere Dividenden zukommen zu lassen.

Mehr Personalaufwand bei Großunternehmen - kein Nachteil

Auffallend war weiters, dass große Unternehmungen (mehr als 250 Beschäftigte) ein höheres Niveau des ordentlichen Personalaufwands im Verhältnis zur Betriebsleistung hatten (18,7 Prozent gegenüber 17,3 Prozent bei der Gesamtsumme aller Unternehmungen). In Großunternehmungen kann offenbar ein höheres Beschäftigteneinkommen durchgesetzt werden. Dass dies für die Eigentümerinnen und Eigentümer nicht unbedingt ein Nachteil war, zeigt der etwas stärkere Zuwachs der Gewinnausschüttungen im Verhältnis zur Betriebsleistung im Zehnjahreszeitraum (+1,8 Prozentpunkte gegenüber +1,6 Prozentpunkte bei allen analysierten Unternehmungen). Der Ausschüttungsbetrag in Prozent des eingezahlten Kapitals (192,4 Prozent) liegt bei den großen Unternehmungen ebenfalls über dem Gesamtdurchschnittswert (knapp 171 Prozent).

Von der Arbeit zur Dividende

Kurz zusammengefasst haben die untersuchten Kapitalgesellschaften im Zehnjahreszeitraum die Gewinnausschüttungen im Verhältnis zur Betriebsleistung erhöht. Die Eigentümerinnen und Eigentümer haben nicht nur das eingezahlte Kapital zur Gänze zurückbekommen, sondern darüber hinaus weitere Geldbeträge erhalten. Bei Unternehmungen in ausländischem Eigentum wurden noch mehr Dividenden ausgeschüttet. Auf der anderen Seite sank der Beschäftigtenstand und das Einkommen der Beschäftigten im Verhältnis zur Betriebsleistung.

Massive Umverteilung

Während der Beschäftigtenstand mittelfristig abnimmt, der Personalaufwand im Verhältnis zur Betriebsleistung sinkt, steigen die Gewinne und die Gewinnausschüttungen stark an. Alle österreichischen Gewinne (Betriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen) nehmen wesentlich stärker zu als alle österreichischen Arbeitnehmerentgelte. Die Lohnquote sinkt deutlich.

Die Profite bleiben nur in einem relativ geringen Ausmaß in den Unternehmungen, der weitaus größere Teil wird aus den Unternehmungen in Form von Gewinnausschüttungen und Dividenden herausgenommen. Diese Profite werden daher nahezu kaum in die Produktion und zur Herstellung von Dienstleistungen wieder eingesetzt, sondern offenbar im Finanzbereich für weitere spekulative Geschäfte verwendet.

Der Druck der Aktionäre beziehungsweise der Eigentümerinnen und Eigentümer auf die noch höheren Ausschüttungen nahm in den vergangenen Jahren zu. Selbst wenn die Aktienkurse sinken wachsen die Gewinnausschüttungen. International nehmen die spekulativen Geldbewegungen schon seit langem viel stärker zu als die Geldbeträge, die für Produktion, Handel und Dienstleistungen verwendet werden. Letztere machen rund 2 Prozent der weltweiten Kapitalströme aus. Dies als »Casinomentalität« zu umschreiben, wäre noch eine Untertreibung.

»Casinomentalität«

Es sind aber die Beschäftigten, die diese Gewinne und Dividenden erwirtschaften. An ihren Einkommen wird regelmäßig gespart, der Druck verschärft sich. Regelmäßig wird gefordert, bei den so genannten Arbeitskosten Einsparungen vorzunehmen, um mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erringen. Arbeitskosten, die doch Einkommen darstellen und für das Leben notwendig sind.

Die Kapitalgesellschaften in ausländischem Eigentum verschärfen den Druck und schütten noch mehr Gewinne aus. Die Abkoppelung der internationalen Finanzgeschäfte von der realen Wirtschaft mit den Produkten und Dienstleistungen schreitet voran. Die internationalen Eigentümerinnen und Eigentümer beziehungsweise Aktionäre räumen den spekulativen Geschäften vor dem Hintergrund schwankender, teilweise auch sinkender Aktienkurse den Vorrang ein. Dies erhöht die ohnehin schon vorhandene massive Umverteilung von Arbeit zu Kapital. Je mehr aber die Spekulation der realen Wirtschaft den Boden entzieht, umso unsicherer werden damit aber letztlich auch diese spekulativen Geschäfte.

1) APA0223 vom 11. 3. 2004
2) Huber, P./Huemer, U.: Beschäftigung im Handel. WIFO-Studie im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien;
Juni 2004; S. 50f.

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