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Der österreichische Arbeitsklima-Index
Arbeitsklima-Index nach Bildungsgrad bzw. Arbeitsklima-Index der Frauen
Resignationsindex nach Schulbildung und Geschlecht (Indexwerte)bzw. nach "die völlig Resignierten"

Arbeitsklima in Österreich

HINTERGRUND

Der Österreichische Arbeitsklima-Index misst die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in Österreich. Erhoben werden die Erwartungen und Befürchtungen der Mehrheit der im Wirtschaftsprozess Tätigen, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Bis 1997 wurde in Österreich von amtlichen und privaten Wirtschafts-Statistiken ausschließlich die Befindlichkeit und Handlungsabsichten von Unternehmen oder Führungskräften erhoben. Die gesammelten Daten werden als »Investitionsklima«, als »Wirtschaftsklima« und unter anderen ähnlichen Bezeichnungen regelmäßig publiziert. Die Zufriedenheit, die Erwartungen und Befürchtungen der Mehrheit der im Wirtschaftsprozess Tätigen, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, waren bis dahin nur sporadisch Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen.

Der Arbeitsklima-Index

Seit acht Jahren ist das anders. Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat gemeinsam mit dem Institut für Empirische Sozialforschung (Ifes) und dem Institut for Social Research and Analysis (SORA) den Österreichischen Arbeitsklima-Index (AI) entwickelt. Dieser Index beschreibt die Veränderung der Arbeitszufriedenheit in Österreich repräsentativ für alle Beschäftigten, sowohl in der privaten Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst. Der AI wird zweimal im Jahr berechnet. Einmal Ende Mai und einmal Ende November. Grundlage für die Berechnung sind jeweils 1800 persönlich geführte Interviews. Wegen dieser breiten Datenbasis ist der AI äußerst aussagekräftig und erlaubt auch Auswertungen für kleinere Gruppen von Beschäftigten, für einzelne Wirtschaftszweige oder Bundesländer. Im August und im Februar werden in der Regel Sonderauswertungen der vorhandenen Daten durchgeführt, die bestimmten Berufsgruppen oder einzelnen Aspekten der Arbeitszufriedenheit gewidmet sind.

Der Gesamtindex wird aus vier Teilindizes gebildet: Zum einen handelt es sich dabei um den Index »Gesellschaft«, der Veränderungen im Status und in den gesellschaftlichen Perspektiven der Beschäftigten beschreibt. Der zweite Teilindex heißt »Betrieb« und beinhaltet die Bewertung der wirtschaftlichen Zukunft, des Images, des Führungsstils und der Sozialleistung des Betriebes. Der größte Teilindex »Arbeit« beschreibt die Veränderung dessen, was umgangssprachlich als Betriebsklima bezeichnet wird. Es geht dabei unter anderem um allgemeine Berufszufriedenheit, verschiedene Formen von Stress am Arbeitsplatz, um Einkommen und um soziale Einbindung. Beim vierten Teilindex »Erwartungen« geht es um subjektive Karriereaussichten und allgemeine Arbeitsmarktchancen.


I N F O R M A T I O N E N

über den Arbeitsklima-Index

Über den Arbeitsklima-Index wird regelmäßig in den großen österreichischen Medien informiert. Für diejenigen, die sich ausführlicher und im Detail kundig machen wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die wichtigste Informationsquelle ist der Arbeitsklima-Index-Newsletter, der viermal im Jahr erscheint und kostenlos bei der Arbeiterkammer Oberösterreich, Abteilung Kommunikation, Volksgartenstr. 40, 4020 Linz, bestellt werden kann. Es können im Einzelfall auch Kopien von weiter zurückliegenden Ausgaben angefordert werden. Die aktuellen Informationen über den Arbeitsklima-Index sind auch im Internet, auf der Homepage der AK Oberösterreich, www.arbeiterkammer.com, abrufbar. Derzeit wird an einer neuen Datenbank für den Arbeitsklima-Index im Internet gearbeitet, die ab Herbst 2005 verfügbar sein wird. Sie wird allen Interessierten sowohl die aktuellen als auch die historischen Daten zugänglich machen.

Wichtige Ergebnisse

Die Ergebnisse des Österreichischen Arbeitsklima-Index haben sich in mehrfacher Hinsicht sehr rasch als relevante wirtschaft- und sozialpolitische Daten erwiesen. Sie beschreiben sehr anschaulich, wie sich die subjektive Befindlichkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich unter wechselnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändert. Das sind wichtige Informationen sowohl für diejenigen, die politische Verantwortung in unserem Lande tragen, als auch für die Interessenvertretungen und nicht zuletzt auch für die Arbeitnehmer und die Unternehmer. Darüber hinaus bietet der AI einen gesamtösterreichischen Maßstab für Arbeitszufriedenheit. Berufsgruppen können sich untereinander vergleichen, Branchen oder Bundesländer können daran gemessen werden, wie weit sie über oder unter dem Bundesdurchschnitt liegen.

Der Gesamtindex wurde am Beginn der Berechnungen auf den Wert 100 gesetzt. Alle seit dem Frühjahr 1997 beobachteten Werte beziehen sich also auf diese Ausgangsbasis. In den letzten acht Jahren hat sich der Gesamtindex als relativ stabil erwiesen, was die Erfahrungen aus der Arbeitszufriedenheitsforschung bestätigt: Die Bewertung der Arbeitszufriedenheit ist keinen kurzfristigen, starken Schwankungen unterworfen. Trotzdem hat es bemerkenswerte Veränderungen gegeben. Zunächst ist der AI von 1997 bis zum Frühjahr 2001 auf den Wert von 109 gestiegen. Dabei gab es nur Anfang 1998 einen kleinen Rückgang von 103 auf 101. Seit 2001 schwankt der Wert des Gesamt-AI zwischen 105 und 108, wobei die Veränderungen zwischen den Berechnungszeitpunkten in der Regel nur einen Punkt betragen haben. Nur im Herbst 2003 fiel der Wert um zwei Punkte von 107 auf 105. Seit Herbst vorigen Jahres liegt der AI bei 108 (siehe Grafik 1: »Der Österreichische Arbeitsklima-Index«). Die Teilindizes schwanken unterschiedlich stark. Am stabilsten ist der Teilindex »Arbeit«. Er verändert sich weniger als der Gesamtindex. Stärker als der Gesamtindex schwanken die Teilindizes »Erwartungen« und »Betrieb«.

Bildung macht zufrieden

Bereits bei der ersten Erhebung des AI wurde der Zusammenhang zwischen Bildung und Arbeitszufriedenheit analysiert. Das Ergebnis war eindeutig. Bei den Beschäftigten, die nur über Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss verfügten, lag die Arbeitszufriedenheit unter dem Durchschnitt. Arbeitnehmer/-innen mit höherem Bildungsgrad lagen z. T. deutlich darüber (siehe Grafik 2: »Arbeitsklima-Index nach Bildungsgrad«). Der Unterschied ist auch in den Folgejahren nicht geringer geworden. Der enge Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Arbeitszufriedenheit zeigt, wie stark der Bildungsgang auf die Qualität des Arbeitsplatzes Einfluss hat. Die Aussagekraft dieser Daten wird noch verstärkt, wenn wir den Arbeitsklima-Index nach sozialer Stellung im Beruf betrachten.

Unzufriedene Arbeiter

Von Anfang an hat der Arbeitsklima-Index je nach sozialer Stellung der Beschäftigten im Berufsleben erhebliche Unterschiede gezeigt.

Während Anfang 1998 der Gesamtindex für Angestellte einen Wert von
104 hatte, lag er für öffentlich Bedienstete bei 99 und für Arbeiter bei 96. Die Unterschiede sind in der Zwischenzeit, wenn auch auf höherem Niveau, z. T. noch deutlicher geworden. Noch akzentuierter als im Gesamtindex zeigen sich die Unterschiede bei Unterkategorien des AI, etwa bei der Einkommenszufriedenheit.

Sind Frauen zufriedener?

Frauen sind zufriedener mit ihrem Arbeitsplatz als Männer. Von wenigen Ausnahmen abgesehen lagen die Werte des AI für Frauen seit Beginn der Messungen höher als die der Männer.

Wenn die Daten um teilzeitbeschäftigte Frauen bereinigt werden, die eine besonders hohe Arbeitszufriedenheit aufweisen, dann liegen die Frauen zumindest gleichauf mit den Männern. Eine Übersicht der Entwicklung ist in der Grafik 3 (»Arbeitsklima-Index Frauen«) dargestellt.

Aus welchen Teilaspekten setzen sich die unterschiedlichen Zufriedenheitsniveaus der Männer und der Frauen zusammen?

Weibliche Erwerbstätige sind zufriedener als Männer mit ihrem Status als Arbeitnehmerin in der Gesellschaft, mit dem Beruf allgemein, mit den betrieblichen Sozialleistungen, dem Führungsstil im Betrieb und der Arbeitszeitregelung.
Männer sind optimistischer, was die wirtschaftliche Zukunft Österreichs betrifft, sie sehen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sie sind zufriedener mit ihrem Einkommen als Frauen. Das hat die Auswertung des AI nach Geschlechtern im Sommer 2003 gezeigt.

Resignation und Arbeitszufriedenheit

Der hohe Wert der Arbeitszufriedenheit der weiblichen Berufstätigen hat von Anfang an zu Diskussionen geführt. Die kritischen Stimmen gingen im Allgemeinen davon aus, dass die objektiven Arbeitsbedingungen der meisten Frauen im Arbeitsleben deutlich schlechter sind als die der Männer. In diesem Zusammenhang wurde auch von wissenschaftlicher Seite darauf hingewiesen, dass bei Angaben zur Arbeitszufriedenheit immer auch ein resignativer Faktor enthalten sei, der wahrscheinlich bei Frauen höher sei als bei Männern. Diese Überlegungen treffen sich auch mit der Alltagserfahrung, dass sich Frauen angesichts ihrer schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt und im Berufsleben schneller mit ungünstigen Rahmenbedingungen abfinden als Männer. Vor allem, weil sie in vielen Fällen einfach keine Alternative haben. Zufriedenheit heißt also in dieser Hinsicht oft, sich ins Unvermeidliche zu bescheiden.

Resignative Arbeitszufriedenheit ist bisher noch nie kontinuierlich gemessen worden. In der wissenschaftlichen Literatur zur Arbeitszufriedenheit taucht der Begriff gelegentlich auf, aber konkrete Untersuchungen geschweige denn Datenreihen lagen nicht vor.

Um diesem Mangel abzuhelfen, hat die AK OÖ vor zwei Jahren die wissenschaftlichen Institute Ifes und SORA, die in ihrem Auftrag den Österreichischen Arbeitsklima-Index erheben und berechnen, beauftragt, eine Untersuchung über den resignativen Anteil an der gemessenen Arbeitszufriedenheit durchzuführen und eine Maßzahl dafür zu entwickeln. Diese Forschungsarbeiten wurden mit erheblichen Mitteln von der AK OÖ finanziert. Als Ergebnis wurde erstmals überhaupt in der Arbeitszufriedenheitsforschung ein Resignationsindex berechnet. Damit wurde eine Pionierarbeit für diesen Wissenschaftsbereich geleistet und die Wertigkeit des Arbeitsklima-Index erneut gefestigt.

Der Resignationsindex

Im März dieses Jahres wurde der Resignationsindex zum ersten Mal präsentiert. Er kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen. 100 bedeutet völlige Resignation. Obwohl die Ergebnisse zum Teil erwartet wurden - höherer Resignationsanteil bei den Frauen - war das Ausmaß der festgestellten Resignation unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern doch überraschend.

Jeder zehnte Beschäftigte in Österreich hat beruflich völlig resigniert und erreicht 100 Punkte im Resignationsindex. Bei den Arbeiterinnen beträgt der Prozentsatz der völlig Resignierten sogar 16,1 Prozent. Die Resignation ist unter den Arbeitern mit durchschnittlich 66 von 100 Punkten deutlich höher als im öffentlichen Dienst mit 62 und bei den Angestellten mit 59 Punkten. Bei den Arbeitern gibt es auch den größten Unterschied zwischen den Geschlechtern: Arbeiterinnen liegen mit durchschnittlich 69 Punkten deutlich höher als ihre männlichen Berufskollegen mit 65 Punkten.

Der Grad der Resignation ist auch stark vom Bildungsgrad abhängig. Personen, die nur über Pflichtschule verfügen liegen mit 67 Punkten an der Spitze. Hier sind wieder die Frauen mit 69 Punkten deutlich vor den Männern 64 Punkten. Maturant/-innen haben einen Resignationsindex von 58 Punkten. Den niedrigsten Wert haben Akademiker/-innen, wobei in dieser Gruppe die Männer mit 53 Punkten deutlich resignierter sind als die Frauen mit 51 Punkten. Auch das Alter hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Ausmaß der Resignation. Die jungen Arbeitnehmer/-innen unter 21 haben mit 62 Punkten einen erstaunlich hohen Wert. Offensichtlich gehen schon kurz nach dem Berufseinstieg viele Perspektiven verloren. Das ist ein alarmierendes Zeichen. Zwischen 21 und 35 sinkt der Index auf 59 Punkte. Dann steigt er wieder auf 62 Punkte und erhöht sich ab 56 Jahre auf 68 Punkte.

Im Interesse der Arbeitnehmer

Seit es die Arbeiterkammern gibt, waren sie in der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschung aktiv. Immer ist es darum gegangen, die reale Lage der arbeitenden Menschen möglichst präzis zu beschreiben, um gesicherte Grundlagen für eine wirksame Interessenvertretung zu haben. Diese Studien, Forschungsprojekte und Untersuchungen dienen nicht nur dazu, politische Initiativen der Arbeiterkammern sachlich zu unterfüttern, sie liefern oft auch wissenschaftliche Daten für die Aktivitäten der Gewerkschaften. Mit wenigen Ausnahmen sind die Forschungsarbeiten der Arbeiterkammern auch für Laien direkt zugänglich und verständlich. Das sollen sie auch sein. Es geht in der interessenbezogenen Forschung nicht darum, dass Experten sich, für Außenstehende unverständlich, untereinander austauschen. Eines der wichtigen Kriterien ist, dass auch die Betroffenen mit den Daten und den Erkenntnissen umgehen können. Diese Anforderungen, die wir an uns selbst stellen, erfüllt auch der Österreichische Arbeitsklima-Index. Er beschäftigt sich mit der Wirklichkeit der österreichischen Arbeitswelt, die mit der amtlichen Statistik, die fast ausschließlich auf Meldungen der Unternehmen beruht, nur sehr unzureichend erfasst wird. Ein Beispiel dafür ist die Statistik über die durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitsstunden in Österreich. Während die amtliche Statistik, die auf Informationen der Unternehmen beruht, bei 41 Stunden ist, kommt der AI aufgrund der Angaben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf rund 45 Stunden. Die Unternehmer melden nur die Zeit, die sie bezahlen. Die Beschäftigten geben die tatsächlich geleistete Arbeitszeit an.

Johann Kalliauer
Präsident der AK OÖ


F A Z I T

Die Forschungsarbeiten, die zur ersten Berechnung des Resignationsindex führten, haben gezeigt, dass die Daten sich im Zeitverlauf nicht dramatisch ändern. Dieser neue Index wird daher nicht parallel zum Arbeitsklima-Index, sondern in größeren Abständen erhoben und berechnet werden.

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