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Musterland Slowenien

Internationales

Schon jetzt ist die durchschnittliche Kaufkraft der Slowenen höher als die von Portugal und Griechenland.

Slowenien wird mit diesem Ratsvorsitz zu einem Musterland aus der Reihe der exkommunistischen Mitgliedsländer. Der erste Neuling, der die Union präsidiert - und der auch schon seit dem 1. Januar 2007 den Euro hat! Die Staatsverschuldung liegt bei 30 Prozent, davon können manche EU-Gründungsstaaten nur träumen. Ebenso wie vom Wirtschaftswachstum, das 2007 bei 4,6 Prozent lag, und von der niedrigen Arbeitslosigkeit von sechs Prozent. Mit einem Brutto-Durchschnittseinkommen von 14.800 Euro und mit 84 Prozent der durchschnittlichen EU-Kaufkraft sind die Slowenen reicher als die Portugiesen und Griechen.
Kein Billiglohnland
Während der Balkan in den 90er Jahre in Kriegswirren versank, konzentrierte sich Slowenien darauf, ein konkurrenzfähiges Land zu bauen. Slowenien hatte dabei Startvorteile, weil es schon immer die am weitesten entwickelte, am engsten mit Europa verbundene und marktorientierteste Region Jugoslawiens war.
Der Druck, die größten Unternehmen schnell zu privatisieren, war damals enorm, es wurde jedoch kein krasser Ausverkauf betrieben. Slowenien wurde kein Billiglohnland, auf soziale Errungenschaften und den Schutz der ArbeitnehmerInnen wurde trotz Umstellung auf die Marktwirtschaft nicht verzichtet, obwohl es freilich große Abstriche gab. Slowenien wurde zu einem sozialdemokratischen Musterland, das vor allem wegen der hohen Produktivität und des Know-hows seiner ArbeitnehmerInnen als eine der besten Adressen in Europa gilt.
Gut ausgebautes Sozialsystem
Das slowenische Wirtschaftswunder hat allerdings auch seinen Preis: Das Land hat das erste Jahr seit der Euro-Übernahme mit der höchsten Inflationsrate in den letzten fünf Jahren beendet. Sie lag im Dezember 2007 bei 5,6 Prozent. Damit war die Teuerungsrate im abgelaufenen Jahr doppelt so hoch wie im Jahr davor, seit Juli erfüllt Slowenien das Maastricht-Ziel für die Inflation nicht mehr.
Die Inflation wird vor allem den steigenden Preisen für Lebensmittel, Öl und für Gastgewerbedienstleistungen zugeschrieben. Die slowenische Regierung erwartet, dass der Inflationsdruck in der ersten Jahreshälfte 2008 nachlassen werde.
Auch das für osteuropäische Verhältnisse gut ausgebaute Sozialsystem musste Federn lassen, um die EU-Beitrittskriterien erfüllen zu können. Ministerpräsident Janez Janša steht an der Spitze eines rechtskonservativen Bündnisses, das mit seinem Reformpaket immer mehr den Lebensstandard der slowenischen Bevölkerung beschneidet.
Die Gewerkschaften, unter der Führung des größten Gewerkschaftsbundes ZSSS, wollen diese Entwicklung stoppen und vor allem endlich mehr Lohn. Mit einem Verzicht auf Lohnerhöhungen haben die Gewerkschaften den Sprung Sloweniens ins Euroland ermöglicht, dafür hinken die Einkommen heute der Inflation hinterher. Im November letzten Jahres protestierten die Slowenen für höhere Löhne - mit 70.000 TeilnehmerInnen wurde es die größte Demonstration der slowenischen Geschichte!

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Webseite der slowenischen Präsidentschaft
www.eu2008.si/en/

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