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Jugend und Demokratie

Schwerpunkt

Die Demokratie-Initiative der Bundesregierung will Politik und Partizipation im Zeitalter des Web 2.0 für junge Menschen erfahrbar machen.

Eine »starke« Demokratie braucht die Beteiligung aller BürgerInnen, insbesondere auch die der jungen Menschen. Immer mehr Menschen nehmen sich als politisch kompetent wahr und haben hohen Beteiligungswillen, aber zusehends das Gefühl, immer weniger auf »verfasste Politik« Einfluss nehmen zu können. Gerade Jugendliche zeigen eine Affinität zu eher unkonventionellen Partizipationsformen und verwenden und integrieren die »neuen Medien« ganz selbstverständlich in ihr Leben, was auch bedeutet, dass die neuen Medien einen immer größeren Anteil an ihrer sozialen Entwicklung und Identitätsbildung haben. Kinder und Jugendliche, bisher eher von politischen und gesellschaftlichen Mitgestaltungsprozessen ausgeschlossen, stehen aufgrund verschiedener gesellschaftspolitischer Entwicklungen verstärkt im Fokus der Aufmerksamkeit von Politik. Daher stellt sich die Frage, wie sich junge BürgerInnen, geprägt von Individualität und pluralen Lebensstilen, stärker in ein partizipatives Demokratiekonzept integrieren lassen, und welchen Beitrag die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKTs) in diesem Zusammenhang leisten können, um die Partizipationsbereitschaft zu erhöhen.

Jugend aktiv

Junge Menschen haben ein grundsätzliches Interesse, tendieren aber zu anderen Formen der politischen Beteiligung, die vor allem durch Spontaneität und kurzfristiges und themenorientiertes, unkonventionelles Engagement geprägt ist, wie die jüngst unter Salzburger Jugendlichen durchgeführte Studie »ePartizipation - Jugend aktiv!«, die von Univ.-Prof. Dr. Ursula Maier-Rabler und Dr. Christiana Hartwig am ICT&S Center in Salzburg durchgeführt wurde, belegt. Die Ermöglichung von kurzfristigen »Mitgliedschaften« oder sogar Anonymität kommen diesen Beteiligungsbedürfnissen eher entgegen als herkömmliche Formen. Die IKTs entsprechen mit ihrer nicht-linearen, vernetzten nicht-hierarchischen und flexiblen Struktur genau diesen neuen Bedürfnissen. »e-Partizipation stützt das ›Empowerment‹ des Individuums, hin zum ›capable citizen‹, der in der Lage ist, seine eigene Betroffenheit zu erkennen und entsprechend zu handeln.«
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass das Vorhandensein der Technologie allein nicht ausreicht, sondern es vielmehr um einen bewussten und kompetenten Gebrauch der neuen Medien geht, da auch junge Menschen einen unterschiedlichen Zugang zu neuen Medien haben und es IT-nahe aber auch IT-ferne Jugendliche gibt. Diesen Zugangs- und Bildungsgap, der hier sichtbar wird, gilt es ebenso wie die sichtbare geringere Technikaffinität bei Mädchen, mit sinnvollen Lernarrangements im Internet und Vermittlung von Medienkompetenz zu überwinden.

Projekt www.PoliPedia.at

Bei PoliPedia.at werden Jugendliche zu Produzenten von politisch-partizipativen Inhalten. Im Rahmen dieses Projekts erarbeitet das Demokratiezentrum Wien in Kooperation mit dem ICT&S Center der Universität Salzburg gemeinsam mit einer Jugendgruppe unterschiedliche Materialien und Wissensbausteine zu den Themen Demokratie - Politik - Partizipation, die auf www.PoliPedia.at online zugänglich gemacht werden. Die Gruppe setzt sich aus Jugendlichen verschiedener Bundesländer und Schultypen im Alter zwischen 13 und 20 Jahren zusammen. Im Laufe des Projekts entsteht auf www.polipedia.at unter der Verwendung von »social software« (Blogs, Wiki, Foren) ein »multimediales kollaboratives Lehrbuch im Internet« unter Einbeziehung der Perspektive von Jugendlichen. Darüber hinaus eröffnet das Projekt den Jugendlichen die Möglichkeit, sich einzubringen und mitzudiskutieren, wie man die politische Partizipation von jungen Menschen erhöhen kann, und welche Strukturen und Maßnahmen es dafür braucht. In diesem Projekt soll auch analysiert werden, wie neue Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) im Rahmen der Politischen Bildung genutzt werden kann.

Erste Ergebnisse dieses Pilotprojekts werden ab Sommer 2008 auf www.PoliPedia.at der Öffentlichkeit präsentiert. In weiterer Folge können Jugendliche, SchülerInnen, Lehrlinge und MultiplikatorInnen dieses Wiki weiterschreiben und damit auch weiterentwickeln. Die Nutzungsformen und -anwendungen helfen mit, das Online-Lehrbuch in vielfältiger Weise in verschiedenen realen und virtuellen Communities in Lernzusammenhänge zu integrieren und den eigenen individuellen und Gruppenbedürfnissen anzupassen. Mit PoliPedia.at werden Jugendliche nicht nur zu ProduzentInnen von politisch partizipativen Inhalten, das Projekt unterstützt dadurch auch:

  • Lernen von- und miteinander (peer-to-peer) in gemeinsamen Projekten;
  • den Auf- und Ausbau eines Netzwerkes mit Zielgruppen, ein Multiplikatorennetzwerk, Weiterbildungsmaßnahmen;
  • schulische und außerschulische Kooperationsnetzwerke;
  • Einrichtung eines Methoden- und Materialienpools im Bereich Politische Bildung und Partizipation.

www.entscheidend-bist-du.at

Das Projekt PoliPedia.at ist Bestandteil der Demokratie-Initiative der Bundesregierung, getragen vom Unterrichts- und Wissenschaftsministerium (www.entscheidend-bist-du.at). Projektverlauf und -ergebnisse werden auf dieser Plattform einer breiten Öffentlichkeit kommuniziert. Diese Initiative will Demokratie für junge Menschen greifbar machen: um lebendige Demokratie zu fördern, politische Bildung zu stärken und Jugendliche in der Ausübung ihrer Rechte zu unterstützen. Sie sollen für politische Vorgänge sensibilisiert und über die Vielfalt der Möglichkeiten politischer Beteiligung informiert werden. Daher sollen viele Projekte nicht nur für Jugendliche, sondern vor allem auch mit ihnen entwickelt und umgesetzt werden.

Die Demokratie-Initiative teilt sich in zwei große Bereiche: Einerseits findet die Arbeit in sechs Themenfeldern rund um das Thema Demokratie statt, die von ExpertInnen-Gruppen innerhalb des Jahres 2008 diskutiert und erarbeitet werden. Andererseits möchte die österreichweite Informationskampagne »Entscheidend bist Du!« das Mitreden und Mitentscheiden junger Menschen fördern und über die Vielfalt der Möglichkeiten für politische Partizipation in den verschiedenen Lebensbereichen (Schule, Universität, Arbeitsumfeld, politisches System) informieren.

ZUR PERSON:
Petra Mayrhofer
Mag. Petra Mayrhofer hat in Wien und Paris Geschichte, Politikwissenschaft und Publizistik studiert. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Demokratiezentrum Wien. Arbeitsschwerpunkte: Visuelle politische Kommunikation, europäische Zeitgeschichte und Politische Bildung.

ZUR PERSON
Gertraud Diendorfer
Mag. Getraud Diendorfer ist geschäftsführende Leiterin des Demokratiezentrums Wien. Lehrbeauftragte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Redakteurin der halbjährlich erscheinenden Themenhefte »Informationen zur Politischen Bildung«, hg. vom Forum Politische Bildung.
Die Arbeitsschwerpunkte der Historikerin sind Demokratisierungsprozesse und ihre historische Entwicklung, europäische Zeitgeschichte, Medien- und Wissensgesellschaft und Politische Bildung.

WEBLINKS
Weitere Informationen
zur Demokratie-Initiative unter
www.entscheidend-bist-du.at

BUCHTIPP

  • Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen, in: Parlament transparent, Wien Jg. 2, Nr. 2/2007
  • Demokratie-Bildung in Europa. Herausforderungen für Österreich, Herausgeberin gem. mit Sigrid Steininger, Schwalbach, 2006
  • Schulbuch Politische Bildung neu, gem. mit Herbert Dachs und Heinz Fassmann, Wien 2005

KONTAKT
Schreiben Sie uns Ihre Meinung
an die Autorinnen
mayrhofer@demokratiezentrum.org
diendorfer@demokratiezentrum.org
oder die Redaktion
aw@oegb.at

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