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Foto: Paul Sturm Politologin Eva Kreisky hat sich mit Fußball als männliche Weltsicht auseinandergesetzt.

Männerfußball

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Die Idee eines weiblichen Fußballidols wird von der Sportindustrie nicht gefördert. Die »Männlichkeit« bleibt am Ball.

Wieder ziehen Helden in die Stadien. Männer in kurzen Hosen spielen Ball, umarmen und küssen einander oder fallen übereinander her. Fußball, so kann behauptet werden, ist ein Sport von Männern für Männer. »Eines der letzten Monopole des ›Scheins‹ wahrer Männlichkeit in postfordistischen Gesellschaften«, schreibt Eva Kreisky unter dem Titel »Fußball als männliche Weltsicht - Thesen aus der Sicht der Geschlechterforschung«.

Wahre Männlichkeit?

Zahlreiche Studien zu Geschlechterkonstruktion und Fußball betrachten das Fußballstadion als letzten Ort, an dem viele Fans »echte Männlichkeit« leben können. Dass dieser Männlichkeitskult auch immer mit Gewalt einhergeht zeigen die Vorbereitungen auf die EURO, bei der über 27.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein werden - das lässt schon fast an kriegerische Auseinandersetzungen denken. Auch in friedlicheren Fußballzeiten sind Stadien der Platz, wo »abseits von mehr oder weniger leidvoll erlebten Berufs- und Familienwirklichkeiten - inmitten von Männern - Energien und Identitäten getankt werden«, meint die Politologin Kreisky.

Auch hier verändert sich einiges. Zwar hat sich der Fußball einige archaische Züge bewahrt. »Das Bild des kraftstrotzenden Mannes aus vergangenen Zeiten wird aber heute durch die technologischen Veränderungen kaum mehr gefragt.« Das vormals einheitlichere Mannsbild wird durch »multiple Männlichkeitskonstruktionen« ersetzt. Die männlichen Fans gehören den verschiedensten sozialen Schichten an. »Gleichzeitig fasst sie die Struktur des Stadions zu Fangruppen, zu einem Verein, einer Nation zusammen«, erklärtKreisky, die auf den »männerbündlerischen« Aspekt verweist, der besonders im Fußball tief verankert ist.

Trotz internationaler Erfolge in den letzten Jahren war es dem Frauenfußball nicht möglich, auch nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit in Gesellschaft und Medien zu bekommen, die dem Männerfußball zugestanden wird. In Österreich spielen Fußballerinnen eine besonders untergeordnete Rolle. Als Beispiel für die »massive Ignoranz« von Frauenfußball in den Medien nennt die Sportpädagogin und Genderforscherin Rosa Diketmüller die Tatsache, dass 2003 der ORF darauf »vergaß«, in den Hauptnachrichten auf das Finale der Frauenweltmeisterschaften hinzuweisen: »Von einer Übertragung des Endspiels ganz abgesehen.«

»Wenn Frauen im Fußball international erfolgreich sind, verändert sich nicht nur das spielerische Umfeld, sondern auch das der Zuschauer«, schreibt Eva Kreisky und verweist auf die exemplarische Kraft, die Frauenfußball auf dieGeschlechterverhältnisse haben könnte. »Jüngere Frauen können sich heute aktiver einbringen. Hier geschieht eine Veränderung, die noch nicht festzumachen ist. Vielleicht gibt es ja in Zukunft doch ein Gender Mainstreaming im Fußball.«

Familienfußball

Marktchancen wittern Strategen eher in der Frau als Fan. »Aktuell etwa wird in den Arenen der großen Klubs sogar eine Art von Feminisierung des Fußballevents in Angriff genommen«, schreibt Kreisky in ihrem Beitrag im Buch »Arena der Männlichkeit: Über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht«. Besonders junge Frauen gelten als »marktrelevantes« Segment mit steigender Nachfrage nach Fanartikeln. Durch die Kommerzialisierung - weg vom »proletenhaften«, hin zum zahlungskräftigen Publikum soll Fußball »familienfreundlich« werden.

Fußball ist immer noch nach männlichen Kriterien organisiert. »Aber heute zeigen selbst große Vereine Interesse an weiblichen Fans«, meint Eva Kreisky. »Vielleicht, weil sie hoffen, ein potenziell gewalttätiges Klima im Stadion reduzieren zu können.«

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