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Schlecht bezahlt, gut informiert - Beschäftigte in der Erwachsenenbildung.

Wenig Geld, hohes Risiko

Wirtschaft&Arbeitsmarkt

Freie DienstnehmerInnen und WerkvertragsnehmerInnen in der Erwachsenenbildung sichern den Erfolg der Bildungsinstitute.

Die TrainerInnen, Vortragenden und Lehrenden der Bildungsinstitute bekommen für ihre Arbeit jährlich sinkende Honorare, einen unsicheren Arbeitplatz und sind dabei von Regelungen des Arbeitsrechts, Geltungsbereichen der Kollektivverträge und der Vertretung durch die betriebliche Interessenvertretung ausgeschlossen. Auswirkungen dieser »EinzelkämpferInnen«-Position, von der rund 60 Prozent der Beschäftigten im Bildungsbereich betroffen sind, sind nicht nur günstige Kursangebote für die EndabnehmerInnen. Die Folgen einer solchen Entwicklung werden sichtbar, wenn man die Vertragsbedingungen und die Entwicklung der Honorare genauer unter die Lupe nimmt. Die Interessengemeinschaft work@education in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-DJP) untersucht daher jedes Jahr die Einkommensentwicklung der TrainerInnen und publiziert das »Honorarbarometer«. Das »Honorarbarometer - Daten und Fakten rund um TrainerInnen-Honorare« zeigt jährlich das gleiche Phänomen: Die Honorare stagnieren oder sinken - die Abgeltung der Inflation ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

Es existieren zwar Unterschiede bei der Bezahlung, jedoch ist eine Kumulierungstendenz der obersten und untersten Werte in Richtung Median und eine Stagnation bei der Höhe der Honorare zu beobachten (siehe Grafik).

Negative Einkommensentwicklung

Real sinken die Honorare im Bildungsbereich kontinuierlich. Durch fehlende jährliche Anpassung sinkt auch die Kaufkraft der Lehrenden. Die dauerhaften Preissteigerungen bei lebensnotwendigen Gütern treffen vor allem die BezieherInnen der niedrigsten Honorare. Die Entwicklung des Verbraucherpreisindex für die Jahre 2006 bis 2008 zeigt, dass die Honorare durchschnittlich um 3,7 Prozent hätten steigen müssen, damit es bei den TrainerInnen zu keinen Einkommensverlusten gekommen wäre.

Obwohl freie DienstnehmerInnen und WerkvertragsnehmerInnen im Bildungsbereich Erträge im Kerngeschäft des jeweiligen Unternehmens erwirtschaften, bekommen sie kein Stück vom Kuchen. Die jährlichen Erhöhungen der angestellten Beschäftigten beinhalten aber sehr wohl einen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg (Produktivität). Perspektiven auf eine positive Einkommensentwicklung sind für »Freie«  so gut wie nicht existent. Wie die Analyse der Erhebung 2008 zeigt, wird das wirtschaftliche Risiko der Bildungsinstitute durch die wiederholte Vergabe von befristeten Verträgen auf die sogenannten »Honorarkräfte« übertragen. Arbeitsplatzsicherheit gibt es in der Branche faktisch keine. Die Auftragslage der Bildungsinstitute bestimmt, ob ein Vertrag verlängert wird oder nicht. Die freien DienstnehmerInnen und WerkvertragsnehmerInnen tragen damit nicht nur das wirtschaftliche Risiko, sie fungieren auch als »Puffer« für auftragsschwache bzw. bildungsfreie Zeiten.

Wer nun glaubt, dass die Institute das auch durch höhere Honorare ausdrücken, der täuscht sich. Die Bildungsinstitute nutzen die Dauer des Vertrages sehr offensiv als Steuerungselement. Die wiederholte Befristung eines Vertrages ist eher die Regel als die Ausnahme. Der Konkurrenzkampf um die Aufträge des AMS wird immer härter. Das bekommen die TrainerInnen durch Kettenverträge zu spüren.

Geschlechterdifferenzen

Besonders auffällig ist, dass die Honorare zwischen freiem Dienstvertrag und Werkvertrag im Mittelfeld fast gleich »hoch« sind. Nach Abzug der Sozialversicherung wird dann deutlich, dass freien DienstnehmerInnen unterm Strich mehr übrig bleibt und sie dazu auch noch bessere soziale Absicherung haben. Verschärfend kommt dazu, dass der Frauenanteil bei freien Dienstverträgen kontinuierlich sinkt. Das bedeutet, dass weibliche Vortragende in die schlecht abgesicherten Beschäftigungsverhältnisse abrutschen.

Das Arbeitsmarktservice (AMS) ist der größte Auftraggeber am Bildungsmarkt. Dadurch hat es eine besondere Bedeutung bei der Steuerung der herrschenden Arbeitsbedingungen. Ungefähr 5.000 TrainerInnen, Vortragende bzw. Lehrende arbeiten in diesem Marktsegment. In AMS-finanzierten Maßnahmen gibt es eine starke Konzentration auf eine bestimmte Honorarhöhe. Erfahrung oder auch der Bildungsabschluss spielen kaum eine Rolle bei der Höhe der Bezahlung, obwohl die Qualifikationen der TrainerInnen eine wichtige Rolle für den Zuschlag des AMS für eine Maßnahme spielt. Am freien Markt findet sich eine breitere Einkommensstreuung. In der täglichen Beratungspraxis der Interessengemeinschaft work@education in der GPA-DJP fällt auf, dass die meisten freien Dienstverträge und auch Werkverträge im Bildungsbereich Umgehungsverträge sind. Bei den meisten Kursen kann nicht von freier Zeiteinteilung, freier Arbeitsplatzwahl und inhaltlichem Gestaltungsspielraum gesprochen werden.

Mindeststandards schaffen!

Bei AMS-finanzierten Kursen kommt hinzu, dass die Vortragenden in diesen Maßnahmen eine Vielzahl von administrativen Aufgaben für den Träger zu erledigen haben und damit in den organisatorischen Ablauf des Betriebes eingebunden sind.

Für Beschäftigte mit freiem Dienstvertrag oder Werkvertrag sind geringere Steuern zu zahlen und es existieren kaum gesetzliche Bestimmungen wie z. B. das Arbeitszeitgesetz oder das Arbeitsverfassungsgesetz. Das Nichteinhalten von Regelungen zur Vertragsgestaltung bietet den Arbeitgebern die Möglichkeit, auf Kosten der Lehrenden Gewinne zu erhöhen, und »billig« am Bildungsmarkt anzubieten.

Während die GPA-DJP es als klaren Arbeitsauftrag sieht, für die Einhaltung der Regelungen zur Vertragsgestaltung einzutreten und Mindesthonorare für »echte« freie DienstnehmerInnen und WerkvertragsnehmerInnen auszuverhandeln, sehen dies die Arbeitgeber anders. Die GPA-DJP ist jederzeit bereit, über Strategien zur Geltungsbereichssicherung von Kollektivverträgen in Gespräche einzutreten und die Höhe eines Mindesthonorars weiterzuverhandeln, um dringend notwendige Mindeststandards zu schaffen und zu sichern.

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Sie können das
Honorarbarometer 2008 unter
www.gpa-djp.at/education
bestellen.

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anita.stavik@gpa-djp.at
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