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Die Initialzündung

Historie

Grundsatzdokumente der Gewerkschaftsbewegung 1891

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden zwei Grundsatzdokumente der Österreichischen Gewerkschaftsbewegung.

Das erste Grundsatzdokument der Freien (sozialdemokratischen) Gewerkschaften
Aus dem Beschluss des zweiten Parteitags der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs 1891
(Ausführungsbeschluss zum Aufruf des Gründungsparteitags 1889 »allüberall Gewerkschaften unter Einschluss der männlichen und weiblichen Hilfsarbeiter« zu gründen)

Der Parteitag … erklärt, dass die Gewerkschaftsorganisation in Rücksicht auf die gegenwärtigen Produktionsverhältnisse  …  wie auch in Hinsicht auf die politischen Verhältnisse den Arbeitern in Österreich zu empfehlen ist. … Jede Gewerkschaft muss die Unterstützung der Arbeitslosen sowohl am Orte wie auf der Reise, die Ansammlung eines Widerstandsfonds in irgendeiner Form, die Arbeitsvermittlung sowie die Gewährung von Rechtsschutz in ihr Statut aufnehmen. Die einzelnen Gewerkschaften haben alle Angehörigen eines Industriezweiges, also auch die nicht qualifizierten Arbeiter und die in dem betreffenden Produktionszweige beschäftigten Frauen, einzubeziehen. … Eine auf vernünftige Grundlage gestellte Gewerkschaftsorganisation wird den Streik in sehr vielen Fällen von vornherein überflüssig machen, weil die Arbeitgeber einer geschlossenen Organisation gegenüber eher zu Verhandlungen und zur Nachgiebigkeit geneigt sein werden.

Das erste Grundsatzdokument der christlichen Gewerkschaften
Aus der Enzyklika »Rerum Novarum« (Über die Arbeiterfrage) von Papst Leo XIII. 1891

36. Endlich können und müssen … die Arbeitgeber und die Arbeiter … zu einer gedeihlichen Lösung der Frage durch Maßnahmen und Einrichtungen mitwirken, die den Notstand möglichst heben und die eine Klasse der andern näher bringen helfen. … Den ersten Platz aber nehmen in dieser Hinsicht die Arbeitervereinigungen ein …
40. Die verschiedensten Genossenschaften und Vereinigungen treten in unserer Zeit, zumal in den Arbeiterkreisen, in viel größerer Zahl auf als früher. … wir müssen auf die allgemeine, durch Tatsachen gestützte Meinung hinweisen, … dass sie darauf ausgehen, ein gewisses Arbeitsmonopol an sich zu reißen und die charakterfesten Arbeiter, die den Beitritt ablehnen, in Not und Elend bringen. Damit sehen sich christlich gesinnte Arbeiter vor die Wahl gestellt, entweder Mitglieder von Bünden zu werden, die ihrer Religion Gefahr bringen, oder aber ihrerseits Vereine zu gründen, um mit gemeinsamen Kräften gegen jenes schmähliche System der Unterdrückung anzukämpfen. Jeder, der nicht die höchsten Güter der Menschheit aufs Spiel gesetzt sehen will, muss das letztere als höchst zeitgemäß und wünschenswert betrachten.

Die historischen Grundsatzdokumente der österreichischen Gewerkschaftsbewegung entstanden in einer Zeit heftiger Auseinandersetzungen um den Weg der Gesellschaft: Der Papst empfiehlt die Gründung katholischer Gewerkschaften zur Abwehr der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung.

Trotzdem sind schon damals - mit unterschiedlicher Gewichtung - jene Gemeinsamkeiten zu erkennen, die 1945 die Gründung des überparteilichen ÖGB ermöglichten: Die Anerkennung des Rechts der ArbeitnehmerInnen, gegen ungerechte Bedingungen anzukämpfen, die Betonung der solidarischen Unterstützung und das Setzen auf Verhandlungslösungen, wo immer das unter Wahrung der ArbeitnehmerInneninteressen möglich ist.

Zusammengestellt und kommentiert von Historikerin Dr. Brigitte Pellar.
brigitte.pellar@aon.at

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