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Monika Kemperle bei der Veranstaltung »Fair und konkret«: »Die guten Kräfte sammeln sich. Organisationen, die auf uns zukommen, wissen um die Bedeutung des ÖGB und der Gewerkschaften insgesamt, auch weltweit, und sie akzeptieren das.«

Gute Kräfte sammeln sich

Interview

Monika Kemperle, Leitende Sekretärin des ÖGB, hat gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit NGOs/NPOs gemacht.

Monika Kemperle, die Leitende Sekretärin des ÖGB erklärt im Gespräch mit A&W-Mitarbeiter Dr. Franz Mangelberger, warum der ÖGB gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Nonprofit-Organisatonen gemacht hat.

A&W: Wie könnte man die Zusammenarbeit mit NGOs, also mit Nichtregierungsorganisationen, konkret beschreiben?

Monika Kemperle: Ich nenne ein paar Beispiele. Bei den GATT-Verhandlungen hat es eine sehr enge Kooperation mit NGOs gegeben, bei Veranstaltungen, bei gemeinsamen Aussagen, Vorgehensweisen und Verhandlungen.
Es gibt beispielsweise auch Zusammenarbeit beim Alternativgipfel Ecofin. Mit Attac, in Form von gemeinsamen Veranstaltungen, dann mit ASF, dem Austrian Social Forum, da gibt es sehr enge Kontakte und bestehende Kooperationen, etwa gemeinsame Workshops. Bei NGOs wie Clean Clothes ist die Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung mit in der Trägerorganisation vertreten, oder Fair Trade , die starke gemeinsame Aktivitäten mit dem Branchenbereich Agrar-Nahrung-Genuss organisiert haben.
Das setzt sich natürlich in den Weltverbänden der Gewerkschaften fort, wie mit Clean Clothes und der Internationalen Textil- und Lederarbeitervereinigung.

Unterscheidet der ÖGB zwischen NGO und NPO?

Eigentlich nicht wirklich, weil beides Organisationen oder Institutionen sind mit denen wir, je nachdem welchen Zweck sie verfolgen, immer sehr gute Kontakte gehabt haben und es auch am vorigen ÖGB-Kongress den Beschluss gegeben hat, verstärkt mit NGOs, aber auch mit NPOs zusammenzuarbeiten.

Wie sieht der Beschluss für verstärkte Zusammenarbeit aus?

Es hat immer schon eine Zusammenarbeit gegeben, punktuell in den einzelnen Branchenbereichen der Gewerkschaften, aber auch im ÖGB. Wie schon erwähnt hat es bei GATT eine sehr enge Kooperation mit Attac gegeben. Genau solche Zusammenarbeit und Kooperationen soll es künftig verstärkt geben, im gegenseitigen Einvernehmen.

Was macht man konkret?

Man organisiert gemeinsame Veranstaltungen zu bestimmten Themenbereichen, man stellt gemeinsames Informationsmaterial her, man entwickelt ganz konkrete, gemeinsame Projekte. Clean Clothes ist so ein Beispiel, weil ich da selber sehr stark involviert war. Wir haben wirklich weltweite Veranstaltungen gemeinsam gemacht, indem wir zum Beispiel Näherinnen in ihren Ländern unterstützt und sie zu Schulungen hereingeholt hat.

Der ÖGB ist eine historisch gewachsene große Institution. Viele NGOs sind ja relativ jung. Wie verständigt man sich?

Das läuft auf zwei Schienen, auf zwei Ebenen ab. Das eine ist die offizielle Ebene, wie Mitarbeit in verschiedenen Institutionen. Das heißt am Beispiel Attac, dass im Falle von Veranstaltungen oder auch Sitzungen gegenseitige, offizielle Einladungen ausgesprochen werden. Die inoffizielle Ebene könnte man vielleicht als eine, so glaube ich, oft einmal recht freundschaftliche Ebene beschreiben. Die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen hat sich einfach schon derart eingependelt, dass vieles auf informeller Ebene geht. Grundsätzlich ist der ÖGB mit Partnerschaften sehr gut gefahren und wird das auch fortsetzen.

Sie haben eine Reihe von NGOs aufgezählt. Gibt es einen bevorzugten Partner mit dem man besonders gut kann?

Es gibt schon Partner und Partnerinnen mit denen man enger zusammenarbeitet, jene die natürlich die gleichen Interessen verfolgen wie wir als ÖGB.

Attac haben sie oft erwähnt. Ist das ein bevorzugter Partner?

Es gibt halt verschiedene Organisationen in diesem Bereich. Ein Beispiel dafür war die Zusammenarbeit mit Attac am alternativen Ecofin-Gipfel. Attac ist eine sehr kritische Organisation die vieles hinterfragt, gerade auch in Wirtschaftsbelangen oder am Umweltsektor. Gerade bei Attac setzt man sich oftmals sehr kritisch mit verschiedenen Themenbereichen auseinander. Attac ist halt ein hinterfragender Partner, aber ein professioneller Partner, wenn es darum geht, Interessen zu vertreten.
Auch wir können an Qualität gewinnen, wenn wir Strukturen von NPOs nutzen. Sie sollen natürlich unseren Intentionen entsprechen, das heißt ArbeitnehmerInnenrechte vertreten. Wir wollen dabei Impulse setzen, aber auch gern Impulse bekommen. Der ÖGB schaut sich das schon sehr kritisch an, welche Kooperationen er eingeht.

Haben Kooperationen mit NGOs/NPOs Einfluss auf den eigenen Blickwinkel?

Manchmal, denn Diskussionen sind auch dazu da, einmal wegzukommen von den eigenen Sichtweisen. Wie gesagt Clean Clothes oder auch Fair Trade, das sind Organisationen, die im branchenspezifischen Bereich wichtig sind, damit man Außensicht kriegt.

Wie kommt es zu einer Zusammenarbeit mit NGOs/NPOs?

In der Regel kommen die NGOs/NPOs auf den ÖGB oder die einzelnen Gewerkschaften zu, weil sie Kooperationen suchen, und wenn sie glauben, dass eine Gewerkschaft genau den Inhalt hat, den sie für ihren Aktionsradius benötigen, dann treten sie meistens an diese heran und schlagen ein gemeinsames Projekt, eine gemeinsame Veranstaltung vor.

Manchmal hat man den Eindruck, es wird oft nur Geld eingesammelt und irgendwelche Projekte finanziert. Helfen NGOs/NPOs sich gesellschaftlicher Sorgen und Pflichten zu entledigen? Wie sehen Sie generell den gesellschaftlichen Stellenwert von NGOs/NPOs?

Ich glaube, dass es manche NGOs/NPOs gibt, die eine sehr große und hohe Bedeutung in der Gesellschaft haben, die sich etabliert und für sich definiert haben, in welchen Bereich sie tätig sein wollen, und es dort sehr gut machen. Ohne die Aktivitäten mancher Organisationen, würden größere gesellschaftliche Probleme nicht sichtbar.
Ich bin aber recht kritisch, wenn nicht eindeutig und klar definiert ist, welchen Zweck sie verfolgen. Ich bin dagegen, nur Geld zu sammeln und zu verteilen. Organisationen haben auch die Verpflichtung zu schauen, dass gesammeltes Geld sinnvoll eingesetzt wird. Ich meine damit, dass Hilfsprojekte so angelegt sein sollen, dass sich die Menschen, die diese Mittel kriegen, sich später selbst ernähren können oder eine Ausbildung kriegen. Projekte, die wirklich helfen, damit Menschen nicht dann ewig auf Almosen angewiesen sind, sondern sich letztendlich selbst erhalten können.

Überschneiden sich nicht oft die Interessen? Inwieweit sind NGOs/NPOs eine Konkurrenz für den ÖGB?

Wir haben eine relativ breite Palette abzudecken, sowohl der ÖGB als auch die Gewerkschaften, und haben sehr vieles zu tun. NGOs decken zum Teil nur punktuelle Situationen ab. Ich glaube nicht, dass sie große Konkurrenz sind, eher, dass die Zusammenarbeit mit NGOs oft eine sinnvolle Ergänzung ist. Die guten Kräfte sammeln sich. Organisationen, die auf uns zukommen, wissen um die Bedeutung des ÖGB und der Gewerkschaften insgesamt, auch weltweit, und sie akzeptieren das. Im Gegenteil, sie versuchen viele der gewerkschaftlichen Grundwerte zu leben und mit zu übernehmen.

Das heißt, der ÖGB nützt bewusst Ressourcen der verschiedenen Organisationen.

Ja, der ÖGB nutzt diese Ressourcen so weit, wie gesagt, sich die sogenannten Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in ihren Richtlinien finden und für sie einen hohen Stellenwert haben. Wir werden das auch fortsetzen, es macht Sinn mit NGOs zusammenzuarbeiten. In einzelnen Branchenbereichen passiert das verstärkt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weblinks
Mehr Infos unter:
www.oegb.at

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