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Starke Frauen im Parlament 1919 Im Parlament 1919: Maria Tusch (3. Reihe), Therese Schlesinger (2. Reihe rechts) und Anna Boschek (1. Reihe rechts)

Starke Frauen

Historie

Im Februar 1919 zogen die ersten Gewerkschafterinnen als Abgeordnete ins österreichische Parlament ein.

Seit 90 Jahren dürfen Frauen im demokratischen Österreich das Parlament wählen und als gewählte Abgeordnete die Politik mitgestalten. Elf Frauen schafften es in die am 16. Februar 1919 gewählte konstituierende Nationalversammlung. Neun der ersten Parlamentarierinnen kamen aus der SDAP, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die Christlichsozialen und die Großdeutschen stellten je eine Abgeordnete. Nur eine der Frauen kam nicht aus Wien/Niederösterreich: Die Kärntner Gewerkschafterin Maria Tusch.
Maria Tusch war eine der drei aktiven Gewerkschafterinnen unter den neuen Abgeordneten, die anderen hießen Anna Boschek und Therese Schlesinger. Sie sind es wert, dass ihr Leben und ihre Leistungen nicht in Vergessenheit geraten.

Anna Boschek, Jahrgang 1874, kann als die "Maria Theresia der österreichischen Demokratie" bezeichnet werden. Nach der Herrscherin im 18. Jahrhundert war die Arbeiterin 1894 die erste Österreicherin mit einem offiziellen politischen Amt: Sie wurde damals als Mitglied des Führungsteams der sozialdemokratischen Gewerkschaftskommission angestellt. Ab 1928 baute sie die Frauenabteilung im Bund der Freien Gewerkschaften auf, die sie bis zum Verbot staatsunabhängiger ArbeiterInnenorganisationen durch das austrofaschistische Regime 1934 leitete. 1934 verlor sie auch ihr Abgeordnetenmandat. Aber sie überlebte Diktatur und Faschismus und konnte bis zu ihrem Tod 1957 noch den Aufbau des ÖGB miterleben. Im Parlament der Ersten Republik hatte sie wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Achtstundentagsgesetzes und des Hausgehilfinnengesetzes.

Maria Tusch wurde 1868 geboren. Sie musste schon mit zwölf in der Klagenfurter Tabakfabrik arbeiten. Ihre KollegInnen bestellten sie zur gewerkschaftlichen Vertrauensperson und wählten sie 1919 zur Betriebsratsvorsitzenden. Gleichzeitig war sie sozialdemokratische Landesfrauenvorsitzende. Sie verlor 1934 ebenfalls ihr Abgeordnetenmandat und starb 1939. Als Sozialpolitikerin war ihr die Hilfe für die Kriegsversehrten ein besonderes Anliegen, sie galt aber auch als Expertin für das österreichische Tabakmonopol.
Anna Boscheks Vater war Schlosser bei der Bahn, ihre Mutter Land- und Heimarbeiterin, Maria Tusch wurde als lediges Kind einer Magd geboren. Therese Schlesinger, Jahrgang 1963, kam dagegen aus einer fortschrittlichen jüdischen Fabrikantenfamilie. Sie fand über die Frauenrechtsbewegung zur Sozialdemokratie und zur Gewerkschaftsbewegung. Sie baute die Frauenorganisation der BuchbinderInnen und der HandlungsgehilfInnen auf und vertrat die Handlungsgehilfinnen auch im sozialdemokratischen Frauenreichskomitee. Sie engagierte sich besonders in der Bildungs- und Informationsarbeit von Partei und Gewerkschaft. Als Jüdin konnte sie sich 1938 nur durch Emigration nach Frankreich vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten retten. Sie starb 1940 in Paris.

Ausgewählt und kommentiert von Dr. Brigitte Pellar
brigitte.pellar@aon.at

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