topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/
Schlechte Bank Ohne die Elemente Rekapitalisierung der Banken, Austausch des Managements und Neuregulierung der Finanzinstitutionen ist eine Bad Bank nur das, was ihr Name nahelegt: nämlich eine schlechte Bank.

Schlechte Bank

Meinung

Die EU will allen angeschlagenen Banken die Auslagerung fauler Wertpapiere in Auffangbanken, sogenannten Bad Banks, ermöglichen.

Als ob wir nicht schon genug schlechte Banken hätten wird jetzt überlegt, noch eine oder mehrere zu gründen. Diese sogenannte »Bad Bank« soll den Banken die »notleidenden« Kredite und toxischen Wertpapiere abnehmen und ihnen (den Banken, nicht den Notleidenden) einen Neustart ermöglichen.
Diese Bad Bank sollte der Staat gründen, damit wäre auch sichergestellt, dass man den staatlichen Institutionen, die in vier bis fünf Jahren dann auf den durch die Bankenrettung gestiegenen Schulden und einer verlustreichen staatlichen Gesellschaft sitzen, wieder vorwerfen kann, sie könnten nicht wirtschaften. Schließlich hätten sich die privaten Good Banks viel schneller aus der Krise erholt als die staatlichen Institutionen, diese Schuldenmacher.

In der ganzen Debatte wird so getan als genüge es, ein schönes neues Wort in den Raum zu stellen, um die Probleme der Banken zu bewältigen. Natürlich kann man mit neuen Wörtern prima Talkshows und Fernsehkontroversen füllen. Etwa unter dem Titel: »Bad Bank ein Imageverlust für solide Kurorte?«
Dort kann dann der Bürgermeister von Bad Kreuzendorf mit einem Meinungsforscher, dem Innungsmeister der Badezimmerausstatter und einem Vertreter einer Großbank über die markenschädigende Wirkung gerade beim älteren deutschen Publikum diskutieren.
Die langweilige Kernfrage, wie denn so eine Rettungsaktion aussehen sollte, wird dabei wortreich umgangen. Das ist auch gut so, denn andernfalls könnte herauskommen, dass es sich bei Bad Bank nicht um einen Kurort für schlechte Wertpapiere, sondern um ein öffentlich zu erhaltendes Leichenschauhaus für Altbestände aus Bankenkellern handelt.

Giftige Anlagewerte
Wer immer ein »Bad Bank«-Konzept vorschlägt, sollte zuerst sagen, zu welchem Preis diese Sonderbank »Toxic Assets« von den Banken übernehmen soll. »Toxic Assets« - also giftige Anlagewerte - ist eine echt coole Bezeichnung für vermutlich wertlose Wertpapiere. Den Handelsreisenden des Neoliberalismus in den Redaktionsstuben einiger Zeitungen müsste die Antwort darauf leicht fallen. Sofern sie ihre Leere (Ups, Freudsche Fehlleistung), ihre Lehre der Markteffizienz je ernst genommen haben, würde ihre Antwort auf die Frage nach dem korrekten Preis für diese Wertpapiere klar und deutlich: »der Marktpreis« lauten.
Doch da jaulen ihre langjährigen Fans in den Bankvorständen auf und rufen, es gäbe gar keinen Markt für diese Papiere, weil der Markt (kurzes Schluchzen) ist ja zusammengebrochen. Doch der Markt ist nicht zusammengebrochen. Es glaubt am Markt nur niemand, dass diese Wertpapiere etwas wert sind, und daher will auch niemand dafür jenen Preis zahlen, zu dem diese Papiere bei den Banken noch in der Bilanz stehen. Selbst wenn der Markt zusammengebrochen wäre, könnte man das Zeug aus der Bilanz bekommen, indem man es einfach verschenkt oder abschreibt. Allen Schlaumeiern, die auf eventuelle Nachschusspflichten etc. hinweisen, welche dem Verschenken entgegenstehen könnten, sei gesagt, dass man in diesem Fall eben noch Geld drauflegen müsste, eine bei Müll und Fluglinien durchaus übliche Praxis der Entsorgung. Diese Vorgangsweise würde allerdings auch die noch versteckten Verluste offenlegen.
Mit einer solchen Bereinigung hätte man das Problem der unglaubwürdigen Bilanzen und des Vertrauensverlustes gelöst, ohne die Beteiligung der laut ihrer früheren Lieblingsphilosophen unfähigen staatlichen Instanzen.

Entsorgung von Krempel
In der momentanen Debatte begehen die Bankenvertreter den klassischen Fehler vieler potenziell Erbberechtigter, die behaupten, ein sandgefüllter Blechkerzenständer sei eine massiv goldene Antiquität und das Räumen der alten Wohnung sei eine Kunstauktion. Sie meinen, es gehe in der aktuellen Situation nicht um die Entsorgung von Krempel, sondern um Antiquitäten, die der Staat gefälligst zu den Preisen von Kunst kaufen soll. Die neusprachlich euphemistische Erklärung für diese Strategie lautet, eine andere Vorgangsweise würde das gesamte Eigenkapital der systemrelevanten Banken vernichten. Das entspricht, um beim Kerzenständer zu bleiben, der Aussage: »So lange niemand nachschaut ob da nicht vielleicht doch nur Sand drinnen ist, geht das Ding locker als Gold durch, also soll der Staat gefälligst Goldpreise dafür zahlen.«
Wenn es so ist, dass die Banken bei realistischer Bewertung ihres Vermögens insolvent sind, dann sind sie es realistisch betrachtet jetzt schon. So wie der Sand im Kerzenständer Sand bleibt, auch wenn man nicht nachsieht, genauso bleiben wertlose Wertpapiere wertlos, auch wenn man weggeschaut. Im Gegensatz zu Bankmanagern die nur ihren Bonuszahlungen und Aktionären verantwortlich sind, haben staatliche Instanzen leider - oder Gott sei Dank - eine Verantwortung für das ganze System der Marktwirtschaft, die derzeit wie wild in die Krise schlittert.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten mit der Krise umzugehen. Die erste Möglichkeit ist, sich an den zu hängen, der die wenigsten Probleme verspricht, kauft den Banken ihre wertlosen Wertpapiere zu überhöhten Preisen ab, hofft, dass sie das Geld aus diesem Geschenk nicht gleich wieder als Bonus und Dividende ausschütten und betet, dass sich das System stabilisiert. Daneben kann man ja noch den Schalmeienklängen von angeblich guten Geschäften lauschen, die man mit diesen Wertpapieren machen kann. Dabei soll aber tunlichst nicht gefragt werden, warum die Banken dieses Geschäft nicht selbst machen wollen. Motto dieser Lösung ist: In der Krise müssen Konzernführer, ihre Nachwuchshoffnungen und das ganze Volk vom Landwirt bis zum Großbürger zusammenstehen.
Die zweite, äußerlich vielleicht unangenehmere Vorgangsweise wäre, zu akzeptieren, dass es eben Krempel ist der da teilweise (keineswegs ausschließlich) in Banken herumliegt. Danach sollte man sich fragen, wie man das durch die Verluste beschädigte Bankensystem wieder auf die Beine bringt. Erst im letzten Schritt muss dann überlegt werden, ob man die Kosten durch eine Sanierung der wertlosen Wertpapiere tatsächlich noch begrenzen kann.

Hausverstand ausgebucht
Wäre der Hausverstand in diesem Land nicht gerade durch lukrative Werbeaufträge ausgebucht, könnte er zu dieser Vorgangsweise noch folgende Tipps geben: Lasst erst mal jene zahlen, die bisher auch die Risikoprämien kassiert haben. Die Aktionäre, die Dividenden bekamen, und die Manager, die über Prämien, Boni und sonstige Anreize mitpartizipiert haben. Eigenkapital hat die Aufgabe, bei Verlusten als erstes aufgelöst zu werden, dafür bekommt der Eigentümer ja auch Dividenden und Mitspracherechte.
Anschließend tauscht man das Management aus, denn es gibt keinen guten Grund zu glauben, dass es, nach Abziehen der Gewitterwolken, nicht wieder im alten Trott auf den nächsten Abgrund zuschlendert. Des Weiteren steckt man Geld in das System, damit die Kreditversorgung und die Zahlungsströme wieder fließen. Außerdem überlegt man Regulierungen, die eine identische Krise in Zukunft vermeiden.
Wenn man akzeptiert, dass eine Bankenrettung notwendig ist und Geld kostet, dann kann man die Form des Geldeinzahlens auch mittels Bad Bank machen, vorausgesetzt man besucht gerne Talkshows. Ohne die Elemente Rekapitalisierung der Banken, Austausch des Managements und Neuregulierung der Finanzinstitutionen ist eine Bad Bank aber nur das, was ihr Name nahelegt: nämlich eine schlechte Bank.

INFO&NEWS
Eine Bad Bank (engl. für »schlechte« oder »böse Bank«) bzw. Abwicklungsbank ist ein gesondertes Kreditinstitut zur Aufnahme von Derivaten und Zertifikaten von in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Emittenten und der Abwicklung notleidender Kredite sanierungsbedürftiger Banken. Im Rahmen der Bewältigung einer Bankenkrise (wie der aktuellen Finanzkrise ab 2007) kann die Überführung notleidender Kredite in eine Abwicklungsbank (»Bad Bank«), für deren übernommenes Kreditportfolio der Staat, ein Einlagensicherungsfonds oder eine Bankengruppe die Haftung übernimmt, eine erfolgversprechende Maßnahme darstellen.

WEBLINKS
Mehr Infos unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Bank

KONTAKT
Schreiben Sie Ihre Meinung
an den Autor
josef.zuckerstaetter@akwien.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

Artikel weiterempfehlen

Kommentar verfassen

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum