topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/
Wettbewerb als Chance Die Berufswettbewerbe, die in vielen Gewerben durchgeführt werden, bilden so etwas wie eine dritte Säule in der fundierten Ausbildung der Lehrlinge.

Wettbewerb als Chance

Schwerpunkt

Berufswettbewerbe können gerade in Krisenzeiten wertvolle Motivation sein. AK Wien und Gewerkschaft beweisen das jedes Jahr.

Berufswettbewerbe gibt es eine ganze Menge. Die der Arbeiterkammer Wien und der Gewerkschaft vida erfreuen sich bei den Jugendlichen und ihren Eltern gleicher Beliebtheit. Das kommt vor allem daher, dass die Wettbewerbe in diesem Fall allen Lehrlingen offenstehen, auch denen, die aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise keine Lehrstelle haben. Henri Schreiber, bei der Gewerkschaft vida als Jugendsekretär für die Wettbewerbe zuständig: »Bei den Wettbewerben der Wirtschaftskammer können nur Lehrlinge, die einen Ausbildungsplatz in einem Betrieb haben, teilnehmen. Wer arbeitslos ist oder auf Lehrstellensuche, kann nicht mitmachen. Bei den Wettbewerben der Gewerkschaft können alle mitmachen, die in die Berufsschule gehen.« So auch die Lehrlinge, die gemäß Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG) ihre Ausbildung in überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen absolvieren. Da die Lehrlinge der JASG-Jahrgänge regulär die Berufsschule besuchen, dürfen sie an den Berufswettbewerben teilnehmen und schneiden, so Henri Schreiber »regelmäßig besonders gut ab«.

Im Finale
Mario Drapella, der als Kochlehrling im dritten Jahr kurz vor seiner Lehrabschlussprüfung steht, hat es heuer ins Finale geschafft und wird am 24. April seinen großen Auftritt haben: »Ich habe voriges Jahr schon einmal am Wettbewerb teilgenommen, und ich finde, dass mir etwas in meiner Ausbildung fehlen würde, wenn ich das nicht machen würde. Es bringt etwas, dass man unter Druck arbeiten muss und benotet wird«, meint der Kochlehrling der im Vorjahr den 4. Platz belegte. Heuer will er noch mehr erreichen. Und tritt an, um im Wettbewerb gegen die anderen Lehrlinge im 3. Lehrjahr zu siegen, wenn es darum geht, wer die besten Rindsrouladen und den besten Reisauflauf auf den Tisch zaubern kann. Wenn es gelingt, ist er der beste unter 1.800 in seinem Lehrjahr.

Tradition seit 1953
Die AK und die Gewerkschaft vida führen seit dem Jahr 1953 Berufswettbewerbe für Jugendliche durch und schließen mit ihnen eine Lücke in der Ausbildung und Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfungen, die die Wirtschaftskammer mit ihren Wettbewerben nicht schließt: So ist die Teilnahme an den Wettbewerben gratis und die Vorbereitung sowie die Tests und Prüfungen erfolgen in der Schulzeit. Henri Schreiber: »Viele Lehrbetriebe bilden nicht so ganzheitlich aus, wie es bei den Prüfungen am Ende der Lehrzeit abgefragt wird. Alle schreien in Österreich immer nach Fachkräften, aber kaum jemand will sie ausbilden. Mit diesen Wettbewerben tragen wir dazu bei, dass die Lehrlinge etwas lernen.«
Schreiber argumentiert, dass bei den Berufswettbewerben, die die Wirtschaftskammer durchführt »viele Jugendliche rausrutschen«. Dabei wäre gerade für diese Lehrlinge der Wettkampf mit anderen und die Vorbereitung auf eine schwierige Aufgabe eine besondere Herausforderung.

Beliebte Wettbewerbe
»Viele Eltern und auch teilnehmende Jugendliche stellen fest, dass die Wettbewerbe der AK und Gewerkschaft in einem familiäreren Umfeld stattfinden.« Dabei muss die Qualifikation stets die gleiche sein: nämlich der gesamte Stoff der Lehrabschlussprüfung.
Katrin Gösselbauer, Friseurlehrling im 3. Lehrjahr, ist die diesjährige Siegerin in ihrer Altersklasse: »Meine Chefin hat schon viel preisfrisiert - deshalb hat mich der Wettbewerb interessiert.« Und es wird anlässlich des Wettbewerbes viel geübt. »Mein Modell war sicher achtmal im Geschäft, und wir haben die Steckfrisur immer wieder geübt. Das war eine super Generalprobe für die Gesellenprüfung«, so Katrin Gösselbauer, die sich schon jetzt auf die Siegerehrung im Mai freut.

Theorie und Praxis
Jedes Jahr nehmen mehr als 3.000 Lehrlinge allein aus dem Friseur- und Gastgewerbe an den Berufswettbewerben teil. Die Vorausscheidung besteht im Gastgewerbe aus einer praktischen und einer theoretischen Prüfung, die in der Berufsschule stattfindet. Die Tests werden allerdings nur mit Punkten bewertet aber nicht benotet. In der Praxis haben die TeilnehmerInnen eine Aufgabe je nach Beruf und Lehrjahr zu absolvieren. So müssen zum Beispiel die Köche im ersten Lehrjahr eine Suppe kochen und Restaurantfachleute im 3. Lehrjahr zeigen, dass sie ein Huhn vor den kritischen Augen des Gastes tranchieren können und mixen einen Standardcocktail vor Publikum. Aus dem Durchschnitt der Praxis und der Theorie qualifizieren sich die besten Lehrlinge aus jeder Klasse für das Finale. Die Praxis wird im Verhältnis 2/3 zu 1/3 gegenüber der Theorie bewertet. Die Lehrlinge erfahren die Auswertung schriftlich und in der Berufsschule. Am Finaltag treten die besten jeder Klasse je nach Lehrberuf und Lehrjahr gegeneinander an. Daraus ergeben sich die LandessiegerInnen. Die Organisation und Auswertung für die Fragebögen und die Praxiswettbewerbe übernehmen die jeweiligen FachlehrerInnen. Für das Finale wird eine Jury der Lehrabschlussprüfungskommission der ArbeitnehmerInnenseite eingesetzt.
 
Die Vorausscheidung im Friseurgewerbe wird mittels schriftlicher Tests ermittelt. Die Auswertung wird den Lehrlingen per Post zugesandt. Je nach Punkteanzahl werden die Lehrlinge zum Finale eingeladen (qualifiziert) oder auf das nächste Jahr verwiesen (leider nicht qualifiziert). Die Finaltage finden in den beiden Fachstudien der Friseure der Arbeiterkammer und Gewerkschaft vida statt. Die Finaltage sind auf drei Tage aufgeteilt, gestaffelt nach Lehrjahren. An den Finaltagen müssen die TeilnehmerInnen Aufgaben aus dem Berufsbild (Schneiden, Föhnen, ) sowie einen weiteren theoretischen Test bewältigen. Aus diesen Aufgaben ergeben sich wieder die jeweiligen LandessiegerInnen.
Am Sonntag, den 17. Mai 2009 findet im Festsaal der Imperial Riding School - 1030 Wien, die feierliche Siegerehrung mit zahlreichen Ehrengästen sowie einem tollen Showprogramm statt.
Den glücklichen SiegerInnen winken Preise und Urkunden, die beim Fest und der Siegerehrung übergeben werden.

Unglaublich viel Spaß
Doch die eigentliche Belohnung trägt der Wettbewerb in sich: »Wenn ich hier gut abschneide, dann weiß ich, dass ich bei meiner Lehrabschlussprüfung auch gut abschneiden werde, dass ich mit den anderen KollegInnen in Sachen Theorie und Praxis gleichauf liege«, so Drapella über den wahrscheinlich wichtigsten Nebeneffekt der Berufswettbewerbe. Denn nicht jeder Betrieb kann wirklich umfassend ausbilden, und so kommt es oft, dass die Lehrlinge sich den letzten Schliff in ihrem Job bei den von Gewerkschaft und AK veranstalteten Wettbewerben holen.
So bilden die Berufswettbewerbe, die in vielen Gewerben durchgeführt werden, so etwas wie eine dritte Säule in der fundierten Ausbildung der Lehrlinge. Sie können aber noch mehr. In regelmäßigen Abständen finden internationale Berufswettbewerbe, sogennante Facharbeiterolympiaden statt, bei denen sich alle zwei Jahre rund 40 Berufsgruppen unter Beteiligung von 29 Ländern aller Kontinente in Sachen Fachwissen miteinander messen. Mit ihrer Teilnahme messen sich die Lehrlinge mit den Besten aus aller Herren Länder und bringen neben zahlreichen Siegen auch eine Menge an Sicherheit und Eloquenz von ihren »Einsätzen« mit, die sie später im Beruf erfolgreich sein lässt.
Und letztendlich, so der engagierte Jungkoch Drapella: »Es macht auch unglaublich viel Spaß.«

Info&News
Das Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG) versucht durch die Bereitstellung von Lehrstellen in Ausbildungseinrichtungen dem Mangel an betrieblichen Lehrstellen entgegenzuwirken. Zielgruppe der JASG-Lehrgänge sind Lehrstellensuchende mit positivem Abschluss der 8. oder 9. Schulstufe, behinderte Jugendliche mit abgeschlossener Schulpflicht, Jugendliche mit besonderen Vermittlungshemmnissen oder TeilnehmerInnen früherer JASG-Lehrgänge, die keine zumutbare Lehrstelle gefunden haben.

Weblinks
vida-Jugend
jugend.vida.at

Kontakt
Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin
d.gordon@ideenmanufactur.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

Artikel weiterempfehlen

Kommentar verfassen

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum