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Trübe Aussichten

Wirtschaft&Arbeitsmarkt

Die Wirtschaftsforschungsinstitute mussten die Konjunkturprognosen deutlich nach unten revidieren.

Die Verschärfung des globalen Konjunktureinbruchs im vorigen Herbst als Folge einiger Bankenzusammenbrüche nach Platzen der Immobilienblase in den USA fiel noch wesentlich stärker aus als die Prognoseinstitute annahmen, und zwang diese zu drastischen Abwärtsrevisionen. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg befindet sich die gesamte Weltwirtschaft in einer Rezession und wird laut jüngster WIFO-Prognose heuer um ein Prozent schrumpfen. Selbst die 2009 auf fünf Prozent halbierte Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft ist für dieses Land ein Alarmzeichen.

Finanzmärkte noch instabil
Die Stabilisierung der Finanzmärkte als notwendige Voraussetzung einer deutlichen Erholung ist noch nicht
eingetreten. Dennoch wird durch die massiven Konjunkturstützungsprogramme der Regierungen weltweit erwartet, dass 2010 wieder eine leichte Erholung eintritt. Durch die globale Nachfrageschwäche bleiben die Rohstoffpreise weiter auf ihrem niedrigen Niveau und werden erst im kommenden Jahr wieder leicht ansteigen. Wie sich die Wechselkurse entwickeln werden, lässt sich wegen der anhaltenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten und der unterschiedlichen Reaktionen der Geldpolitik zurzeit nicht seriös voraussagen. Die Arbeitsmärkte werden jedenfalls im Laufe des Jahres 2009 die Wirtschaftskrise voll zu spüren bekommen und sich auch im kommenden Jahr noch nicht erholen.
In den führenden Industrieregionen der Welt wird der Wachstumseinbruch überdurchschnittlich stark ausfallen. Das WIFO rechnet mit Rückgängen des BIP in den USA von 2,7 Prozent, in Japan von 4,5 Prozent und in der EU-27 ebenso wie in der Eurozone (16) mit 3,0 Prozent. In den neuen EU-Mitgliedsländern wird die Wirtschaft 2009 stagnieren. Dass die US-Wirtschaft trotz ihrer besonderen Betroffenheit durch die Finanzkrise relativ besser abschneidet, ist vor allem der aktiveren Wirtschaftspolitik zuzuschreiben. Die Fiskalpolitik wird die Wirtschaft mit Mitteln in der Höhe von vier Prozent des BIP stützen, und die Geldpolitik ist bemüht, mit Maßnahmen wie etwa dem Ankauf von Wertpapieren die Geldmenge auszuweiten.

Einbruch in der Eurozone
Die Wirtschaft der Eurozone verzeichnete nach den Rückgängen im 2. und 3. Quartal 2008 dann im 4. Quartal einen
Einbruch um 1,5 Prozent, wobei die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders vom internationalen Nachfrageausfall betroffen war. Daraufhin verstärkte die Wirtschaftspolitik zwar ihre zögerlichen und unkoordinierten Maßnahmen, allerdings wird die wachstumsfördernde Wirkung nur halb so groß wie in den USA eingeschätzt. Zum Jahreswechsel sollte die Schrumpfung einer Stagnation weichen, wenn die Konjunkturbelebungsprogramme Wirkung zeigen.
Die Krise auf den Finanzmärkten erschütterte auch das Vertrauen in bislang rasch aufholende Länder Ostmitteleuropas. Das Wachstum kam zum Erliegen, und beträchtliche Kapitalabflüsse brachten einige Währungen unter Abwertungsdruck. Die Wirtschaftsentwicklung dieser Länder ist für Österreich durch die enge Verflechtung im Finanzsektor sowie wegen der Nachfrage nach österreichischen Gütern und Dienstleistungen von besonderer Bedeutung.

Rezession in Österreich
Als kleine offene Volkswirtschaft konnte sich Österreich dem internationalen Trend nicht entziehen und geriet
ebenfalls schon 2008 in eine Rezession. Für 2009 musste nun der prognostizierte Rückgang des BIP von 0,9 auf 2,2 Prozent des BIP revidiert werden. Denn die Auftragseingänge, vor allem aus dem Ausland, brechen ein. Dies wiederum trifft praktisch alle Bereiche der exportorientierten Sachgütererzeugung. Neben der Nachfrage nach Kraftfahrzeugteilen geht auch jene nach Vorleistungen, Investitionsgütern und langlebigen Konsumgütern massiv zurück. Die Investitionen schrumpfen deutlich, Ausrüstungsinvestitionen sogar um zehn Prozent. Laut WIFO-Konjunkturtest beobachten Unternehmen allerdings keine unüblichen Kreditrestriktionen, allerdings sind die Finanzierungskosten gestiegen.
Dass zumindest der private Konsum der Haushalte weiterhin - wenn auch gering - wächst, ist vor allem der Wirtschaftspolitik zu verdanken, welche mit massiven Ausgabensteigerungen und Steuersenkungen der Krise gegensteuert. Allerdings führt ein Teil davon heuer zu einem Anstieg der Sparquote, erst im Jahr 2010 werden die Einkommenszuwächse verstärkt nachfragewirksam werden. Die Lohnabschlüsse des vergangenen Herbstes machen sich noch positiv bemerkbar, die Pro-Kopf-Einkommen steigen heuer relativ kräftig. Als Folge der internationalen Konjunkturkrise lässt der Preisauftrieb deutlich nach. Gegen Jahresmitte kann sogar mit negativen Inflationsraten gerechnet werden. Die massive Ausweitung der Geldmenge wirkt der Gefahr einer Deflation entgegen. Für 2010 wird wieder mit einem leichten Anziehen der Inflation gerechnet.

Einbruch am Arbeitsmarkt
Die schlechte Konjunkturlage führte zu Jahresbeginn zu einem Einbruch am Arbeitsmarkt. Durch das Abnehmen der
Arbeitskräftenachfrage wird die Beschäftigung 2009 um 38.000 oder 1,2 Prozent sinken. Der Anstieg der offenen Arbeitslosigkeit wird dabei mit 53.000 auf 265.000 (+25 Prozent) deutlich kräftiger erwartet als in der vorangegangenen Prognose. 2010 wird die Beschäftigung um weitere 20.000 sinken und die Arbeitslosenzahl auf 298.000 steigen. Die Arbeitslosenquoten werden sich daher von 2008 auf 2010 von 3,8 auf 5,8 (in Prozent der Erwerbspersonen lt. Eurostat) bzw. von 5,8 auf 8,2 Prozent (in Prozent der Unselbstständigen lt. Arbeitsmarktservice) erhöhen. Eine Erholung am Arbeitsmarkt ist nicht vor 2011 in Sicht.
Viele Unternehmen versuchen, die Beschäftigten mit geförderten Kurzarbeitsmodellen zu halten. Im März 2009 stieg die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen auf 42.000. Damit soll auch versucht werden, Qualifikationen im Unternehmen zu halten, die im nachfolgenden Aufschwung wieder benötigt werden.
Das Defizit der öffentlichen Haushalte wird heuer und 2010 die im Stabilitäts- und Wachstumspakt festgelegte Drei-Prozent-Grenze übersteigen. Exakte Prognosen sind derzeit nicht möglich, da der Bundesvoranschlag für diese beiden Jahre erst im April vorliegen wird. Aber es ist klar, dass konjunkturbelebende Maßnahmen, ein Rückgang wachstumsabhängiger Steuereinnahmen und höherer Aufwand für die Arbeitslosenunterstützung das Defizit spürbar in die Höhe treiben werden.
Dies ist allerdings in dieser außergewöhnlichen Wirtschaftslage angesichts des wichtigen Beitrags zur Stützung der heimischen Wirtschaft äußerst sinnvoll und notwendig. Denn damit werden Nachfrage und Beschäftigung gestützt, und das Vertrauen von KonsumentInnen und InvestorInnen wird gestärkt. Natürlich wird im nächsten Wiederaufschwung die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen wieder herzustellen sein. Doch derzeit sind Sparappelle nicht förderlich. Im Gegenteil, es sollte vielmehr angedacht werden, ob nicht angesichts der deutlich verschlechterten Wirtschaftsprognosen zusätzliche Maßnahmen zur Konjunkturbelebung geplant werden sollten.

Keine Lohnkürzungen
In diesem Sinne ist es auch notwendig, den vonseiten der Industrie geäußerten Forderungen nach Lohnkürzungen massiv
entgegenzutreten. Denn dadurch würde die Nachfrage noch weiter reduziert, und der Weg aus der Krise wäre noch mühsamer. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass diese jüngste WIFO-Prognose im Vergleich zu den aktuellen Prognosen internationaler Organisationen (wie OECD und Internationaler Währungsfonds) als eher optimistisch (!) eingeschätzt werden muss.

Info&News
Konjunkturprognosen werden über den Ablauf früherer Konjunkturzyklen, empirisch festgestellten wirtschaftlichen Zusammenhängen (zum Beispiel die Wirkung von Zinsen auf Investitionen oder von Steuern auf die Konsumnachfrage) und schließlich Konjunkturindikatoren abgeleitet. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung liefert den definitorischen Rahmen, um die Konsistenz der Prognosen herzustellen. Dabei bedient man sich zum Teil intuitiver Verfahren, zum Teil ökonometrischer Methoden. Ökonometrische Konjunkturmodelle stützen sich auf mathematisch-statistische Verfahren.

Weblinks
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
www.wifo.ac.at

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