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Gestohlene Kindheit
Neben Aliens sollen auch Freimaurer, Illuminaten, die jüdische Hochfinanz oder auch alle gemeinsam ein Ziel verfolgen: eine neue Weltordnung zu schaffen. Und den Rest der Menschheit ausbeuten. Weiterhin werden KinderarbeiterInnen überall auf der Welt ausgebeutet. Zu viele Betriebe aber auch Einzelpersonen profitieren von der Arbeit der Kinder, als dass wirklich konsequente Maßnahmen gesetzt würden.

Gestohlene Kindheit

Schwerpunkt

Durch die Weltwirtschaftskrise besteht die Gefahr, dass weitere Millionen Kinder, vor allem Mädchen, die Schule verlassen und stattdessen arbeiten müssen.

Viele Menschen in den reichen Ländern des Nordens meinen fälschlich, Kinderarbeit sei ein Phänomen von gestern. Doch kaum eine Menschenrechtsverletzung wird bis heute so häufig begangen.
Bolgatanga im Norden von Ghana, 4 Uhr morgens. Ich liege verschlafen in meinem Bett, vor meinem Fenster höre ich die Geräusche von Haushaltsarbeit. Es ist Waschtag. Ein kleiner Junge ist dabei, Wasser in Kübel zu füllen. Wäsche wird überall in Afrika bis heute von Hand gewaschen. Selbst begüterte Haushalte können sich nur selten Waschmaschinen leisten bzw. sind sie oft käuflich gar nicht zu erwerben. Die Lösung besteht darin, Kinder die Wäsche waschen zu lassen. Speziell Familien, die zur Mittelschicht gehören, holen sich häufig »Haushaltshilfen« vom Land, normalerweise Kinder von armen Verwandten aus den Dörfern. Diese Kinder hätten in ihren Dörfern keine Chance auf eine Ausbildung, oder in eine Schule zu gehen. Der Lohn für ihre Arbeit als Haushaltshilfe besteht oft darin, dass sie die Schule besuchen dürfen - eine große Chance. Natürlich muss die Arbeit jedoch vor und nach der Schule erledigt werden. Und so ist Kofi, neun, um vier Uhr morgens dabei, die Wäsche der großen afrikanischen Familie, bei der ich zu Gast bin, zu waschen. Um sieben wird er sich auf den langen Fußmarsch zu seiner Schule begeben - und Kofi ist seiner »Gastfamilie« sehr dankbar für die Chance, die sie ihm bietet.

Sexuelle Ausbeutung

Überall in Afrika arbeiten Kinder wie Kofi für ihre reicheren Verwandten. Oft werden die Kinder massiv ausgenutzt - doch es kann noch schlimmer sein. Vor allem wenn man ein Mädchen ist. Davon kann Sarai, 14, ein Lied singen. Schauplatz ist Malawi, ein Binnenstaat im Südosten Afrikas. Sarai arbeitet für eine Familie, in der es acht Kinder gibt. Die beiden Ältesten des Hauses sind 16 und 17 - älter als sie. Sarais Arbeit besteht vor allem darin, dem Herrn des Hauses die Freizeit zu versüßen. Weder die Frau des Hauses, noch Sarais Familie wollen davon etwas wissen. Hauptsache ist, dass Sarai zur Schule gehen kann - und alle sind zufrieden. Sarai ist klar, dass wenn man sie aufs Land zurückschickt, der Traum von einer Schulausbildung für sie vorbei ist. Also beißt sie die Zähne zusammen. Sogar sie weiß, dass es Kinder gibt, denen es schlechter ergeht.
Grundsätzlich gibt es die UN-Kinderrechtskonvention, in der die Rechte von Kindern festgeschrieben sind. Die Konvention wurde übrigens - mit Ausnahme der USA und Somalias (!) - von allen Ländern der Erde ratifiziert. Trotz dieser Schutzmaßnahmen ist es bisher nicht gelungen, dem Problem ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben. Weiterhin werden KinderarbeiterInnen überall auf der Welt ausgebeutet. Zu viele Betriebe aber auch Einzelpersonen profitieren von der Arbeit der Kinder, als dass wirklich konsequente Maßnahmen gesetzt würden. Zu viele Kinder sind an Kriegsschauplätzen als Soldaten - oder besser als Kanonenfutter - im Einsatz. Darauf verzichtet man nicht gern. Und besonders Mädchen werden dazu noch häufig Opfer von sexuellem Missbrauch.

Recht auf Bildung

Kinder haben laut der UN-Konvention das Recht auf Bildung und Ausbildung. Nun könnte man also annehmen, dass Kofi Recht erhält, wenn er die Schule besuchen kann. Doch er hat morgens schon viele Stunden schwere körperliche Arbeit getan, und nach der Schule muss er wieder - oft bis spät in die Nacht hinein - arbeiten. In der Schule fallen ihm da natürlich die Augen zu. Außerdem gibt es das Recht der Kinder auf Erholung und Freizeit. In Kofis Tagesplan bleibt dafür denkbar wenig Zeit. Langfristig leidet da natürlich die Gesundheit. Dabei wäre das Recht auf Gesundheit ebenfalls in der Konvention festgeschrieben. Weltweit gefährden etwa eine viertel Milliarde Kinder täglich ihre Gesundheit - für einen Hungerlohn.

Ursachen von Kinderarbeit?

Kinder sind billige Arbeitskräfte - sie sind folgsam und wehren sich kaum. Leichte Opfer für ausbeuterische Konzerne, PlantagenbetreiberInnen oder internationale Hotelketten. Dazu kommt natürlich, dass alle arbeiten müssen, wenn eine Familie mit dem Überleben kämpft. Oft lockt darüber hinaus ein Versprechen auf Ausbildung - die es sonst nicht geben würde. Allerdings haben KinderarbeiterInnen oft keine sehr hohe Lebenserwartung. Sie arbeiten in Steinbrüchen, in Kohlenminen oder hantieren mit gefährlichen Chemikalien. Die Behörden der Länder, in denen Kinderarbeit besonders häufig vorkommt, stecken oft mit Unternehmen unter einer Decke - da sie bestochen wurden, um die Augen fest zuzumachen.
Proteste gegen Kinderarbeit werden häufig unterdrückt - dafür sorgen korrupte Militärregierungen. Und schließlich sind auch wir, die BewohnerInnen der reichen Länder des Nordens, mitschuldig - indem wir Billigprodukte aus Kinderarbeit kaufen. Immer wieder deckt die Polizei Fälle von Kinderarbeit auf. Gerade in der Baubranche gibt es bekannte Fälle, bei denen Kinder zum Tragen von Baumaterialien genötigt wurden. Dafür werden den Kindern, mit dem Argument, dass sie ja nicht so viel arbeiten würden wie Erwachsene, auch noch minimale Löhne gezahlt. Der Deutsche Kinderschutzbund schätzt, dass in Deutschland ungefähr 400.000 Kinder arbeiten. Für viele Kinder ist dieser Zustand ganz normal. Sie servieren im Gasthaus der Eltern, Arbeiten am Marktstand des Vaters, beaufsichtigen kleine Geschwister, putzen, waschen, führen den Haushalt. Oft bleibt da für Hausaufgaben und Schule nur wenig Zeit - und Bezahlung gibt es auch keine.

Wir müssen aufwachen

Kinderarbeit - das bedeutet vielfach minimale Löhne, verletzte Menschenwürde, moderne Sklaverei. Wir sprechen von unfreien Kindern, die zum Arbeiten gezwungen und geschlagen werden, die verkauft werden und von denen sich die Welt abwendet, weil darüber nachzudenken zu unbequem wäre. Die Kinder heißen Kofi, Sarai und Hassan. Sie sind neun, 14 oder fünf Jahre alt. Wo, das spielt keine Rolle, weil es überall auf der Welt passiert. Sie arbeiten in Haushalten, als Sexsklavinnen oder nähen Fußbälle in der pakistanischen Fußballindustrie. Sie knüpfen Teppiche in Nepal, zwölf Stunden täglich, bei schlechter Beleuchtung und verdienen in einer sechs-Tage-Woche, zehn Stunden täglich, einen Hungerlohn von 2,70 Euro in der Woche. Oder 90 Cent am Tag - in der Glühbirnenindustrie in Indonesien. Die langwierigen, eintönigen Tätigkeiten schaden den Kindern - sie haben Bronchitis, Asthma und Tuberkulose. Die versprochene Schulbildung steht in vielen Fällen nicht mehr zur Diskussion. Doch ohne Schule keine Zukunft.
Wir müssen unbedingt auf Güter verzichten, die von Kinderhand hergestellt sind. Es existieren Gütesiegel für Produkte, die nicht aus Kinderarbeit stammen. Die UNICEF vergibt auch Warenzeichen für Teppiche die nicht aus Kinderhand kommen, finanziert Schul- und Entwicklungsprogramme, Ernährungsberatung, die Versorgung mit sauberem Wasser und so weiter. Ein weltweit flächendeckendes Angebot an kostenlosen Schulen würde die Situation der Kinder erheblich verbessern. Dieses Ziel ist derzeit jedoch noch in unerreichbar weiter Ferne.

Weblinks
IGB-Video gegen Kinderarbeit:
www.youtube.com/watch?v=oNWWGwg0KSo

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Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin
Ruth.Bauer@gmx.net
oder die Redaktion
aw@oegb.at

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