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Buchtipp

Lebende Zeitgeschichte

Internationales

Über 60 Jahre danach fließen in Österreich noch immer Marshall-Plan-Gelder in die heimische Wirtschaft. Die einstigen Propaganda-Filme sind heute Kult.

Mit der Marshall-Plan-Hilfe wurde nicht nur das zerstörte Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut, sondern auch der Grundstein für die europäische Einigung gelegt. Von 1948 bis 1952 pumpten die USA 13 Milliarden Dollar in die europäische Wirtschaft - nach heutigem Wert weit mehr als 100 Milliarden. Österreich führte die Tradition der Marshall-Plan-Hilfe fort: In Form des 1962 gegründeten ERP-Fonds (»European Recovery Program«) wurden 11,7 Milliarden Euro an geförderten Krediten vom »austria wirtschaftsservice« (aws), das den Fonds verwaltet, vergeben. Der jährliche Vergabe-Rahmen wurde 2009 wegen der Wirtschaftskrise um 200 Millionen Euro auf 600 Millionen aufgestockt. Mehr als 60 Jahre danach wirkt also in Österreich die ehemalige Marshall-Plan-Hilfe noch weiter.
Seit Anfang 2009 profitieren erstmals auch Kleinunternehmen bis zu einer Investitionssumme von 50.000 Euro. Eine Notwendigkeit, da die Banken bei der Vergabe von Kleinkrediten vorsichtiger geworden sind. Mit den ERP-Krediten werden Unternehmen auf den letzten Stand der Technik gebracht und Jobs geschaffen. Insgesamt gibt es derzeit etwa 12.900 geförderte ERP-Kredite. Heute eine Selbstverständlichkeit.

Intellektueller Krieg

Im Jahr 1948 hatten laut dem Zeithistoriker Dieter Stiefel die USA noch das Problem zu lösen, wie sie viel Geld unter die Leute bringen, und das der argwöhnischen Bevölkerung verkaufen: »Die USA haben damals die Erfahrung gemacht, dass ihre - scheinbar selbstlos - ausgestreckte Hand mit Argwohn betrachtet wurde. Das war den USA beim Marshall-Plan wohl bewusst. Gleichzeitig mit dem Marshall-Plan rollte deshalb die größte Medienkampagne der US-Geschichte auf Europa zu.« Zu überzeugen waren die Menschen nicht nur in Westeuropa, sondern auch einfache SteuerzahlerInnen in den USA, die letztendlich die Rechnung zu begleichen hatten. Investiert wurde in die Kapitalgüterindustrie und nicht in Konsumgüter. Die Stabilisierung erforderte sogar eine Einschränkung von Konsum. Der Massenkonsum und damit die »Konsumdemokratie« kamen erst Ende der 1950er-Jahre nach Westeuropa, als Hinterlassenschaft des Marshall-Plans.
Wie der Marshall-Plan damals verkauft wurde, dokumentiert nun ein neu erschienenes Buch. Filme, Fotos, Plakate und Radiosendungen transportierten die Botschaften wie zum Beispiel Anti-Kommunismus, Produktivitätssteigerung und ein höheres Konsumniveau. Kaum ein Mensch konnte diesem intellektuellen Krieg entgehen. Millionen sahen die Filme, zehn Millionen besuchten Ausstellungen und die Plakate waren überall.
Führende US-Werbeagenturen wirkten mit und in Westeuropa die besten RegisseurInnen und GrafikerInnen - entweder aus Überzeugung, oder weil sie sich mit diesen Aufträgen über Wasser halten konnten. Der Erfolg: Die Propaganda unterstützte zweifellos die Akzeptanz des Marshall-Planes. Ob sie auch zu einer Änderung der Kulturen des alten Kontinents beitrug, ist umstritten.

Weblink
Weiteres Film- und Fotomaterial unter:
www.marshallplanimages.com

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