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Sie heißen unter anderem »Solidarität«, »AK-Aktuell«, »glück auf«, »hallo!« oder »Wirtschaft und Gesellschaft« . Sie unterhalten, sie informieren, und sie bieten Service an - die breite Palette der Medien der ArbeitnehmervertreterInnen Österreichs. Sie heißen unter anderem »Solidarität«, »AK-Aktuell«, »glück auf«, »hallo!« oder »Wirtschaft und Gesellschaft« . Sie unterhalten, sie informieren, und sie bieten Service an - die breite Palette der Medien der ArbeitnehmervertreterInnen Österreichs.

Prinzip Propaganda

Schwerpunkt

Es rauscht im gewerkschaftlichen Blätterwald: Warum ArbeitnehmervertreterInnen eigene Medien brauchen. Und warum Web 2.0 überschätzt wird.

Die Zeitschrift, die Sie gerade in der Hand halten hat mehr als 20 Geschwister. Sie heißen unter anderem »Solidarität«, »AK-Aktuell«, »glück auf«, »hallo!« oder »Wirtschaft und Gesellschaft« . Sie unterhalten, sie informieren, und sie bieten Service an - die breite Palette der Medien der ArbeitnehmervertreterInnen Österreichs. Die Bedeutung der Medien in Unternehmen wird oft unterschätzt, besonders bei Organisationen wie Arbeiterkammer und den Gewerkschaften. Aber brauchen die ArbeitnehmerInnenvertretungen überhaupt eigene Medien? Wenn ja - wieso überhaupt? Und: Leisten die Gewerkschaftsmedien gute Arbeit?

Weltmeister im Multitasking

Medien, besonders Printzeitungen und das Fernsehen, tragen eine besonders hohe Verantwortung auf den Schultern, ihre Leistungen und Funktionen für die Gesellschaft sind so vielfältig und maßgebend wie sonst kaum etwas Vergleichbares. Auf der einen Seite sorgen sie für Unterhaltung, Orientierung und Integration. Auf der anderen Seite stellen sie Öffentlichkeit her und geben Platz für politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Diskurs. Medien informieren nicht nur, sie fungieren als Plattform für verschiedene Meinungen und sorgen durch Kritik und Kontrolle für Transparenz und Aufklärung - Multitasking deluxe. Medien - im Klartext: Information und Service - stehen bei AK und ÖGB ohnehin an der Tagesordnung. Und sie gehören zur Kommunikation eines jeden Unternehmens, jeder noch so kleinen Organisation und zu jeder Partei wie die Butter auf das Brot. Ohne Öffentlichkeitsarbeit kann ein Unternehmen in dieser schnellen und komplexen Zeit schwer bestehen. Und ohne Medien ist Öffentlichkeitsarbeit sinnlos. Zu den klassischen Instrumenten der PR gehören allerdings nicht nur die Klassiker Kundenzeitschriften (in diesem Falle Mitgliederzeitschriften), Broschüren und Prospekte, sondern auch e-Newsletter, Flyer, Homepage, Betriebszeitung etc. All diese Medien sind das Gesicht der Organisation sowohl nach innen als auch nach aussen und zeichnen für die Imagepflege eines Betriebes verantwortlich. Im speziellen Falle der ArbeitnehmervertreterInnen sind die Medien allein jedoch zu wenig. Deren Image hängt vor allem von zwei Faktoren ab: der Kommunikation und den FunktionärInnen. Dabei haben es die MedienmacherInnen der Arbeiterkammer etwas leichter als jene der Gewerkschaften. Denn während ArbeitnehmerInnen automatisch auch von der Arbeiterkammer vertreten sind, müssen die Gewerkschaften sich zweifach anstrengen, um neue Mitglieder und damit LeserInnen zu gewinnen.

Spagat zwischen Diskurs und Info

Die bunten Blätter der Gewerkschaften haben kein leichtes Los, denn sie müssen gleichzeitig mehrere Zielgruppen bedienen: Auf der einen Seite die (Nicht-)Mitglieder, die aus mehreren heterogenen Gruppen bestehen wie Jugendliche, MigrantInnen etc. Und andererseits müssen die Interessen der FunktionärInnen, BetriebsrätInnen, MitarbeiterInnen etc. befriedigt werden. Der größte Spagat ist jedoch der zwischen Stakeholder »Nicht-Mitglieder« und Stakeholder »alle anderen«. Da stellt sich die Frage, ob mit der Zeitschrift Service geboten werden oder ein Diskurs geführt werden soll. »Der Informationsauftrag wird ganz gut erfüllt«, mein Eva Zeglovits vom Meinungsforschungsinstitut SORA. »Einen politischen Diskurs zu führen ist nett und wichtig, aber nur begrenzt möglich. Die Medien sind für jene Leute relevant, die schon dabei sind, für BetriebsrätInnen und Mitglieder. Ihnen werden durch die Zeitschriften Informationen und Service geboten. Aber Nicht-Mitglieder kann ich damit nicht erreichen - ganz gleich wie gut die Zeitschrift auch sein mag.«
Um eine Hintergrundgeschichte in der »Solidarität« lesen zu wollen, muss ein Interesse seitens potenzieller LeserInnen vorhanden sein. Um das Interesse an einer Organisation wie ÖGB und/oder AK zu wecken, geht wiederum nichts über persönlichen Kontakt. Und das werden die RedakteurInnen in den Presseabteilungen, die sich wahrscheinlich schon die Finger für die nächste »GPA-djp Kompetenz« oder »Arbeit und Umwelt« wundtippen, nicht so gerne hören. Denn ganz gleich wie gut oder schlecht die Medien der Gewerkschaften sind - nichts kann den persönlichen Kontakt zwischen BetriebsrätIn bzw. JugendvertrauensrätIn zu den ArbeitnehmerInnen ersetzen. Die Macht der FunktionärInnen und BetriebsrätInnen darf keinesfalls unterschätzt werden, denn sie erreichen jene Personen in den kleinen Strukturen, oder Jugendliche, die heutzutage in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten, wo keine Basis gegeben ist.

Leitmedium Betriebsrat

Hier kann durch gelungene, intensive Kampagnen und einen guten Betriebsrat, der sich um die Jugendlichen kümmert, mehr erreicht und erwirkt werden als mit Hilfe des besten Mediums der Welt. Gerade die Jugendlichen werden zu einer immer wichtigeren Zielgruppe, denn sie unterschätzen die Rolle der ArbeitnehmervertreterInnen nach wie vor. Ihnen ist zwar bewusst, dass AK und ÖGB für sie da sind, aber sie wissen nicht, inwiefern der ÖGB an der Gesetzgebung beteiligt ist. Hier kommt noch viel Arbeit auf die Gewerkschaften zu.

Wer liest uns?

Und wie beurteilen die LeserInnen der Gewerkschaftsmedien die Flut der bunten Blättchen? Eva Zeglovits kennt die Antwort: »Die Mitglieder stehen den Zeitschriften neutral bis positiv gegenüber, es gibt relativ wenig Kritik. Allerdings stellt sich da die Frage, wie viel wie gelesen wird. Viele kriegen nicht einmal mit, dass sie es bekommen.«
Die Zeitung ist tot! Lang lebe die e-Zeitung! Während die Wirtschaft gerade an der Finanzkrise laboriert, leiden die Printmedien bereits seit geraumer Zeit an einer Existenzkrise. Denn der größte Konkurrent, das Internet, ist drauf und dran, die Printmedien vom Markt zu verdrängen. Heutzutage reicht es nicht mehr, eine simple Homepage zu haben. Ein Facebookprofil und Twitteraccount muss her, um zumindest die jungen Zielgruppen zu (unter-)halten. Während inzwischen jedes noch so kleine Café von Feldkirch bis Podersdorf sowohl einen Internetauftritt als auch ein Facebookprofil vorweisen kann, zeigen sich AK und ÖGB den neuen Medien gegenüber sehr verschlossen. Ist das eine vertane Chance oder standesgemäßes Verhalten? »Web 2.0 wird manchmal wirklich überschätzt«, meint Zeglovits. »Das funktioniert nur, wenn es authentisch ist. Aber wenn der ÖGB- oder AK-Präsident ein eigenes Facebook-Profil hat, und öfters seinen Status ändert oder Fotos kommentiert, nimmt ihm dies keiner ab. Da merkt man, dass jemand von der Presseabteilung hinter dem Bildschirm sitzt und sich dauernd neue Meldungen ausdenkt.« Auf der anderen Seite bleibt die Frage, wie viele Menschen man mit einem Twitter-account oder Facebookprofil tatsächlich erreichen kann.
Bei den StudentInnenprotesten im Herbst oder der Lichterkette vor dem Parlament vergangenen Sommer hat sich diese Taktik hervorragend bewährt, die Proteste wurden fast ausschließlich über Facebook organisiert und verbreitet. Auch hier zeigt sich Zeglovits skeptisch: »Mit Facebook allein kann ich keine Leute mobilisieren. Man hat nur die, die man auch schon so hat.
Es ist schwer, mit diesen Mitteln neue Menschen zu gewinnen. In dieser Hinsicht ist die Macht der persönlichen Kommunikation einfach unschlagbar.« Die richtige Antwort auf die Frage von korrekter Web-2.0-Anwendung ist einfach zielgruppengerechtes Agieren - und aufpassen, dass es nicht peinlich wird.

Info&News
AK und ÖGB zum Lesen
Während der ÖGB sich medienmäßig an bestimmte Zielgruppen wendet, betören Medien der Arbeiterkammer mit ihrer Themenvielfalt. »AK aktuell« bietet universelle Information und Service. Zeitschriften wie »Wirtschaft und Gesellschaft« oder »Wirtschaft und Umwelt« warten dank Ihrer Schwerpunkte mit mehr Hintergrundinfos auf. Weiters bietet die AK noch Periodika, Schriftenreihen und Materialien u. a. zu Sozialpolitik, Verkehr und Wirtschaft.
Der ÖGB informiert seine Mitglieder über die Monatszeitung »Solidarität«. Für Betriebsräte erscheint monatlich der ÖGB-Nachrichtendienst und die »Arbeit&Wirtschaft«, Jugendliche lesen »hallo!«, KulturliebhaberInnen »cult&card«. Jede Fachgewerkschaft veröffentlicht ihre eigene Zeitschrift.

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