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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Was heißt hier Liebe?

Meinung

Haben Sie sich schon jemals in einen Kollegen, in eine Kollegin verliebt? Sie können es ruhig zugeben, es geht vielen so.

Auch ich habe meinen Mann vor mittlerweile 20 Jahren am Arbeitsplatz kennen und lieben gelernt. Statistiken sagen, dass sechzig Prozent der Ehen so zustande kommen. Und es gibt auch genug, die am Büroflirt oder am Panscherl bei der Weihnachtsfeier wieder zerbrechen. Aber nicht jedes »erotische« Intermezzo am Arbeitsplatz ist von beiden Seiten gewünscht oder gewollt. Fast jede Frau macht irgendwann einmal im Laufe ihrer Berufslaufbahn Erfahrungen mit sexueller Belästigung - die geht von zotigen Witzen bis hin zu Handgreiflichkeiten. Nur zu gerne wird Sexualität nämlich auch als Machtinstrument benutzt, um andere zu schwächen oder in die Schranken zu weisen.

Lieben, wen man liebt
Diese Erfahrung mussten auch viele homosexuelle KollegInnen machen, die es wagten, zu ihrer sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz zu stehen. Auch sie waren und sind oft Spott und Häme ausgeliefert, bloß weil sie eben die lieben, die sie lieben. Sicher, beim schwulen Friseur sind wir mittlerweile tolerant, auch bei der lesbischen Polizistin vielleicht, aber noch nicht alle sind scheinbar fähig, vorurteilsfrei mit dem schwulen Kollegen, der lesbischen Kollegin in der eigenen Firma zusammenzuarbeiten.
Dabei geht es auch bei ihnen um das eine große Gefühl, nach dem wir uns alle sehnen: um die Liebe. Und weil die so begehrt ist, kann man auch trefflich Geschäfte damit machen. Es heißt ja nicht umsonst Partnerbörse und Heiratsmarkt. Längst ist das Glück zum Wirtschafts­faktor geworden. Und das ist gar nicht einmal so neu - denn die romantische Liebe als Hochzeitsgrund existiert erst seit etwa 200 Jahren. Vorher gab es für die Eheschließung durchaus wirtschaftliche Gründe: Mitgift, der Wille der ­Familien, Stand und Vermögen.

Heute wird uns ständig die Liebe auf den ersten Blick, die uns wie ein Blitzschlag trifft und uns schicksalhaft füreinander bestimmt endlich ein Leben lang beieinander zu bleiben, in Büchern, Filmen und Liedern schmackhaft gemacht. Ist sie allerdings noch nicht in unser ­Leben getreten, sind wir gerne bereit, auch finanziell auf Singlebörsen und am Datingmarkt zu investieren. Das Geschäft mit der Sehnsucht boomt auch und gerade im Internet. Allein in Österreich gibt es Hunderte solcher Portale, ob mit Kontaktanzeigen, psychologischer Partnervermittlung, ob allein für erotische Kontakte oder mit »Neigungsgruppen«, wie Gläubige, AlleinerzieherInnen, Homosexuelle etc., erklärt die Webseite www.singleboersen-vergleich.at und ergänzt, dass der Branchenumsatz im Jahr 2009 bei 14,5 Mrd. Euro lag, um 16 Prozent mehr als 2008.

Das älteste Gewerbe der Welt
Für jene, die die Liebe mehr körperlich betrachten, gibt es ja auch noch das ältes­te Gewerbe der Welt. Prostitution und Sexindustrie machen auch in Krisenzeiten fette Umsätze. Genaue Zahlen - und schon gar welche für Österreich - lassen sich nicht finden. Denn in unserer Heimat wird noch immer verschämt mit diesem Thema umgegangen - so gilt Sexarbeit hierzulande nach wie vor als »sittenwidrig«. Die Folge: Prostituierte haben fast keine Rechte, keine Arbeitsverträge und können ihnen vorenthaltenen Lohn nicht einmal einklagen. Steuern dürfen sie aber zahlen. Die fehlenden Rechte führen zu Abhängigkeiten, begünstigen Gewalt und die dunkelste Seite des Geschäfts mit der Liebe: den Menschenhandel.
Es gibt viele Sprichwörter über die Liebe. Ein afrikanisches gefällt mir besonders gut: »Reden ist einander lieben.« Also reden wir miteinander - z.B. über die Liebe.

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