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Arbeitspausen sind wichtig Menschengerechte Arbeitsgestaltung, einschließlich einer menschenfreundlichen ­Regelung von Arbeitszeit und Arbeitspausen, zählte in den 1980er-Jahren zu den Kampagnenthemen der ArbeitnehmerInneninteressenvertretungen.

Arbeitspausen sind wichtig

Historie

Der berühmte Sozialdemokrat Otto Bauer sprach sich in seinen Vorträgen für Arbeitszeitverkürzung aus.

Otto Bauer, einer der wichtigsten Politiker der damaligen österreichischen Sozialdemokratie, aber auch ausgebildeter Wirtschaftswissenschafter, war 1927/28 Vortragender an der Arbeiterhochschule, aus der nach 1945 die Sozialakademie der Arbeiterkammer hervorging. Ein paar Studierende stenografierten die Referate mit. Sie hatten sie im Gepäck, als sie auf der Flucht vor dem Faschismus ins Exil gehen mussten. 1956 wurden sie als »Einführung in die Volkswirtschaftslehre« veröffentlicht.* Eines der Themen der Lehrveranstaltung Otto Bauers: Zusammenhang zwischen Arbeitszeitverkürzung, Leistungssteigerung und Lebenschancen. Hier ein Ausschnitt daraus:

Man behauptet, die englischen Staatsmänner haben erst in einem Alter von 60 Jahren die größte Leistungsfähigkeit erreicht. Bei den Arbeitern liegt die höchste Leistungsfähigkeit um das 30. Lebensjahr herum. Von 40 Jahren an geht es bergab. Daraus ist zu schließen, dass der Arbeiter mit seinen Kräften Raubbau treibt. … Man betrachtet den Menschen oft als reine Maschine. Man sollte aber bedenken, dass der Mensch eine Maschine besonderer Art ist: Er hat ein Gehirn und seine Arbeitsleistung hängt auch von seinen seelischen Zuständen ab. … Diese »organische« Maschine kennt auch das Gefühl der Ermüdung. Die Ermüdung ist ein Vergiftungsprozess. … Der Mensch braucht Arbeitspausen und freie Zeit, damit diese Giftstoffe beseitigt werden. Gibt man dem Körper ­diese Erholungszeit nicht, so wird er krank und kann schließlich zugrunde gehen. Man sieht: Arbeitspausen sind für den Körper ebenso wichtig wie die Zufuhr von Nahrung. …
Es lassen sich einige Feststellungen über die Wechselwirkung zwischen Arbeitszeit und Arbeitsintensität machen. Erstens: Die Verkürzung der Arbeitszeit macht es möglich, die Arbeit zu intensivieren. Zweitens: Die Verkürzung der Arbeitszeit gestattet es, die Arbeitsintensität zu steigern ohne Verkürzung des Lebens des Arbeiters. …
Wenn aber die Arbeitszeitverkürzung ohnehin aufgewogen wird durch gesteigerte Leistung, hat dann der Kampf um die kurze Arbeitszeit einen Sinn? O ja, die kurze Arbeitszeit ist für den Arbeiter viel vorteilhafter. Das Leben des Arbeiters beginnt ja erst nach der Arbeitszeit. …
Bis in die achtziger Jahre hat man in Österreich bis zu 14 Stunden gearbeitet … Heute haben wir den Achtstundentag! … Soll man die 48 Stunden in fünf oder sechs Tagen arbeiten? Da bei uns Samstag nur bis Mittag gearbeitet wird, rentiert sich die Anheizung der Dampfkessel nicht. Die Unternehmer sind deshalb dafür, die 48 Stunden in fünf Tagen zu arbeiten. Der freie Samstag entspricht auch den Wünschen der Arbeiter. Zwei freie Tage in der Woche bedeuten, wenn sie richtig verbracht werden, sehr viel für die Gesundheit und kulturelle Weiterbildung des Arbeiters.

Ausgewählt und eingeleitet von Dr. Brigitte Pellar
brigitte.pellar@aon.at

* Otto Bauer: Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Mit einer Einleitung von Ernst Winkler und einem Nachwort von Benedikt Kautsky. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1956.

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