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Nachtarbeit auf Staatsbefehl

Nachtarbeit auf Staatsbefehl

Historie

Der solidarische Kampf von Salzburger Bäckergesellen gegen die Nacht- und Sonntagsarbeit, als Napoleons Truppen abgezogen waren.

1801 waren die Truppen der französischen Revolutionsarmee, die das kaiserliche Heer besiegt und Salzburg besetzt hatten, gerade abgezogen. Der vor den Franzosen geflohene Erzbischof, gleichzeitig weltlicher Herrscher, kehrte nicht zurück. Er setzte den Bischof von Chiemsee zum Statthalter des noch immer selbständigen Fürstentums ein. Nach dem Abzug der Besatzungstruppen, die wie üblich auf Kosten der Bevölkerung verpflegt werden mussten, herrschte extreme Nahrungsmittelknappheit und die Preise explodierten. Wohl aus diesem Grund gaben die Beamten der Statthalterei den Auftrag, die Brotproduktion anzukurbeln. An Überstundenzahlung für die Bäckergesellen, die selbst hungerten, war dabei natürlich nicht gedacht. So begann einer der ersten Streiks in der österreichischen Geschichte. Ein Georg Pichler berichtete darüber - nicht ohne die Streikversammlungen als Sauforgien zu diffamieren:

Was den im Mai 1801 in der Hauptstadt (Salzburg) stattgehabten Auflauf betrifft, so hat es mit diesem folgende Bewandtnis: Den Bäckerjungen daselbst wurde nämlich geboten, auch in den Sonntagsnächten zu backen. Allein sie weigerten sich dessen und trotzten insgemein (7. Mai) desto mehr, je mehr die Polizei sie zum Backen zwingen wollte, und obgleich man am Rathause die Wache auf 50 Mann vermehrte. Ihnen ihre Widersetzlichkeit zu vertreiben, ließ die Polizei am 10. Mai um 4 Uhr früh mehrere Jungen durch Gerichtsdiener und Militär ausheben, drei davon an das kaiserliche Militär abstellen, sechs in Eisen nach Werfen abführen, zwei an das salzburgische Militär abliefern und die übrigen im Rathaus von mehr als 50 Soldaten bewachen. Außerdem erhielt jedes Bäckerhaus eine Wache von zwei Mann, und den Meistern wurde mit dem Niederschießen gedroht, wenn sie sich von ihren Häusern entfernen sollten. Unwillig über ein solches Verfahren, verabredeten sich die übrigen Zünfte, so lange nicht arbeiten zu wollen, bis die Bäckerjungen wieder freigegeben sein würden! Und so erließ die Statthalterschaft noch am selben Abend den Befehl, alle von Salzburg abgeführten wieder zurückzurufen .
Gleichwohl wurden am 13. Juni doch wieder 40 Bäckerjungen über die (Stadt-)Grenze geschafft. Dieses machte natürlich böses Blut und die Gesellen der anderen Zünfte verließen größtenteils abermals die Werkstätten. Da wurde denn nicht nur das Militär mit scharfen Patronen versehen, sondern auch die beiden Bürgerkorps und wurden selbst Artilleristen zu den Hauptwache-Kanonen commandiert. Das half. Die Gesellen, welche den Tag über in den Herbergen gezecht hatten … gingen nach Hause. Allgemein hatte man sich auf nichts weniger als auf eine förmliche Revolution gefasst gemacht.

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