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Erfolgsmodell duale Berufsbildung Gesucht werden AbsolventInnen, die den ­erhöhten Anforderungen in Form von ­Kompetenzen in den Informations- und ­Kommunikationstechnologien, der Fremd­sprachen sowie der steigenden Anforderungen an sozialkommunikative Kompetenzen im ­Beruf genügen.

Erfolgsmodell duale Berufsbildung

Schwerpunkt

In Österreich sind die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen wichtige Bausteine für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben.

Österreichs Berufsbildung ist im internationalen Vergleich hervorragend aufgestellt und wird in Brüssel hoch gelobt und des Öfteren als "Marktführer" bezeichnet. Sie ist im Sekundarbereich II angesiedelt und besteht aus den Berufsschulen, den Berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) und den Berufsbildenden höheren Schulen (BHS), die mit knapp 40 Prozent der 15-Jährigen als die größte Oberstufenschulart bezeichnet werden kann. Im Vergleich dazu besuchen nur etwa 20 Prozent aller OberstufenschülerInnen ein Gymnasium, die überwiegende Mehrheit (80 Prozent) vertraut für einen späteren erfolgreichen Berufseintritt einer Berufsbildenden Schule. Aber auch die Zufriedenheit der österreichischen Bevölkerung mit den Leistungen unseres berufsbildenden Schulwesens ist überdurchschnittlich gut, wobei unter den einzelnen Schularten die BHS den ersten Platz einnimmt.

Das Besondere an der BHS

An den Berufsbildenden höheren Schulen, also den Handelsakademien, Höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten, den Wirtschafts- und Tourismusschulen, den Sozialmanagementschulen und Lehranstalten für Kindergartenpädagogik legen jedes Jahr zwei Drittel aller Maturajahrgänge ihre Reifeprüfung ab. Mit dem Maturazeugnis erwerben sie auch ein Berufsdiplom, das sie ermächtigt, zu studieren oder direkt in das Berufsleben einzusteigen. Beinahe 70 Prozent der SchülerInnen der BHS kommen aus den Hauptschulen; ein Indiz für die hohe Durchlässigkeit des österreichischen Schulsystems. Davon wieder wählen mehr als zwei Drittel den direkten Berufseinstieg und leisten so einen unverzichtbaren Beitrag zur Qualität des Wirtschaftsstandortes Öster­reich. Dadurch sichert das berufsbildende Schulwesen im internationalen Vergleich der Republik Österreich auch eine erfreulich niedrige Zahl an jugendlichen Arbeitslosen.

Die Sonderformen der BMHS

Die Kollegs stellen neben den BHS für Berufstätige, den Aufbaulehrgängen, die AbsolventInnen der BMS einen BHS-Abschluss ermöglichen, und den leider abgeschafften Speziallehrgängen, die eine weiterführende spezialisierende Ausbildung anschließend an die BMHS geboten haben oder eine Ergänzung erworbener Fachausbildung vermittelten, die Sonderformen der BMHS dar. Schulorganisatorisch zählen sie zur Sekundarstufe II, de facto reichen aber die von ihnen vermittelten Fähigkeiten und Kompetenzen in den tertiären Bereich hinein.
Das Reife- und Diplomprüfungszeugnis der BHS-AbsolventInnen wird von der EU als Berufsdiplom anerkannt. Damit haben die einzelnen ratifizierenden Länder der EU den öster­reichischen Abschluss einer BHS teilweise dem tertiären Bildungssegment zugeordnet. Diese Anerkennung in Kombination mit mindestens zwei Jahren Berufspraxis führt u. a. an deutschen Fachhochschulen zu einer Verkürzung der Studiendauer um vier Semester.
Unsere Berufsbildenden höheren Schulen rekrutieren den Großteil ihrer Lehrkräfte direkt aus nationalen und internationalen Betrieben und sichern so ihren SchülerInnen das aktuelle wirtschaftliche und technische Know-how. Jedoch nicht immer gelingt es, alle freien LehrerInnenstellen zu besetzen, sind doch die Einkommensunterschiede zwischen der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Dienst bemerkenswert.
Deshalb wäre für die Aufnahme von FachtheoretikerInnen und FachpraktikerInnen die Anrechnung der wertvollen und unentbehrlichen Wirtschaftspraxis attraktiver zu gestalten, und auch generell durch eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung zu unterstützen und abzusichern.
Sollten solche Maßnahmen nicht ergriffen werden, droht auch aus diesem Grund ein LehrerInnenmangel, der die Qualität der Ausbildung an unseren BHS in Frage stellen könnte.

Die Qualitätssicherung

Die "Qualitätsinitiative in der Berufsbildung" (QIBB) bildet den gemeinsamen Qualitätsrahmen für alle berufsbildenden Schulen und wird seit langem von allen BHS auf freiwilliger Basis praktiziert. Einzelne Schulen setzten einen weiteren Schritt und unterwarfen sich einer externen ISO-Zertifizierung. Qualitätsmanagement in der Berufsbildung sollte den heterogenen Bedingungen von Schulen, Klassen, Lehrenden und Lernenden gerecht werden. Eine Zustimmung zur weiteren Umsetzung kann jedoch nur dann gegeben werden, wenn Qualitätssicherung nicht in Bürokratie ausufert.

Lebensbegleitendes Lernen

Ein wichtiges Standbein der BHS bilden im tertiären Bildungssektor die Kollegs und die Schulen für Berufstätige. Diese Standorte entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Innovationszentren für die berufliche Aus- und Weiterbildung. Damit wird ein sinnvoller Beitrag zur europäischen Initiative des "Lebensbegleitenden Lernen" (LLL) geleistet. Eine entsprechend hohe Einstufung aller Abschlüsse der BHS ist im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) und damit im Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) sowie im ECVET sicherzustellen.
Die Anerkennung der hochwertigen österreichischen Berufsbildung auf nationaler und internationaler Ebene sichert den AbsolventInnen der BHS den Zugang zum höher qualifizierten Arbeitsmarkt und erleichtert den österreichischen Unternehmen deren Qualitätsnachweis. Zu fordern ist eine Stärkung des formalen Berufsbildungsweges der BHS als unentbehrliches Fundament für eine immer wichtiger werdende LLL-Strategie.
Es gibt auch in Österreich immer wieder Stimmen, die eine Verlagerung der Berufsbildung in den Tertiärbereich befürworten. In den Ländern Europas, wo dies der Fall ist, zeigt ein Vergleich der Qualität der erworbenen beruflichen Kompetenzen aber sehr deutlich, dass der österreichische Weg weit erfolgreicher ist. In diesen Ländern wird die Berufsbildung altersmäßig hinausgeschoben. Dies stellt, auch gesamtwirtschaftlich gesehen, eine starke Verlagerung der Bildungskosten in das System des "Lebensbegleitenden Lernens" (LLL) dar und damit in einen Bereich mit überwiegend privat-wirtschaftlicher Ausrichtung der beruflichen Bildung. Gesucht werden AbsolventInnen, die den erhöhten Anforderungen in Form von Kompetenzen in den Informations- und Kommunikationstechnologien, der Fremdsprachen sowie der steigenden Anforderungen an sozialkommunikative Kompetenzen im Beruf genügen. Ein Indiz für das Qualifikationsniveau der BHS sind unter anderem die häufig erworbenen externen Zertifikate. Mittelfristig gesehen kann man auch von einem Bedarf im höheren technischen Qualifikationsbereich von rund sieben Prozent der Erwerbspersonen am europäischen Arbeitsmarkt ausgehen.
In Österreich ist im technischen Bereich eine Fachkräfteknappheit zu belegen, das haben unterschiedliche Erhebungen ergeben. Nach Überwindung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise ist mittel- und langfristig aufgrund der technologischen Fundierung der Produktion und wachsender Dienstleistungen mit einer Fortsetzung der guten Beschäftigungsmöglichkeiten für TechnikerInnen zu rechnen. Auf diese Herausforderung wird die BHS in Form neugestalteter Lehrpläne unverzüglich reagieren.

Die BHS kann mehr

Letztendlich sollte man nicht übersehen, dass Bildung mehr ist als reine Berufsbildung. Die BHS ist stolz darauf, junge Menschen nicht bloß auszubilden, sondern auch zu erziehen und zu bilden; vor allem dort, wo die bisherige Unterstützung der Familien und der Gesellschaft im Schwinden ist, kommt der Berufs­bildung auch eine soziale und Versäumnisse der Gesellschaft reparierende Funktion zu.

Internet:
QualitätsInitiative BerufsBildung!
www.qibb.at
Berufsbildende Schulen in Österreich
www.berufsbildendeschulen.at

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