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Der "Theodor-Körner-Fonds" 1953 bis 2011 Im Festsaal der Universität Wien 51 jungen WissenschafterInnen und KünstlerInnen vom Kuratoriumspräsidenten Herbert Tumpel und vom Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb Förderungspreise überreicht.

Der "Theodor-Körner-Fonds" 1953 bis 2011

Aus AK und Gewerkschaften

Unterstützung für junge WissenschafterInnen und KünstlerInnen.

Am 28. April dieses Jahres fand im Festsaal der Universität Wien eine Preisverleihung statt. 51 jungen WissenschafterInnen und KünstlerInnen wurden vom Kuratoriumspräsidenten Herbert Tumpel und vom Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb Förderungspreise zwischen 1.500 Euro und 3.000 Euro überreicht. Drei der Preise wurden von der Stadt Wien gespendet. Nach dem Festakt in der Universität empfing Bundespräsident Heinz Fischer die PreisträgerInnen in der Hofburg. Es war die 57. Preisverleihung des "Theodor-Körner-Fonds zur Förderung der Wissenschaft und Kunst". Doch was verbirgt sich hinter dem doch recht sperrigen Namen?

Ein General für den Frieden

Der auch als "Friedensgeneral" bezeichnete Theodor Körner gehörte wohl zu den herausragenden Gestalten der österreichischen Arbeiterbewegung. Als Sohn einer Offiziersfamilie am 24. April 1873 geboren, machte er nach Absolvierung militärischer Schulen rasch Karriere in der k. u. k. Armee als Generalstabsoffizier. Nach dem Ersten Weltkrieg, in den ersten Jahren der demokratischen Republik, organisierte er an der Seite von Julius Deutsch den Aufbau des demokratischen Heeres der 1. Republik. Nach seiner Pensionierung als General im Jahr 1924 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei. Körner beriet die Partei in Heeresangelegenheiten und beim Aufbau des zum Schutz von Parteiversammlungen gegründeten "Republikanischen Schutzbundes". Die Stadt Wien entsandte ihn 1926 in den Bundesrat und in den Stadtschulrat. Infolge seiner Erfahrungen im Ersten Weltkrieg geißelte er Kriegsbegeisterung und überschäumenden Nationalismus. Später, als Bundespräsident, sagte er: "Krieg ist Krieg. Ob man erstochen, erschlagen, erschossen oder vergiftet wird - er ist rohe und nackte Gewalt, Faustrecht und unabsehbarer Tod, also muss der Krieg als Mittel der Auseinandersetzung zwischen Staaten und Völkern abgeschafft werden und ein internationales Recht entstehen, das die Konflikte der Völker mit Vernunft und Frieden regelt." Nach Verfolgung und Inhaftierungen durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus wird Körner 1945 nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Nazidiktatur im Alter von 72 Jahren von den Sowjets als Bürgermeister von Wien bestätigt. Seine Kenntnis der russischen Sprache hilft in den zahlreichen Verhandlungen mit der sowjetischen Besatzungsmacht, was den Wiederaufbau der zu einem Viertel zerstörten Stadt entscheidend beschleunigt.
Nach dem Ableben von Karl Renner wird der beliebte Wiener Bürgermeister 1951 in einer Stichwahl zum ersten vom Volk gewählten Bundespräsidenten. Theodor Körner war für seine Bescheidenheit bekannt. Deshalb verzichtete er zu seinem 80. Geburtstag 1953 auf Geburtstagsgeschenke und bat, den dafür von den Gratulanten vorgesehenen Betrag, in einen Fonds einzuzahlen. Die Idee war ebenso einfach wie bestechend: Aus den eingelangten Spenden sollten jährlich Projekte gesponsert und Preise an junge WissenschafterInnen und KünstlerInnen vergeben werden, um zur Weiterentwicklung der österreichischen Wissenschaft und Kunst beizutragen.

Der "Theodor-Körner-Fonds"

Initiatoren des "Theodor-Körner-Stiftungsfonds" - wie er damals hieß - waren AK und ÖGB. In dem an erster Stelle von Karl Mantler für den Arbeiterkammertag und Johann Böhm für den ÖGB unterzeichneten Aufruf vom Frühjahr 1953 heißt es: "Der Herr Bundespräsident hat (…) darauf hingewiesen, dass die österreichische Wissenschaft und Kunst nur dann wieder zu höchster Entfaltung gelangen kann, wenn allen Begabungen unseres Volkes ohne Unterschied der sozialen Herkunft die Möglichkeit zu schöpferischer Betätigung geboten wird." Der Arbeiterkammertag (heute Bundesarbeitskammer) unterstützt seither den Fonds mit einem hohen Betrag.
Der "Theodor-Körner-Fonds" wird von einem Kuratorium geleitet, die Auswahl der PreisträgerInnen besorgt ein wissenschaftlicher und künstlerischer Beirat. Heute besteht das Präsidium des Kuratoriums aus BAK-Präsident Herbert Tumpel, der Vizepräsidentin der AK Tirol Verena Steinlechner-Garziadei, NRAbg. i. R. Prof. Franz Mrkvicka und dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.
Auch Bruno Kreisky war nicht nur über zwei Jahrzehnte Vizepräsident des Theodor-Körner-Fonds, er war vielmehr Initiator vieler durch den Fonds finanzierter Projekte und Veranstaltungen. Kreisky hat zu seinem 60. Geburtstag gebeten, die ihm zugedachten Geschenke in Form von Geldspenden dem Fonds zukommen zu lassen.
Im Zentrum des "Körner-Fonds" stand seit seiner Gründung immer die individuelle Förderung von Projekten junger österreichischer WissenschafterInnen und KünstlerInnen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit 1954 wurden über 3.350 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Künstlerinnen und Künstler mit Förderungspreisen unterstützt. Rund 3,8 Mio. Euro sind vom Körner-Fonds seit 1954 der österreichischen Wissenschaft und Forschung zugute gekommen. Der Schwerpunkt des "Körnerpreises" lag immer in der Unterstützung nicht fertiggestellter Arbeiten. Ausschlaggebend für die Zuerkennung eines Förderungspreises war und ist die wissenschaftliche oder künstlerische Qualität eines eingereichten Projekts.

Eine Art "Who is Who"

Die Liste der PreisträgerInnen liest sich wie ein "Who is Who" der österreichischen Wissenschaft, Literatur und Kunst. Zu den ersten Preisträgern des Jahres 1954 gehörte etwa der österreichische Informatikpionier Heinz Zemanek, dessen "Mailüftler" noch heute im Technischen Museum bewundert werden kann. Unter den PreisträgerInnen der weiteren Jahre finden sich unter anderem die weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Künstler Adolf Frohner und Christian Ludwig Attersee, die Biochemikerin Renée Schroeder, der Schriftsteller Josef Haslinger, der Journalist, Literat und Kulturpolitiker Jörg Mauthe, der Kabarettist Werner Schneyder sowie die Lyrikerin Christine Busta, der Komponist und Dirigent Friedrich Cerha, der Zoologe Antal Festetics, der Psychologe Hans Strotzka und der Präsident des Verwaltungsgerichtshofes Clemens Jabloner.

PreisträgerInnen und Projekte 2011

Auch die PreisträgerInnen des Jahres 2011 werden sich wohl in diese Galerie von exzellenten WissenschafterInnen und KünstlerInnen einreihen. Ohne auf die innovativen literarischen, bildnerischen und musikalischen Projekte einzugehen, seien einige der geplanten wissenschaftlichen Arbeiten exemplarisch benannt. Ganz aktuell und wegweisend ist etwa das Forschungsprojekt von Gilles Reckinger. Tagtäglich hören wir in den Nachrichten von den Flüchtlingsströmen auf die kleine Insel Lampedusa. Er erforscht die Folgen für das Leben der dort Wohnenden. Wenn Martina Zweimüller die gesundheitlichen und sozialen Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl in Österreich untersucht, so leistet sie damit einen entscheidenden Beitrag zum gegenwärtigen Diskurs über die von der Gesellschaft zu tragenden Folgekosten von AKWs. Michaela Schirnhofer geht der kommunikationspolitisch zentralen Frage nach der Entstehung von Wissen in unserer Zeit nach. Durch welches Text-Bild-Ton-Gefüge in den Massenmedien wird unser Bild von der Umwelt, von der Gesellschaft konstruiert?
Im Bereich der Medizin forscht Andreas Birbach nach den Ursachen der Schuppenflechte. Mit dem Ziel Risikofaktoren von Nierentumoren festzustellen, und damit Prävention zu ermöglichen, beschäftigt sich Michaela de Martino in einem vielversprechenden Projekt. Chronisch entzündlichen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters geht Monika Edelbauer nach.
Vielfach führt der wirtschaftliche Wettbewerbsdruck dazu, dass ArbeitnehmerInnen trotz Krankheit am Arbeitsplatz bleiben. Dies führt individuell zu langfristigen Folgeschäden und darüber hinaus zu vermehrten Kosten der Sozialsysteme. Martin Halla versucht dies empirisch zu belegen. Die Verschiebung und damit die Minimierung von Steuern innerhalb eines Konzerns untersucht Matthias Petutschnig in seiner Arbeit. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Begründung eines sozial und wirtschaftlich gerechten Körperschaftssteuersystems.
Für den Theodor-Körner-Fonds und seine PreisträgerInnen war und ist das Eintreten für demokratische Werte, für Offenheit und für einen internationalen wissenschaftlichen und künstlerischen Diskurs immer eine Selbstverständlichkeit.

Internet:
Alle Infos:
www.theodorkoernerfonds.at 
Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor
klaus.mulley@akwien.at 
oder die Redaktion
aw@oegb.at 

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