topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/
Respekt! - kein Platz für Rassismus Augenfällig ist das Metallschild, das mit einfachen Worten zum Denken und Handeln aufrufen soll. Ziel ist es, das Schild an vielen Betrieben, Schulen, Sportvereinen und anderen öffentlichen Einrichtungen anzubringen.
Buchtipp

Respekt! - kein Platz für Rassismus

Schwerpunkt

In Deutschland kooperiert die IG Metall erfolgreich mit dieser Initiative.

Die Initiative "Respekt! - kein Platz für Rassismus" wird von der IG Metall seit März 2011 unterstützt. Die Initiative hat in kurzer Zeit eine relativ hohe Aufmerksamkeit erzielt. Sie behandelt das Thema Respekt und Rassismus im Alltag. Mithilfe der IG Metall wird das Thema mit großer Resonanz in die betriebliche Öffentlichkeit getragen. Die Diskussionen auf diversen Veranstaltungen zeigen: Das Thema "Respekt" trifft einen Nerv. Es gibt das Bedürfnis, über Anerkennung und Respekt im betrieblichen und gesellschaftlichen Alltag zu diskutieren.

Start am grünen Rasen

Der Bereich der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit hat die Initiative mit seinem Vorstandsmitglied Bertin Eichler vorangetrieben. Er hat sich dafür stark gemacht, dass wir die Kooperation eingehen und gestalten konnten: "Nirgendwo sonst kommen im täglichen Leben so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur zusammen, wie in der Arbeitswelt. Wir wollen einen respektvollen Umgang auf allen Hierarchiestufen - sowohl bei den MitarbeiterInnen untereinander als auch von Vorgesetzten gegenüber ihren MitarbeiterInnen und natürlich auch gegenüber ihren Leistungen." Die Frankfurter Initiative "Respekt! - kein Platz für Rassismus"1 hat ihre Wurzeln im Sport. Mit der ursprünglichen Botschaft "Kein Platz für Rassismus" ging es zunächst darum, bei den Fußball-Fans für mehr Respekt auf dem grünen Rasen zu werben. Rassistische Pöbeleien oder schwulenfeindliche Sprüche sind oft Alltag in den Fußballstadien. Nachdem das Respekt-Schild in vielen Fußballstadien öffentlichkeitswirksam aufgehängt wurde, ist die Idee 2009 weiter entwickelt worden, und aus dem Gebot wurde eine Botschaft "Respekt!". Viele MitstreiterInnen und BotschafterInnen aus Sport und Kultur, wie zum Beispiel Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, und Schauspieler Peter Lohmeyer, der ZDF-Sportjournalist Thomas Wark, der Comedian Bülent Ceylan, unterstützen seitdem mit vielen anderen Prominenten tatkräftig die Initiative. Neue Schirmherrin ist die ehemalige Fußballnationalspielerin Sandra Minnert. Sie ist Nachfolgerin von Steffi Jones, die weiterhin engagierte Botschafterin bleibt. Die Aktion hat eigene Leitlinien und wird über verschiedene Kanäle verbreitet. Empfehlenswert ist ein Blick auf die Internetseite www.respekt.tv. Augenfällig ist das Metallschild, das mit einfachen Worten zum Denken und Handeln aufrufen soll. Ziel ist es, das Schild in vielen Betrieben, Schulen, Sportvereinen und anderen öffentlichen Einrichtungen anzubringen.
Über 450.000 Menschen haben seit März 2011 an Veranstaltungen der IG Metall teilgenommen, bei denen die Initiative vorgestellt, Schilder angebracht oder Diskussionen zum Thema geführt wurden. Bei Veranstaltungen wie Betriebsversammlungen, Sommerfesten, Fußballturnieren, JugendvertreterInnen-Versammlungen, Delegiertenversammlungen etc. wurde die Initiative aufgegriffen, um das Thema Ungleichheit im Betrieb an unterschiedlichen Punkten aufzuzeigen. Hier ging es um Themen wie die Übernahme nach der Ausbildung, die Situation der LeiharbeitnehmerInnen, Karrierechancen von Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund. Die "Respekt!"-Initiative verstehen wir als Kommunikationsplattform für die Diskussion dieser Themen von struktureller Ungleichheit und Diskriminierung im Betrieb.

Einladung zur Beteiligung

Die große Resonanz ist aus meiner Sicht darauf zurückzuführen, dass das Konzept einfach und gestaltungsoffen ist. Alle Interessierten sind eingeladen sich zu beteiligen, es gibt keine Vorgaben. Es wurden Filme gedreht, Kreativworkshops zum Thema organisiert und vieles mehr. VW Braunschweig hat mit 1.000 KollegInnen im Rahmen einer Betiebsversammlung eine imposante Aktion gemacht. Es gab viele KollegInnen, die eigeninitiativ ihre Kontakte zu Sportvereinen aktiviert haben, um gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren. Es gibt seit vielen Jahren die verschiedensten gewerkschaftlichen Initiativen, wie zum Beispiel "Die Gelbe Hand", das Netzwerk für Demokratie und Courage, die Kulturmittler bei Thyssen-Krupp oder der Anti-Rassistische Arbeitskreis der IG-Metall-Jugend, die sich aktiv mit Ausgrenzung und der Bekämpfung von rechtsradikalen Tendenzen beschäftigen und sensibilisieren wollen. Ihre Arbeit verdient Respekt und mehr Aufmerksamkeit. Dazu will die Initiative beitragen. Auch die Arbeitgeberseite hat in den meisten Fällen sehr positiv auf die Initiative reagiert, denn sie hat auch Interesse an einem guten Betriebsklima.

Erfrischende Initiative

Die Strategie, mit anderen etwas gemeinsam zu machen, die normalerweise nicht so viel mit Gewerkschaften zu tun haben, ist erfrischend und vitalisierend. Der Wertekanon der Gewerkschaften setzt sich nicht erst seit dieser Initiative mit den Themen Gerechtigkeit, Respekt und Anerkennung auseinander. Aber das bringt nur begrenzt Nutzen, wenn unser Image immer noch altbacken und unattraktiv ist. Durch die Zusammenarbeit mit SportlerInnen, KünstlerInnen, SchauspielerInnen und aktiven Menschen aus anderen Lebenswelten haben wir uns die Chance eröffnet, andere an unserer gewerkschaftlichen Kultur zu beteiligen. Wesentlich ist auch, dass die "Respekt!"-Initiatoren um Lothar Rudolf großen Wert darauf legen, dass das Ganze auch Spaß machen darf, witzig und frech sein kann. Neben dem erfrischenden Rap von Irie Révoltés gibt es jetzt einen zweiten Song zur Initiative von der Frankfurter Bluessängerin Kaye-Ree. Stellvertretend hervorheben möchte ich eine Respekt-Anzeige in der Frankfurter Rundschau (22. 9. 2011) mit den Betriebsratsvorsitzenden Uwe Hück von Porsche und Bernd Osterloh von VW. Dazu gibt es auch ein Video, das seine Wirkung nicht verfehlt.
Dass wir als IG Metall auch bunt, vielfältig und auch weiblich sind, beweist der im Rahmen der Kooperation gerade veröffentlichte zweite Band "Respekt! 100 Frauen - 100 Geschichten". In diesem Buch kommen neben vielen spannenden, bekannten und unbekannten Frauen auch 30 Kolleginnen aus dem Organisationsbereich der IG Metall zu Wort. Hier zeigt sich deutlich, wie vielschichtig und persönlich der Zugang zum eigenen Wertesystem verankert ist.
Für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist es eine dankbare Herausforderung mit Bildungsangeboten die Respekt-Initiative zu unterfüttern, um für Nachhaltigkeit zu sorgen. Unsere Position war von Anfang an, dass es mit einer Schildanbringung nicht getan ist. Die Aktion ist ein Anlass, um auf schwierige Themen im Betrieb zu schauen und sie dann auch zu bearbeiten. Hier arbeiten wir eng mit dem Ressort Migration und der Betriebspolitik zusammen. Ziel sind u. a. Betriebsvereinbarungen zum partnerschaftlichen Verhalten oder gegen Diskriminierung im Betrieb. Unsere Bildungsangebote beinhalten Argumentationstrainings gegen rechts, die Sensibilisierung für Ungleichheiten im Betrieb und in der Gesellschaft, und wir fördern die Entwicklung interkultureller Kompetenzen. Darüber hinaus haben wir für betriebliche MultiplikatorInnen Workshops organisiert, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Kurz und gut, für uns geht die eigentliche Arbeit jetzt erst richtig los! Wichtig ist uns dabei, interessierte Mitglieder, Vertrauensleute, BetriebsrätInnen und JugendvertreterInnen zu erreichen!

Fazit und Ausblick

Wir machen weiter, bringen Schilder an, gehen auf betriebliche Veranstaltungen und arbeiten in Bildungsveranstaltungen an den Anliegen der Beschäftigten. Für nächstes Jahr sind wieder einige Highlights geplant, u. a. ein bundesweiter Wettbewerb, der sich an die junge Generation und ihr Verhältnis zum Thema Respekt richtet. Die Initiative "Respekt! - kein Platz für Rassismus" leistet einen wertvollen kulturellen Beitrag für eine bessere Arbeitswelt!

Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin
ulrike.obermayr@igmetall.de 
oder die Redaktion
aw@oegb.at 
Respekt!-Schild
Download: tinyurl.com/c326md6

1Initiator der Initiative ist Lothar Rudolf, Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH Respekt, gelernter Schriftsetzer und Inhaber einer Medienagentur in Frankfurt.

Artikel weiterempfehlen

Kommentar verfassen

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum