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Die Ausgaben privater Haushalte

Wirtschaft&Arbeitsmarkt

Die Ergebnisse der Konsumerhebung 2009/2010 geben Aufschluss über die Ausgabenstruktur der privaten Haushalte.

Laut einer Rahmenverordnung1 sind die Staaten der Europäischen Union verpflichtet, in Fünfjahresabständen eine sogenannte Konsumerhebung durchzuführen. Primäres Ziel der Stichprobenerhebung ist die detaillierte Erfassung der gesamten Verbrauchsausgaben der Haushalte. Die Ergebnisse geben zum einen Aufschluss über die Ausgabenstruktur der privaten Haushalte, d. h. letztlich über die Lebensbedingungen der unterschiedlichen sozialen Gruppen. Zum anderen bildet das Konsumprofil die Basis für die Spezifizierung des Warenkorbes, der wiederum bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) und damit der monatlichen Inflationsrate Verwendung findet.

Einige statistische Basisdaten

Die Erhebung erstreckte sich über den Zeitraum April 2009 bis Mai 2010. Insgesamt nahmen 6.534 Haushalte daran teil: Als zentrales Erhebungsinstrument diente das Haushaltsbuch. Darin wurden alle privaten Ausgaben verzeichnet. Im konkreten Ausgaben für

  • Lebensmittel, Getränke, Tiernahrung,
  • Ausgaben im Restaurant,
  • alle übrigen Ausgaben,
  • Entnahmen für den Eigenbedarf aus Garten oder Betrieb.

Neben Konsumausgaben mussten Fragen zur Person beantwortet werden:

  • Geschlecht,
  • Staatsbürgerschaft,
  • Familienstand
  • Geburtsdatum,
  • berufliche Stellung,
  • höchste abgeschlossene Schulbildung usw.

Diese Merkmalsdaten lassen über Datenverknüpfungen sozialstatistische Auswertungen verschiedenster Art zu. Eine derartige Verknüpfung wäre etwa die Zuordnung der einzelnen Haushaltsausgaben (Ernährung, Bekleidung, Wohnen etc.) zu den Gesamtausgaben (siehe Grafik oben). Aber nicht nur die Konsumausgaben wurden erhoben; es wurden auch Fragen zum Ausstattungsgrad der Haushalte gestellt. So etwa verfügen 91 Prozent aller Haushalte lt. KE 2009/2010 über mindestens ein Mobiltelefon. Im Jahr 2000 waren es noch 60 Prozent. Interessant sind auch die Daten zur Mobilität: In Wien besitzen 40 Prozent aller Haushalte kein Kfz. In Haushalten in Regionen mit weniger als 10.001 EinwohnerInnen hingegen nur 13 Prozent. Damit lassen sich u. a. PendlerInnenbewegungen erklären.

Durchschnittliche Haushaltsausgaben

Die durchschnittlichen Haushaltsausgaben betragen 2.910 Euro. Insgesamt beträgt die Anzahl der Haushalte, die von der Statistik Austria hochgerechnet wurde, 3,605.100 Einheiten. Die durchschnittliche Haushaltsgröße umfasst 2,29 Personen. Betrachtet man nun die Ausgaben bezüglich des Merkmals Haushaltsgröße, so geben Haushalte mit einer Person im Durchschnitt 1.930 Euro monatlich für den Konsum aus; Haushalte mit zwei Personen 2.990 und schließlich Haushalte mit fünf und mehr Personen 4.110 Euro. Wichtig ist darauf hinzuweisen, dass lediglich die Ausgaben erfragt werden, nicht deren Finanzierung. Die kann durch Kredite, durch Auflösen von Sparguthaben etc. erfolgen. Generell muss man daher bei der Interpretation dieser Statistiken mit großer Behutsamkeit vorgehen. Individuelle Muster lassen sich in aller Regel daraus nicht ableiten. Statistik dient zur Beschreibung von Massenphänomenen.

Verteilung der Ausgaben

Die Grafik "Monatliche Äquivalenzausgaben nach Quartilen" veranschaulicht die Ausgabenverteilung nach der Höhe der Gesamtausgaben. So geben etwa die ausgabenstärksten Haushalte - also jene mit 2.287 Euro und mehr Ausgaben - im Durchschnitt 3,5-mal so viel aus wie die ausgabenschwächsten Haushalte. Betrachtet man den österreichischen Ausgabendurchschnitt, so liegen die ausgabenschwächsten Haushalte um 52 Prozent darunter.  Haushalte in der höchsten Ausgabenstufe geben für Ernährung 8,5 Prozent aus - gemessen an ihren Gesamtausgaben. Für die unterste Ausgabenstufe beträgt der Anteil 18,4 Euro - also mehr als doppelt so viel. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Ausgabenkategorie Wohnen und Energie: 19,1 Euro der Gesamtausgaben, das sind im Durchschnitt  628 Euro, entfallen auf die Gesamtausgaben der höchsten Ausgabenstufe und 37,2 Prozent - rund 333 Euro - auf jene der niedrigsten Ausgabenstufe. Für den Verkehr gibt ein Haushalt in der obersten Ausgabenstufe etwa dreimal mehr aus (19 Prozent) als ein Haushalt unterster Ausgabenstufe (6,8 Prozent) - wiederum gemessen an den jeweiligen Gesamtausgaben. Betrachtet man die Ausgabenprofile unter dem Regionalaspekt/EinwohnerInnenanzahl, so stellt man fest, dass die Haushaltsausgaben in Regionen mit zunehmender EinwohnerInnenanzahl sinken (siehe Grafik unten). Gänzlich anders sieht die Datenlage aus, wenn man zu Vergleichen nicht die Haushaltsausgaben heranzieht, sondern die Äquivalenzausgaben2. Hier steigen die Ausgaben: Regionen mit kleiner EinwohnerInnenanzahl geben im Durchschnitt weniger aus als jene mit höherer EinwohnerInnenanzahl. Einer der Gründe dafür ist die Belagsdichte (Anzahl der in einer Wohnung lebenden Personen). Bei sinkender Belagszahl steigen die Äquivalenzausgaben.

Nach Männern und Frauen …

Zu guter Letzt noch einen schmunzelnder Blick auf das Konsumverhalten im Frühling. Nicht verwunderlich ist, dass Haushalte während der Monate März bis Mai für Kleingartengeräte um 176 Prozent mehr ausgeben als während der restlichen Monate. Schon erstaunlicher ist das Mehr an Schokoladekonsum, es ist im Frühling um elf Prozent höher als während der anderen Jahreszeiten. Und der um 17 Prozent höhere Eierkonsum ist wohl auf die Osterfeiertage zurückzuführen.

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reinhold.russinger@akwien.at 
oder die Redaktion
aw@oegb.at 

1 EU-Rahmenverordnung Nr. 2494/95, Abl.Nr. L257, Oktober 1995.
2 Nach einem von der OECD entwickelten Klassifikationsschema lassen sich Haushaltsausgaben in Pro-Kopf-Ausgaben (Äquivalenzausgaben) umrechnen. Demnach wird eine erwachsene Person mit dem Faktor 1, jede weitere Person im Haushalt mit 0,5 und Kinder unter 14 mit 0,3 bewertet.

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