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Piraten und Beiräte Im Mai 1924 informierte die Arbeiterkammer über das neue Medium, hier das Foto-Dokument über die AK-Veranstaltung "Modernes Broadcasting" in der Wiener Urania. Die ersten HörerInnen mussten ja ihre Empfänger selbst basteln.

Piraten und Beiräte

Historie

Arbeiterkammern und freie Gewerkschaften im Kampf gegen das staatliche Informations- und Kommunikationsmonopol im neuen Medium "Radio".

Die Radio-Technologie war 1924 so brandneu wie 1994 das Handy. Das Management der ersten österreichischen Rundfunkanstalt, der RAVAG, stand in enger Beziehung zu den rechten Koalitionsregierungen. Deshalb formierte sich schon bevor die RAVAG erstmals auf Sendung ging der Widerstand in der sozialdemokratischen und kommunistischen ArbeiterInnenbewegung. Der sozialdemokratische Freie Radiobund (später Arbeiter-Radiobund Österreichs) forderte als Gegengewicht eigene "Arbeitersender", hatte aber keine Chance, dafür Frequenzen zugesprochen zu bekommen. So sendeten die linken Parteien, der sozialdemokratische Republikanische Schutzbund, aber auch die freien Gewerkschaften von 1925 bis 1932 illegal ihre Programme. Der Ausbau des sozialdemokratischen Netzes an Piratensendern, das alle Bundesländer umfasste, wurde von der Arbeiterbank und den Arbeiterkammern finanziert. Ab 1928 gab es einen regelmäßigen geheimen Sendedienst, der zweimal wöchentlich je drei Stunden sendete. Insgesamt existierten 13 geheime Sendeanlagen: in Wien - wo auch die Zentrale war, Linz, Salzburg, Klagenfurt, Villach, Innsbruck, Bregenz, Ried im Innkreis, Bad Ischl, Knittelfeld, Leoben, Bruck an der Mur und Selzthal.
Gleichzeitig reklamierte die sozialdemokratische Opposition aber auch Sendezeit in der RAVAG für sich und versuchte dort, auf die Programmgestaltung doch etwas Einfluss zu nehmen. Der Radiobund war im Programmbeirat vertreten und setzte eine von der Arbeiterkammer gestaltete halbstündige Sendung pro Woche durch. Das waren die Vorläufer der in der Zweiten Republik über Jahrzehnte üblichen "Belangsendungen" der Interessenvertretungen, für die gratis Sendezeit zur Verfügung gestellt wurde. Damit hatten auch der Gewerkschaftsbund und die Arbeiterkammer regelmäßig Zugang zum Medium Radio.
In der Ersten Republik erreichte Käthe Leichter, die Leiterin der AK-Frauenabteilung in Wien, dass die wöchentliche  Sendezeit einmal im Monat für Frauenanliegen zur Verfügung stand. Sie ließ in dieser Sendung Gewerkschafterinnen über ihre Probleme in der Arbeitswelt berichten, - Frauen ohne jede Medienerfahrung. Eine von ihnen erinnerte sich später:
Sie überraschte mich eines Morgens … mit der Erklärung, dass sie mich für den nächsten Radiovortrag in der "Stunde der Arbeiterkammer" über ein Problem der arbeitenden Frau in Aussicht genommen habe. Ich möge mich für ein Thema entscheiden, wofür mir eine Woche Frist bleibe. Ich war zutiefst bestürzt, denn ich bezweifelte meine Fähigkeit, diese Aufgabe und die in mich gesetzte Erwartung erfüllen zu können. Ich hoffte, mich drücken zu können, aber das war bei Käthe Leichter unmöglich. Täglich wurde mir die Frage serviert: "Wo ist das Manuskript?" ...
Beim Ablesen im Studio in der RAVAG dachte ich nicht an die vielen Hörer, sondern mit Herzklopfen an Käthe Leichter, dass ich sie nicht blamieren dürfe. Und so erreichte ich sogar ein Lob in der Presse, die damals nicht immer sehr freundlich zu den Sendungen der Arbeiterkammer Stellung nahm …

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