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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Tut Wut gut?

Meinung

Geht es Ihnen auch so? Wird Ihnen auch übel bei Schlagzeilen wie Schuldenbremse, Rettungsschirm, Untersuchungsausschuss, Korruption und sparen, sparen, sparen?

Im dritten Jahr der Krise hat sich nicht viel geändert. Arbeitsplätze gehen verloren, Menschen rutschen in die Armutsfalle. Nur denen, die das alles mitverursacht haben, geht es offenbar noch immer prächtig. Unternehmen machen fette Umsätze, der Finanzmarkt boomt. Und immer wieder lesen und hören wir, dass wir über unsere Verhältnisse gelebt hätten und dass wir den Gürtel enger schnallen müssen.

We are 99 percent

Da kann einem schon der Kragen platzen. Und das geht auch mehr und mehr Menschen so. Sie wollen sich das alles nicht mehr gefallen lassen, sie sind wütend. Vor allem in den sozialen Medien finden sie Gleichgesinnte. Sie entdecken die Demokratie (wieder). Bilder vom "Arabischen Frühling" faszinieren, auch die Erkenntnis, wie viel man gemeinsam bewegen kann. Und dann gar Proteste an der Wall Street: "We are the 99 percent." Bunte Bilder der Occupy-Bewegung  flimmerten im Herbst 2011 über die Schirme. Hollywoodgrößen, SchriftstellerInnen, WissenschafterInnen engagierten sich, Occupy breitete sich international aus. Am 15. Oktober 2011 fanden in rund 1.000 Städten weltweit Aktionen statt, auch in Österreich, mitorganisiert von der Plattform "Wege aus der Krise".
In den letzten Tagen ist nun Occupy Austria in einen Sturm der Kritik geraten. Stein des Anstoßes ist Franz Hörmann. Der WU-Professor, der gemeinsam mit dem Wirtschaftswissenschafter Otmar Pregetter das Buch "Das Ende des Geldes" veröffentlicht hat (S. 38 ff.), macht mit rechtem Gedankengut von sich reden. Occupy Austria und andere distanzieren sich von ihm. Klagsandrohungen und rechtliche Schritte stehen im Raum, in den sozialen Netzwerken finden wilde Wortgefechte statt.
"Das Einzige, was wir gemeinsam haben, ist, dass wir die 99 Prozent sind, die die Gier und Korruption eines Prozents nicht mehr tolerieren wollen", steht auf occupy.org. Wie man an den jüngsten Entwicklungen sehen kann, reicht das wohl nicht. Es ist schade um die schöne Wut der Menschen, die jetzt vielleicht wieder der Bewegung enttäuscht den Rücken kehren und nicht mehr an eine bessere Welt glauben. Doch eine bessere Welt ist möglich. Demokratie darf Spaß machen, Engagement hat Sinn und gemeinsam sind wir stärker. Aber mehr als anderswo gilt dort, wo auch jede Menge Wut vorhanden ist, das Motto: Trau, schau, wem. Es reicht nicht dagegen zu sein, man muss auch wissen, was Alternativen wären und bereit sein, Verantwortung mitzutragen.

Wir sind 30 Prozent

Wir sind 30 Prozent - der ArbeitnehmerInnen, wir Gewerkschaftsmitglieder. Auch wir sind wütend und empört über die Ungerechtigkeit. Wir fordern schon lange ein Umdenken. Und wir haben Ideen für eine solidarischere Gesellschaft. Auch wir sind offen, überparteilich und arbeiten mit vielen Gruppen der Zivilgesellschaft zusammen. Wir hören zu und scheuen uns nicht den Mund aufzumachen. Auch wir haben ExpertInnen und Visionen. Und wir wollen aktiv die Welt verbessern. Ja, wir verlangen einen Mitgliedsbeitrag, dafür bieten wir aber auch etwas: Jede Menge kostbarer Information und Weiterbildung - und Menschen, die sich in der Arbeitswelt und bei Gericht für Sie einsetzen. Und Demonstrationen mit Lust und originellen Plakaten haben wir auch. Da können Sie gerne mitmaschieren, ohne Mitgliedsbeitrag. Und Sie können sich ziemlich sicher sein, dass Sie dabei nicht in schlechte Gesellschaft geraten. So tut Wut gut.

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