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Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, sondern Zukunft Die stolzen jungen PreisträgerInnen mit Bundesministerin Claudia Schmied, Bundespräsident Heinz Fischer und dem Beiratsvorsitzenden des Theodor Körner Fonds, Oliver Rathkolb.

Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, sondern Zukunft

Gesellschaftspolitik

Theodor Körner Fonds und "Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten".

Ich habe mir diesen Tag gewünscht“, mit diesen Worten begrüßte Bundespräsident Heinz Fischer am 2. Mai 2012 rund 200 SchülerInnen, LehrerInnen und Ehrengäste zur feierlichen Preisverleihung des „Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten“ in der Wiener Hofburg. Der Bundespräsident gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass zum Verständnis der Gegenwart und zukünftiger Entwicklungen ein kritischer Blick auf die Vergangenheit unumgänglich sei. Und Bundesministerin Dr. Claudia Schmied unterstrich dies mit dem bekannten Zitat „Wer nicht bereit ist, aus der Vergangenheit zu lernen, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

SchülerInnenwettbewerb 2011

Der 2011 erstmals durchgeführte Geschichtswettbewerb wurde von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien, mit Unterstützung des BMUKK und des ORF, ins Leben gerufen und wird nunmehr jährlich ausgeschrieben. Meinrad Rauchensteiner hat im Auftrag des Herrn Bundespräsidenten gemeinsam mit Oliver Rathkolb angeregt, die Geschäftsstelle des Theodor Körner Fonds (TKF) mit der Abwicklung des „Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten“ zu betrauen.
SchülerInnen von Berufsbildenden und Polytechnischen Schulen, AHS und BMHS sollten sich bei dem 2011 zum ersten Mal ausgeschriebenen Wettbewerb unter der Mitwirkung von BegleitlehrerInnen mit dem Thema „Zwischen Gewalt und Hoffnung: Kriegsende und Wiederaufbau der II. Republik 1945“ kritisch forschend beschäftigen und im regionalen, lokalen und familiären Umfeld recherchieren. Gefragt waren bebilderte Dokumentationen sowie Videos oder Radioreportagen.
Es winkten Preisgelder in der Höhe von bis zu 2.500 Euro sowie zwei Spezialpreise des ORF (Einführung in die Film- und Reportagetechnik). Darüber hinaus: Im Juni 2012 erhielten die PreisträgerInnen eine Einladung zur Teilnahme an einem Workshop der von der deutschen Koerber-Stiftung organisierten „EUSTORY Youth Academies 2012“ (www.eustory.eu).
Es war ein unerwartet großer Erfolg, dass bereits beim Start des Geschichtswettbewerbs 35 ausgezeichnete Arbeiten eingingen, sodass der Fachjury aus WissenschafterInnen, LehrerInnen sowie Medienexpertinnen und -experten unter dem Vorsitz von Oliver Rathkolb die Beurteilung nicht leicht fiel. Alle Arbeiten konnten den von BM Dr. Claudia Schmied formulierten Anspruch, einen „Anstoß zu historisch-forschendem, intergenerationellem Lernen“ zu geben, erfüllen. In den letztlich preisgekrönten Arbeiten näherten sich die SchülerInnen auf vielschichtige und ungemein kreative Weise mit höchster wissenschaftlicher Akribie der Besatzungsrealität, wobei sie von ihrem unmittelbaren Umfeld ausgehend in gedruckten und ungedruckten Quellen forschten, Museen und Archive besuchten sowie Zeitzeuginnen und -zeugen befragten.

Preisgekrönte Arbeiten 2011

SchülerInnen einer Berufsschule in Wien Meidling beschäftigten sich mit der Zuckerbäckerei 1945–1948, studierten Quellen, backten Rezepte nach und erstellten einen packenden 15-minütigen Audio-Beitrag. Die polytechnische Schule in Ried/Innkreis befasste sich im Rahmen professionell durchgeführter Oral History mit Kriegsende und Wiederaufbau im Innviertel und spielte in dem hervorragenden Videobeitrag „The life of Ida and her mother“ einzelne Szenen nach. Die Versorgungslage der Wiener Bevölkerung 1945 – recherchiert in einem Wiener SeniorInnenheim – stand im Mittelpunkt eines Textbeitrages der Berufsschule Wien 15. In Kirchdorf/Krems konnten auf Grundlage bislang unerschlossener Quellen und Interviews bis heute unbekannte „Fluchtgeschichten“ recherchiert werden. In einer klassenübergreifenden Projektarbeit erstellten Oberwarter SchülerInnen einen literarisch anspruchsvollen zwei- bzw. dreisprachigen Textbeitrag in Briefform. Kremser AHS-SchülerInnen stellten sich die Frage, ob die „Mär vom bösen Russen“ der Realität entsprach. Der noch immer tabuisierten Rolle der Partisanen in Südkärnten gingen SchülerInnen der Caritas Fachschule für Sozialberufe in Klagenfurt nach, indem sie jene Menschen befragten, die sie täglich betreuen. Sie lernten dadurch auch ihre Pfleglinge weit besser zu verstehen. Ein umfangreicher Textbeitrag über die Nachkriegszeit im Murtal von Fohnsdorfer SchülerInnen und ein ausgezeichneter Videobeitrag von Wiener GymnasiastInnen dokumentieren eindrucksvoll, wie spannend und lehrreich Geschichte dargestellt werden kann.

Geschichtswettbewerb 2012

Das Thema des „Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2012“ wird Fragen zur österreichischen Identität nach 1945 im europäischen Kontext zum Inhalt haben. Mit „Identität einer Gruppe“ bezeichnet man die Summe von Vorstellungen und Werten, die eine Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit einer Gruppe stärken, aber auch eine Abgrenzung von anderen Gruppen vornehmen. Welche kulturellen Wurzeln verbinden die ÖsterreicherInnen? Sind es Kultur, Geschichte, sogenannte „gemeinsame Werte“, die Neutralität oder der gemeinsame Staat? Wie wurden und werden Minderheiten, (frühere) „GastarbeiterInnen“, MigrantInnen und AsylantInnen integriert? Können, dürfen Sie sich als ÖsterreicherInnen fühlen, die stolz auf ihr Land sind? Welche Rollen spielen neben der österreichischen die regionalen Identitäten in den Bundesländern (z. B. „Ich bin TirolerIn“), welche Bedeutung hat insbesondere aber auch das Gefühl der Zugehörigkeit zu Europa?
Wie kann diese Entwicklung einer österreichischen Identität im Wiederaufbau nach 1945 erklärt werden? Mit welchen Mitteln und Methoden wurde die österreichische Identität konstruiert? Welche Bedeutung kommt dabei der nationalen bzw. regionalen Identität von Minderheiten, MigrantInnen oder AsylantInnen zu? Welchen Stellenwert hat eine „europäische Identität“ in unserem Land? Solche Fragestellungen sollen helfen, ein schwer fassbares Phänomen zu erklären, das die Entwicklung von nationaler Identität, sogenanntem „Heimatgefühl“ und europäischem Bewusstsein umfasst.

Grabe, wo du stehst

Diesen und ähnlichen Fragen gilt es in einer Gruppenarbeit mit BegleitlehrerInnen im familiären, lokalen oder regionalen Umfeld nachzugehen. Familien- oder Einzelschicksale, SchulfreundInnen mit Migrationshintergrund, aber auch Orts- oder Bezirksgeschichten bieten Stoff für Antworten. „Grabe, wo Du stehst“, meinte bereits 1978 Sven Lindquist und löste damit die Bewegung der „Geschichtswerkstätten“ aus. Im September 2012 wird die offizielle Ausschreibung per Erlass des BMUKK erfolgen. Die Einreichungen erfolgen online über das Portal des Theodor Körner Fonds („SchülerInnenwettbewerb“). Einsendeschluss ist der 15. März 2013. Die Verleihung wird am 27. April 2013 – dem Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der Provisorischen Staatsregierung Renner 1945 – in der Hofburg von Bundespräsident Heinz Fischer und Bundesministerin Claudia Schmied vorgenommen werden.
Alle Familien mit SchülerInnen in den angegebenen Schultypen sind aufgefordert, die Lehrpersonen bezüglich einer Teilnahme am SchülerInnenwettbewerb 2013 zu kontaktieren. Denn: Gerade in (Wahl-)Zeiten, in denen populistische Parolen die Runde machen und SchülerInnen mit 16 Jahren bereits zur Wahlurne schreiten, ist die kritische Beschäftigung mit Fragen des „Wir-Gefühls“ und seiner oft fatalen Verkehrung nicht nur ein Beitrag zur politischen Bildung, sondern entscheidend für die zukünftige Entwicklung. TKF-Kuratoriumspräsident Herbert Tumpel betont denn auch: „Die intensive Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit leistet einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung einer sozial gerechteren Zukunft.“

Info&News
Der Theodor Körner Fonds wurde im Jahr 1953 anlässlich des 80. Geburtstages des damaligen Bundespräsidenten Theodor Körner gestiftet. Seitdem werden jährlich herausragende Arbeiten aus Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Damit werden junge WissenschafterInnen und KünstlerInnen gefördert, die schon jetzt exzellente Arbeit leisten und von denen noch weitere innovative Arbeiten erwartet werden können.
Online-Bewerbung:
www.theodorkoernerfonds.at

Mehr Infos unter:
tinyurl.com/bvh27mv
Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor klaus.mulley@akwien.at oder die Redaktion aw@oegb.at

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