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Die 1895 bestellte Gewerkschafts-kommission - für mehr Infos aufs Bild klicken!

Die Kräfte konzentrieren

Historie

Weihnachten 1893 gab der erste Gewerkschaftskongress Österreichs den entscheidenden Impuls für den Aufbau einer gemeinsamen Organisation.

Zu Weihnachten vor 120 Jahren fand zum ersten Mal in Österreich ein überregionaler Gewerkschaftskongress statt. Es war gleichzeitig auch der erste Gewerkschaftskongress Tschechiens, denn die tschechischen und die deutschsprachigen ArbeiterInnen und Angestellten aus dem Gebiet der Monarchie waren damals meistens noch gemeinsam organisiert.

Die Delegierten konnten sich kein Hotel leisten. Sie wohnten bei Wiener Arbeiterfamilien, die zu Weihnachten das Wenige teilten, das sie selbst besaßen. Aber sie waren sich bewusst, an einem wichtigen Ereignis teilzunehmen. Es herrschte Aufbruchstimmung, wie sich Anton Hueber, damals einer der Schriftführer, später Generalsekretär der zentralen Gewerkschaftskommission, nach einem Jahrzehnt erinnerte: Da ist gestritten worden, wer mehr Recht hat mit seiner Anschauung, ein Durcheinander sondergleichen, aber es war ein begeisterndes Arbeiten trotz alledem, es war eine fieberhafte Betätigung und es war die Suche nach einem Ziel.

Das gemeinsame Ziel, auf das sich die Delegierten schließlich einigten, war der Grundsatz …, die Kräfte zu konzentrieren, die einzelnen losen Gruppen zusammenzufassen, zu einer geschlossenen Phalanx zu vereinigen, um so dem Riesen „Kapital“ einen festen Damm entgegenzusetzen, demselben Vorteile abringen zu können. Dazu sollte mit dem Aufbau einer Industriegruppenorganisation begonnen werden, verbunden mit der Errichtung einer gesamtstaatlichen Zentrale. Bis das Fernziel, der Zusammenschluss in wenigen großen, auf allen Ebenen eng miteinander verbundenen Gewerkschaften, erreicht wurde, mussten allerdings noch über 50 Jahre, zwei Weltkriege, die Vernichtung einer Demokratie, Diktatur und Faschismus durchgestanden werden. Er kam 1945 mit der Gründung des ÖGB und seiner (damals) 16 Gewerkschaften.

Auch das andere Fernziel, der Anschluss aller Organisationen an eine gemeinsame Zentrale, wurde erst durch den ÖGB verwirklicht. Trotzdem: Ohne die Tätigkeit der zentralen Gewerkschaftskommission, die 1894 ihre Arbeit aufnahm, hätte sich die Gewerkschaftsbewegung nie innerhalb eines Jahrzehnts zu einem politischen Faktor entwickeln können. Schon die Delegierten von 1893 hielten es ja für notwendig, dass sich die Gewerkschaft im Interesse der ArbeitnehmerInnen in die Politik einmischt, denn:

Der Zweck der gewerkschaftlichen Organisation ist, eine Kampfes- und Widerstandsorganisation zu sein, deren vornehmste Pflicht darin besteht, die Folgen der kapitalistischen Produktionsweise zu mildern und zu beseitigen, sie hat den Zweck, die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterschaft zu wahren; ferner hat sie die Aufgabe, dahin zu wirken, dass die Arbeiterschaft von gänzlicher physischer wie geistiger Degeneration bewahrt wird. Sie hat deshalb, um den Kampf nach allen Seiten hin erfolgreich durchführen zu können, auch der politischen Mittel zum Zweck nicht zu vergessen

Zusammengestellt und kommentiert von Brigitte Pellar
brigitte.pellar@aon.at

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