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Katharina Klee Katharina Klee, Chefredakteurin

Standpunkt | Lose, Lose, Arbeits-Lose

Meinung

Ich gehöre noch zur Babyboomer-Generation. Arbeitslosigkeit gab es kaum in meinem Wahrnehmungsbereich und wer Arbeit hatte, verrichtete sie meist Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr, Mittags waren Geschäfte und Büros geschlossen, am Sonntag sowieso, die Absolventinnen und Absolventen von weiterführenden Schulen mussten sich keine Sorgen um ihre Zukunft machen. Knapp 20 Jahre später – Ende der 1990er – war ich zum ersten Mal arbeitslos. Ich blieb es zum Glück nicht lange und nutzte die Zeit zur Fortbildung, aber nie werde ich die Unsicherheit und Angst vergessen, die mich damals zum Arbeitsamt begleitet haben.

Arbeitskraft zu Markte tragen

Ich fand damals relativ schnell wieder zurück in die Arbeitswelt – auch weil ich jeden Job annahm, der sich mir bot, und fleißig Klinken putzen ging.
Als Journalistin hatte ich es aber auch einfacher als viele andere, meine Arbeitskraft zu Markte zu tragen. Ein Textchen dort, ein paar Zeilen da, ein wenig E-Promotion und auch eine Menge gescheiterte Versuche. Stets als freie Mitarbeiterin, ohne Sicherheiten, dann im Einsatz, wenn Angestellte zu teuer sind, und weg vom Fenster, sobald der Sparstift angesetzt werden musste. Viel online, arbeiten von zu Hause, das Handy stets in Griffweite, Werkverträge.

Ladenhüter am Arbeitsmarkt

Mit dem Jahrtausendwechsel wurde alles schlimmer – nicht für mich, mir war es gelungen, wieder Fuß zu fassen und viele Jobs auf wenige herunterzuschrauben, aber für viele andere in meinem Bekanntenkreis. Denn die Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse wächst und wächst.
Von einem Job zum anderen hangelt sich auch Petra, wie wir sie nennen wollen. Sicher, sie hat einmal die Hotelfachschule besucht und abgeschlossen, hat in hervorragenden Häusern gearbeitet, sich fortgebildet und ist ins Finanzdienstleistungsfach gewechselt. Bis die Firma pleite ging. Seither sucht sie, bietet sich am Arbeitsmarkt feil, recherchiert im Internet und bewirbt sich – vergebens und oft ohne Antwort. Mittlerweile weiß sie nicht mehr, was schuld daran ist: ihr Alter – 50 Jahre, dass sie Frau ist oder doch mangelnde Fähigkeiten? Und sie fühlt sich wie ein Ladenhüter am Arbeitsmarkt.
Sie soll sich besser verkaufen, wird ihr geraten, wie vielen anderen auch. Die Gesetze des Arbeitsmarktes sind sprachlich absurd. Sie soll mehr geben, damit sie genommen wird, um Arbeit-Nehmerin eines Arbeit-Gebers zu werden. Über dieses Wortbildungspaar wurde schon viel diskutiert.
Nach dem Neoliberalismus, dessen eiserne Mutterfigur Margaret Thatcher eben verstorben ist, haben der demografische Wandel und die Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt gründlich durcheinandergebracht.
Von den Beschäftigten wird mehr und mehr Flexibilität erwartet, die Unternehmerseite beruft sich auf die Wirtschaftskrise und drückt sich davor, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Statt stetig nach neuen, billigen Fachkräften zu rufen, ist es höchste Zeit, verborgene Ressourcen bei Älteren, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund zu heben und gemeinsam in Aus- und Weiterbildung zu investieren.

Insel der Seligen?

Vor 50 Jahren galt Österreich als Insel der Seligen und auch heute haben wir per Ende Februar 2013 mit 4,8 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote des Euroraums. Ende März waren hierzulande 290.045 arbeitslose Personen registriert. Auch meine Freundin Petra. Das sind 290.045 zu viel.

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