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Anfangen, Rückgrat zu zeigen Gewerkschaften schlossen sich 1893 zusammen, um für Rechte statt Almosen zu kämpfen. Diese "Mission Gerechtigkeit" ist nie vorbei, daran erinnerte 2003 eine Streiktafel gegen Sozialabbau.

Anfangen, Rückgrat zu zeigen

Historie

Vor 120 Jahren begann die Geschichte des ÖGB mit dem Ziel, den ArbeitnehmerInnen im Kampf für ihre Rechte den Rücken zu stärken.

Die Einigung der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung und die – trotz Kündigungs- und Gewaltdrohungen – gelungene 1.-Mai-Demonstration 1890 gaben den Impuls für zahlreiche Gewerkschaftsgründungen. Um die Kräfte zu bündeln, planten die führenden Gewerkschaftspionierinnen und -pioniere den Aufbau einer zentralen Dachorganisation und beriefen zu Weihnachten 1893 einen gesamtösterreichischen Kongress ein. „Gesamtösterreichisch“, das hieß damals auch mit Vertretern aus den heutigen Staaten Tschechien, Polen, Ukraine, Slowenien und Italien. Anton Hueber, damals Delegierter der Wiener Drechsler, berichtete 20 Jahre später über diesen ersten Gewerkschaftskongress:

Da wurde auch schon über den Generalstreik und den Achtstundentag geredet … da ist gestritten worden, wer mehr Recht hat mit seiner Anschauung, ein Durcheinander sondergleichen, aber es war ein begeisterndes Arbeiten trotz alledem … und es war das Suchen nach einem Ziel, dass die Genossen erfüllte, um eine wirkliche Klassenorganisation, eine kraftvolle Gewerkschaftsorganisation aufzubauen!
Der Kongress beschloss, eine gesamtösterreichische Gewerkschaftskommission einzurichten, bestehend aus VertreterInnen der wichtigen Branchen und Arbeitnehmergruppen und mit einem Sekretariat, dessen Leitung 1894 Anton Hueber übertragen wurde. 

Dass der Kongress und der Beschluss zustande kamen, war ganz besonders das Verdienst des Buchdruckers Karl Höger. Im Gegensatz zu manchen anderen Vorstellungen sah er in einer starken Organisation keinen Gegensatz zur Bedeutung der einzelnen Menschen im Kampf für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen und eine bessere Gesellschaft. Seine Devise: GewerkschafterInnen – Männer und Frauen – haben nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, ihre Interessen selbstbewusst und couragiert zu vertreten:

Nun glauben wir, dass durch die gewerkschaftliche Bewegung … ein gewisses Selbstgefühl in den breiten Massen der arbeitenden Bevölkerung hineingebracht werden wird … und dass sehr viele zur Einsicht kommen werden durch die gewerkschaftliche Bewegung …Wir wissen ja, in allen Branchen ohne Ausnahme, von der sogenannten größten, intelligenten angefangen, bis zur Branche, wo die Intelligenz gar nicht notwendig ist, wo wir eine Menge von Genossen haben, die nicht einmal des Glückes teilhaftig sind, lesen und schreiben zu können, herrscht ein Indifferentismus sonder gleichen. Unzufrieden sind Alle, aber sie wissen dieser Unzufriedenheit nicht Ausdruck zu geben, und so ertragen sie feig und geduldig. Das glauben wir durch die gewerkschaftliche Organisation ändern zu können … Die Arbeiter müssen anfangen Rückgrat zu haben und Rückgrat zu zeigen um jeden Preis … Auf dem Fels der Arbeit wird die Kirche der Zukunft erbaut … Um diese Kirche zu befestigen und ausbreiten zu können, ist es nötig, auf die Grundlage unserer Religion, der Religion der Menschenliebe, Freiheit und Gleichheit, die Frauen einzubeziehen.

brigitte.pellar@aon.at

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