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Symbolbild zum Bericht "Baufällig?" Immerhin schafft die Investition von einer Mio. Euro im Baubereich je nach Berechnung dauerhaft zwischen 15 und 20 Arbeitsplätze.
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Baufällig?

Schwerpunkt

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hatte bremsende Auswirkungen auf den Wohnbau. Die Sozialpartnerinitiative "Umwelt + Bauen" soll gegensteuern.

Es besteht kein Zweifel, dass die Schaffung von leistbarem Wohnraum für große Teile der Bevölkerung eine der wesentlichsten Herausforderungen in Österreich ist. Der heimische Wohnbau zeichnet sich im Gegensatz zu jenem in anderen Staaten durch eine gewisse Stabilität aus, die auch in der gegenwärtigen konjunkturellen Situation bis zu einem gewissen Grad gegeben ist.

Arbeitsplätze schaffen

Von besonderer Bedeutung ist der Wohnbau in der Krise, da von ihm Impulse ausgehen, die Arbeitsplätze nicht nur in der Bauwirtschaft schaffen, sondern darüber hinaus auch in anderen Sektoren der Wirtschaft positive Inputs geben. Immerhin schafft die Investition von einer Mio. Euro im Baubereich je nach Berechnung dauerhaft zwischen 15 und 20 Arbeitsplätze.

Allerdings zeigen sich, bedingt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise, Veränderungen in der Neubauleistung. Auch konnte durch einen verstärkten Zuzug besonders in den Ballungsräumen eine Verknappung des Angebotes festgestellt werden. Schenkt man den Berechnungen Glauben, wird allein die Stadt Wien in den kommenden Jahrzehnten um bis zu 250.000 Menschen wachsen. Ein Nachfrageüberhang bei Wohnungen ist die logische Folge. Schon heute fehlen in Österreich jährlich etwa 8.000 Neubauwohnungen. Der jährliche Neubaubedarf wird auf 48.000 bis 50.000 Wohnungen geschätzt.

Der Wohnbau lässt sich jedoch nicht mehr so leicht finanzieren, dies besonders durch eine Verschärfung der Finanzregelungen durch Basel III, den Einbruch des Verkaufs von Wohnbauanleihen und die budgetären Vorgaben der öffentlichen Hand. Damit ist eine Neuausrichtung der österreichischen Wohnbaupolitik unumgänglich.

Als Ziele einer Nachjustierung lassen sich folgende Punkte identifizieren:

  • eine Bereitstellung leistbarer Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten,
  • eine Unterstützung der energie- und klimapolitischen Ziele 2020,
  • eine nachhaltige Absicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich.

Geförderter Wohnbau rückläufig

Bedingt durch die Konsolidierungspolitik der Länder ist der geförderte Wohnbau in Österreich stark rückläufig. Zwischen 2009 und 2011 sind die Förderungszusicherungen um 21 Prozent oder 6.800 Einheiten zurückgegangen.

Somit wurden in diesem Jahr nur noch 26.500 Wohnungen öffentlich gefördert. Besonders betroffen ist von dieser Entwicklung der Mietwohnbau mit einem Rückgang der Förderungen um 36 Prozent auf nunmehr 10.400 Wohneinheiten. Damit sind besonders Personen im unteren und mittleren Einkommenssegment von den Einsparungen betroffen.

Impulse durch Sanierungsscheck

Einen weiteren wichtigen Punkt im Wohnungswesen stellt die Sanierung von Altbauwohnungen dar. Bedingt durch den Sanierungsscheck konnten Impulse gesetzt werden, die auch klimapolitischen Zielsetzungen folgen.

Zurzeit werden etwa 50.000 Wohnungen pro Jahr einer thermischen Sanierung unterzogen. Das entspricht einer Sanierungsrate von etwa 1,5 Prozent pro Jahr. Die öffentliche Hand fördert die thermische Sanierungsleistung mit zuletzt 425 Mio. Euro und investiert damit etwa 50 Prozent des Gesamtvolumens der für Sanierung vorgesehenen Mittel.

Um die Klimaziele weiter verfolgen zu können, benötigt dieses Land jedoch eine Ausweitung der Sanierungsleistung auf drei Prozent pro Jahr. Eine Ausweitung der Mittel ist in diesem Bereich daher unumgänglich. Folgt man der Argumentation des WIFO, kann eine Erhöhung der Sanierungsrate auf drei Prozent nicht weniger als zwei Mio. Tonnen Kohlendioxyd einsparen. Damit verbunden ist die Schaffung von rund 28.000 Arbeitsplätzen.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat seit 2008 dazu geführt, dass eine restriktive Kreditvergabe vonseiten der Banken weniger Wohnbauleistungen hervorgebracht hat. Ein verminderter Verkauf von Wohnbauanleihen führt ebenfalls zu Ausfällen. Die geringere Förderung der Bausparverträge lässt den Abschluss von Bausparverträgen ins Stocken geraten. Statt wie bisher 2,2 Mrd. Euro stehen nur noch 1,8 Mrd. Euro an Finanzierungsmitteln zur Verfügung. Der Verkauf von Wohnbauanleihen ist zwischen 2009 und 2011 um 75 Prozent eingebrochen. Damit stehen nur noch 650 Mio. Euro zur Verfügung.

Es lässt sich somit zeigen, dass in Summe Mittel im Ausmaß von 1,5 bis 2 Mrd. Euro fehlen, um im Wohnungsbau kräftige Impulse zu setzen.

„Wohnen 2020“

Die Initiative der Sozialpartner „Umwelt + Bauen“, angeführt von der Gewerkschaft Bau-Holz und der Wirtschaftskammer Österreich, Bundesinnung Bau, hat sich konstituiert, um die Nachfrage am Wohnungsmarkt aufzuzeigen und Lösungsschritte zu erarbeiten. Bereits 2012 wurden im Positionspapier „Wohnen 2020“ die oben beschriebenen Problembereiche identifiziert, einer Analyse unterzogen und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Diesem Positionspapier folgte eine eingehende Neubewertung der Wohnsituation in Österreich. Somit konnte der Öffentlichkeit im Frühsommer 2013 ein Forderungspaket präsentiert werden:

  • Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung, das sind Mittel aus den Wohnbauförderungsbeiträgen (800 Mio. Euro pro Jahr) und den Rückflüssen aus den Landeswohnbaudarlehen (1,2 Mrd. Euro pro Jahr) sowie eine jährliche Wohnbaumilliarde.
  • Eine Mindestveranlagung für Pensions- und Vorsorgekassen, die zugunsten des Wohnbaus geht. Das ergäbe einen zusätzlichen Beitrag von rund 300 Mio. Euro pro Jahr.
  • Die Aufnahme von Mitteln aus dem Budget der Europäischen Investitionsbank, um weitere günstige Finanzierungsmöglichkeiten zu eröffnen.
  • Der Bundes-Sanierungsscheck sollte weiter ausgebaut werden. Hier könnten verstärkt barrierefreie, für Senioren und Behinderte geeignete Maßnahmen gesetzt werden.
  • Als weitere Maßnahme ist eine Widmung von Bauland für den sozialen Wohnbau vorstellbar.
  • Mit der Abnahme von günstigem Bauland zusammenhängend ist eine Nachverdichtung in Ballungsräumen denkbar. Am Beispiel Wien kann gezeigt werden, dass 85 Prozent des bestehenden Wohnbaus für eine Nachverdichtung geeignet erscheinen.
  • Um den Generationenausgleich zu schaffen, ist der kostengünstige wohnungswirtschaftliche Kreislauf zu erneuern. Ein von der Konjunktur unabhängiger Wohnbau nützt letztlich auch zukünftigen Generationen.
  • Eine Beauftragung der heimischen Wirtschaft hilft nicht zuletzt dem Arbeitsmarkt und damit dem Sozialbudget des Landes.

Zusammenfassend lässt sich daher der Schluss ziehen, dass zwar die Situation in Österreich im Gegensatz zur internationalen Lage weniger dramatisch ist, eine Verschlechterung ist jedoch dennoch im Zuge der Verländerung der Wohnbauförderung und der Aufhebung der Zweckbindung eingetreten. Die Vorschläge der Stakeholder von „Umwelt + Bauen“ stellen einen konstruktiven Katalog von Maßnahmen dar, die die gegenwärtige Situation entschärfen und den Wohnungsmarkt in Österreich entlasten werden.

Mehr Info unter:
www.umwelt-bauen.at/umwelt-bauen

Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor christian.foelzer@gbh.at oder die Redaktion aw@oegb.at

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