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"Nicht zuletzt" ... Die gelbe Gefahr?

Kolumne von
Markus Marterbauer, Leiter Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik der AK Wien

Die chinesische Wirtschaft ist ein Motor für die Weltwirtschaft. Alle acht Jahre verdoppelt sich die Wirtschaftsleistung, bald wird sie jene der USA erreichen.

Diese enorme Expansion löst viele Sorgen aus, etwa jene der Überschwemmung der europäischen Märkte mit Billigprodukten oder jene der Abwanderung der Unternehmen ins Reich der Mitte. Mit welchen Produkten können wir angesichts unserer hohen Einkommens- und Sozialstandards überhaupt noch gegenüber China konkurrenzfähig sein, wo Hunderte Millionen armer Bauern bereit sind, zu billigen Löhnen in der Industrie zu arbeiten?

Beeindruckende Erfolge

Die chinesische Wirtschaftspolitik hat in den letzten Jahrzehnten beeindruckende Erfolge erzielt: Im Gegensatz zu Indien gelang es, Hunger unter der Milliardenbevölkerung zu vermeiden. Auch die weltweite Finanzkrise ist an China beinahe spurlos vorübergegangen.

Zu diesen Erfolgen hat auch beigetragen, dass China dem westlichen Drängen auf Liberalisierung nicht gefolgt ist. Strikte Kapitalverkehrsbeschränkungen wurden ebenso wie die staatliche Intervention auf dem Reismarkt beibehalten. Dennoch steht China vor enormen Herausforderungen. Sie betreffen die krassen Unterschiede bei Einkommen und sozialen Chancen ebenso wie die gewaltigen Umweltprobleme, die faulen Kredite im Bankensystem oder die Übertragung der enormen Exportüberschüsse in kaufkräftige Inlandsnachfrage.

Zudem stellt sich die Frage, wann das Fehlen von Demokratie und anderen Menschenrechten die soziale Stabilität gefährdet. Es ist absehbar, dass die Expansion der chinesischen Wirtschaft nicht ungebremst voranschreiten wird. Mit der schrittweisen Öffnung zum kapitalistischen Wirtschaftssystem ist China auch für dessen Krisen anfällig geworden.

Leistbares durch Billigimporte

Die dynamische Entwicklung der chinesischen Wirtschaft spiegelt sich auch im österreichischen Außenhandel wider: In den letzten zehn Jahren haben sich die Importe aus China von knapp zwei auf sieben Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdreifacht, sie machen bereits fünf Prozent des gesamten heimischen Güterimports aus.

Die Einfuhr billiger Fertigwaren, vom Plastikspielzeug bis zu Elektronikwaren, steigt kräftig, zunehmend dehnt sich der Handel auf Maschinen aus. Die Billigimporte aus China haben viele Gebrauchsgegenstände bei uns erst leistbar gemacht. Es kommt praktisch nicht vor, dass Produktion aus Österreich abgesiedelt wird und die Produkte dann aus China importiert werden.

Gleichzeitig benötigt China für sein rasches Wachstum Investitionsgüter wie Maschinen und Elektrogeräte und die rasch wachsende Mittelschicht in den Städten gewinnt an Kaufkraft. Deshalb hat sich auch Österreichs Export ins Reich der Mitte dynamisch entwickelt: Er verdreifachte sich im letzten Jahrzehnt auf mehr als drei Milliarden Euro. Die Handelsbilanz weist dennoch ein Minus von gut drei Milliarden Euro auf. China bildet einen der wichtigsten Wachstumsmärkte für den heimischen Tourismus: Die Zahl der Nächtigungen chinesischer Gäste beträgt etwa eine halbe Million pro Jahr, sie verdoppelt sich alle vier bis fünf Jahre.

Verteilungsfragen

Die Wirtschaft Österreichs wie auch jene der EU insgesamt profitieren vom raschen Aufstieg Chinas. Doch die Vorteile sind ungleich verteilt. Während die Gewinne der erfolgreichen Exportunternehmen kräftig steigen, haben viele Menschen in schwachen Konsumgüterindustrien Südeuropas Arbeit und Einkommen verloren. Die entscheidende Frage ist einmal mehr nicht jene nach der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Vielmehr geht es darum, wie der entstehende Wohlstand verteilt wird.

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