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Sonja Fercher Sonja Fercher, Chefin vom Dienst

Standpunkt | Die Jugend hat mehr verdient

Meinung

Mehr als fünf Millionen Jugendliche in Europa sind arbeitslos. Das sind so viele Menschen, wie Norwegen EinwohnerInnen hat. Noch düsterer sieht die Lage in Griechenland oder Spanien aus, denn in diesen Ländern ist die Hälfte der Jugendlichen arbeitslos. 160.000 Jugendliche sind es in Griechenland (bei 10 Millionen EinwohnerInnen). In Spanien sind es sogar 850.000 (bei 46 Millionen EinwohnerInnen). Ja, auch ich musste staunen, als ich mir diese Dimensionen wieder einmal bewusst gemacht habe.

Auf der Strecke

Abgesehen von den negativen Folgen, die dies für die Betroffenen hat: Es ist eine der wahrlich großen Gefahren für das Projekt Europa, wenn ausgerechnet Jugendliche dabei auf der Strecke bleiben. Noch schlimmer ist, dass sich dafür niemand so recht zuständig zu fühlen scheint. Vielmehr starren alle wie gebannt auf die Herren der Troika und warten das Ergebnis des neuesten Tauziehens mit der Regierung in Griechenland ab. Erstaunlich dabei ist, wie sehr bei diesem Thema die Wogen hochgehen können – und wie selten über Rezepte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen so emotional und intensiv gestritten wird.
Nun ist die Arbeitslosenquote von Jugendlichen in den Ländern des Südens schon lange notorisch hoch. Die Krise hat von daher eine Situation verschärft, die vorher schon problematisch war – im Übrigen trifft dies auch auf die anderen EU-Länder zu, nur dass sie von der Krise nicht so massiv getroffen wurden wie die Länder des Südens.
Das Problem ist, dass sich alle dem Spardiktat unterworfen haben. Genau das aber führte immer tiefer in die Misere – und das auf dem Rücken eben jener Jugendlichen, für die nun angeblich gespart wird, um ihnen, wie gerne betont wird, „keinen Schuldenberg zu hinterlassen“. Viel zu selten wird darüber gesprochen, welche Lasten die jetzige junge Generation schultern muss: Jene, die Arbeit haben, finanzieren gemeinsam mit den älteren KollegInnen einen großen Teil jener „Rettungspakete“, mit denen private Gläubiger und Banken aufgefangen werden, die sich schlichtweg verspekuliert haben – während viele andere AltersgenossInnen auf der Straße stehen.
Da ist es leider nur allzu verständlich, wenn sich junge Menschen vom Projekt Europa ab- und Rechtspopulisten bis -extremen zuwenden. Diesen aber ist nicht an einer Weiterentwicklung des Projekts Europa gelegen, das auf Wohlstand, Frieden und sozialer Sicherheit beruht. Ganz im Gegenteil.  
Die älteren Generationen haben immerhin noch hautnah miterlebt, warum Europa ein Friedensprojekt ist. Bei den einen ist der Zweite Weltkrieg noch präsent. Die anderen haben die Grenzen noch miterlebt, die Europa zerrissen haben. Wir haben noch erlebt, wie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs brutale Kriege auf europäischem Boden gekämpft wurden. Und wir haben erlebt, wie sehr die europäische Idee dazu beigetragen hat und weiter dazu beiträgt, Europa friedlich zusammenzuführen. Doch die Krise überdeckt all dies, ja, durch die Krise wird all dies zusehends infrage gestellt. Denn ein wesentliches Instrument dieser Entwicklung ist der soziale Frieden. Gerade in Griechenland, aber auch in Spanien ist dieser brüchiger denn je, wie wir in diesem Heft aufzeigen.

Was schon Freud lehrte

Wir laden Sie ein, sich mit uns in die Untiefen der Krise zu begeben. Angenehm ist das natürlich nicht. Bloß  Verdrängung macht alles nur noch schlimmer. Es ist wichtig, sich dem zu stellen, denn nur dann kann man sich auch Gedanken über mögliche Lösungsansätze machen. Es liegt an uns, gemeinsam Wege aus dieser Krise zu finden und Europa wieder zu jenem Zukunftsprojekt zu machen, das die jungen Menschen von heute und morgen verdient haben. Bleibt mir nur noch, Ihnen trotz allem eine interessante Lektüre zu wünschen – und natürlich schöne und erholsame Sommertage!

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