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Symbolbild zum Bericht Erfolgreiche Erfinderinnen zeigten bereits vor vielen Jahren, dass Technik und Mathematik für Frauen keine Fremdwörter sind. Dennoch sind sie in diesen Jobs heute total unterrepräsentiert.

Frauen auf die Gewinnerseite!

Schwerpunkt

Der technologische Wandel lässt Arbeitsplätze verschwinden, in denen viele Frauen arbeiten. Ein Umdenken auf allen Ebenen ist notwendig.

Es war einmal eine Frau namens Augusta Ada Lovelace. Sie zählt bis heute auf dem Feld der Programmierung zu den Pionierinnen. Lovelace, die im 19. Jahrhundert in England lebte, entwickelte 1842 das weltweit erste Computerprogramm, in den 1970er-Jahren wurde die Programmiersprache Ada nach ihr benannt. Sie war aber nicht allein, es gab noch mehr Frauen, die als Erfinderinnen erfolgreich waren: Melitta Bentz erfand 1908 den Kaffeefilter, Josephine Cochrane die Geschirrspülmaschine, die Schauspielerin Hedy Lamarr ließ das „Frequency Hopping“ patentieren. Heute sichert ihre Erfindung das Satellitenabwehrsystem der USA und schützt in Mobiltelefonnetzen vor Störung durch Überlastung. Auch das Prinzip der Hängebrücke wurde von einer Frau erfunden, genauso wie die Reißleine beim Fallschirm. Etwa fünf Prozent aller Innovationen im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich stammen auch heute noch von Frauen.

Männerdominanz brechen
Das ist insofern interessant, da Frauen heutzutage in Technik, Wissenschaft und Informationstechnologie im Vergleich zu anderen Branchen total unterrepräsentiert sind. Zahlreiche Studien belegen, dass der Mädchenanteil in technischen Schulen unter 15 Prozent und der Frauenanteil in Fachrichtungen wie Maschinenbau und Elektrotechnik sogar unter der Zehn-Prozent-Marke liegt. Dass Männer den Großteil der ComputerexpertInnen ausmachen, zeigt sich auch an dem Beispiel des IT-Riesen Google: Der Frauenanteil im Unternehmen liegt bei 30 Prozent, davon sind lediglich 17 Prozent im technischen Bereich, zum Beispiel in der Programmierung und Entwicklung, vertreten. Das gleiche (Beschäftigung-)Muster wiederholt sich in allen anderen technischen Unternehmen. Beschäftigte des weiblichen Geschlechts arbeiten meist im kaufmännischen Bereich wie etwa in der Buchhaltung, in der Personalabteilung oder als IT-System-Kaufleute.

Barbiepuppe versus Bauklotz
In den vergangenen Jahren lassen sich vermehrt Bemühungen seitens der Unternehmen, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern, beobachten. Das überrascht auch nicht sonderlich, da Unternehmen ständig über Personalmangel klagen. Etwa 67 Prozent sind außerdem auf der Suche nach hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen für Forschung und Entwicklung – aber ohne Erfolg. Trotz guter Arbeitsmarktchancen, guter Verdienstmöglichkeiten, zahlreicher Kampagnen und Projekte entscheiden sich Frauen mit geringer Wahrscheinlichkeit für einen Beruf in diesen Branchen – übrigens auch viele, die ein Studium in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern gemacht haben. Das belegt eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Viele ExpertInnen meinen, eine Antwort auf diese Entscheidung könnte sein, dass sich Bildungsvorstellungen und -erwartungen bereits ab dem Kindergartenalter entwickeln.
Wer kennt das nicht? Im Kindergarten spielen Mädchen mit Barbiepuppen und bereiten in den Miniküchen Kaffee und Essen vor, während sich die Buben in ihren blau-roten Superman-T-Shirts mit Werkzeugkästen und Bauklötzen beschäftigen oder das „kaputte“ Dreirad reparieren. Bereits ab diesem Alter werden Kinder im Elternhaus, im Kindergarten, in der Schule und von der Gesellschaft auf unauffällige Art und Weise geprägt. Wenn die Rollenverteilung schon so klar geteilt und geregelt ist – der Vater ist Ingenieur, die Mutter Krankenpflegerin, Deutsch unterrichtet Frau Meier und Physik und EDV Herr Schuhmann –, welche Einstellung zu diesen Fächern und Branchen sollen Mädchen entwickeln? Für eine Veränderung dieser klischeehaften Vorstellungen von Mann und Frau braucht es dringend ein Umdenken der Gesellschaft, vor allem muss diese Veränderung bereits in jungen Jahren spürbar sein, sagen ExpertInnen.

Mathematik als Bremsklotz
Als ein weiterer Grund, warum Frauen in Technik, Wissenschaft und Ingenieurwesen unterrepräsentiert sind, wird oft das Fach Mathematik genannt, das bei diesen Fachrichtungen eine relativ große Rolle spielt. Denn selbst bei gleichen Leistungen glauben Mädchen eher als Jungen, sie seien darin nicht gut genug. Auch wenn das in vielen Staaten zum Teil der Wahrheit entspricht, zeigte erst kürzlich eine Studie, dass Mädchen in Mathematik anders beurteilt werden als Buben – und zwar automatisch schlechter.
Victor Lavy von der Universität Warwick in England und Edith Sand von der Universität in Tel Aviv veröffentlichten dazu eine Untersuchung, die vermuten lässt, dass Mädchen allgemein schlechter in Mathematik abschneiden, weil das Lehrpersonal das von ihnen erwartet. Dazu wurden SchülerInnen von Beginn bis zum Ende der Schulausbildung begleitet, ihre Arbeiten wurden zweimal beurteilt – einmal anonym und einmal vom eigenen Lehrenden. Anonym schnitten die Mädchen besser ab als Buben, beim eigenen Lehrenden war genau das Gegenteil der Fall. In den anderen Fächern, wie beispielsweise Sprachen, konnte dieses Phänomen jedoch nicht beobachtet werden.

Erfolgreiche Erfinderinnen
Erfolgreiche Erfinderinnen zeigten bereits vor vielen Jahren, dass Technik und die damit verbundene Mathematik für Frauen kein Fremdwort ist und dass sie für Jobs in diesen Bereichen genauso gut wie Männer geeignet sind. Nur üben bis heute das familiäre Umfeld, Ausbildungsstätte und die Gesellschaft einen großen Einfluss bei der Berufs- und Studienwahl aus und drängen so die Mehrzahl der Mädchen in traditionell weibliche Berufe, wie Kindergärtnerin und Bürokauffrau. Damit das Interesse für die bisher fast ausschließlich von Männern dominierte Technikbranche wächst und mehr Frauen Interesse zeigen, muss die Berufsinformation um einiges verbessert werden, etwa durch eine stärkere Sensibilisierung für die voraussichtlichen Auswirkungen der unterschiedlichen Fächerwahl von Jungen und Mädchen auf Berufsaussichten und Verdienstniveau. Es zeigt sich nämlich, dass jene Mädchen und Frauen, die sich für eine IT-Karriere entschieden haben oder für die eine solche infrage kommt, in ihrem privaten Umfeld weibliche Vorbilder hatten oder haben. Somit verfügen sie über mehr Wissen hinsichtlich der Berufsmöglichkeiten und haben eher die Chance, in die Branche hineinzuschnuppern und sich ein eigenes Bild davon zu machen.

Die Übernahme der Maschinen
Dass ein Umdenken und eine Veränderung dringend nötig sind, zeigt auch die Tatsache, dass der Einsatz von Robotern und ähnlichen Technologien zunimmt und in den kommenden Jahren viele Arbeitsplätze und somit Arbeitskräfte ersetzen wird. Die wachsende Technologie bedroht in erster Linie Berufsgruppen, die Verwaltungstätigkeiten ausüben, aber auch den Einzelhandel und andere Dienstleistungsberufe. Sogar ganz vom Aussterben bedroht sind zum Beispiel Berufe wie KassierIn und FahrkartenverkäuferIn.
Im Dienstleistungssektor sind, wie zahlreiche Statistiken bestätigen, die meisten Frauen beschäftigt. Das bedeutet, dass vor allem für sie erhöhte Risikogefahr besteht, ihren Job – zwar nicht von heute auf morgen, aber mit Sicherheit irgendwann, da sind sich die ExpertInnen sicher – an eine Maschine zu verlieren. Genau das Gegenteil und eine Zunahme der Beschäftigten bewirkt der technische Fortschritt in Technologieberufen und in der IT.

Politik und Wirtschaft am Zug
Damit IT- und Technikunternehmen in Zukunft seltener über Personalmangel klagen, sind viele Veränderungen notwendig – vom Elternhaus über die schulische Ausbildung bis hin zur Gesellschaft. Benachteiligungen wie etwa das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen und die fehlenden Kinderbildungseinrichtungen müssen beseitigt werden. Hier ist die Politik genauso wie die Wirtschaft am Zug. Denn erst wenn Frauen Chancengleichheit im gesamten Berufsleben vorfinden und es ihnen ermöglicht wird – genauso wie ihren männlichen Arbeitskollegen –, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, haben sie die Möglichkeit, Karriere zu machen und erfolgreich zu sein, sei es in der Informationstechnologie, in der Technik, aber auch in jeder anderen Branche.

Linktipp:
Mehr Infos unter
sprungbrett.or.at

Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin amela.muratovic@oegb.at oder die Redaktion aw@oegb.at

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