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Sonja Fercher Sonja Fercher, Chefin vom Dienst

Standpunkt | Stärker mit Mitgliedern

Meinung

Wenn wir zusammen gehen, kommt mit uns ein besserer Tag. (...) Zu Ende sei: dass kleine Leute schuften für die Großen. Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen.“ Es sind dies Zeilen aus einem Lied von US-amerikanischen Textilarbeiterinnen. Es entstand Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge eines Streiks gegen Hungerlöhne und Kinderarbeit. Längst überwundene Missstände? Der Schein trügt, wie sich durch Berichte über unmenschliche Wohn- und Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen eines Versandhandels oder die von der UNDOK-Stelle vertretenen Fälle von ErntehelferInnen in Österreich zeigt.

Druck auf Sozialstaat und Arbeitende

Seit vielen Jahren schon wird der Sozialstaat angegriffen. Momentane Zielscheibe ist die Mindestsicherung, die manche als viel zu hoch brandmarken. Dass vielmehr die Löhne und Gehälter zu niedrig sind: Das lässt man lieber unter den Tisch fallen. Zwar wird derweil „nur“ über Einschränkungen für Flüchtlinge diskutiert – schlimm genug, immerhin müssen sie in der gleichen (teuren) Welt leben wie ÖsterreicherInnen – doch die Erfahrung zeigt: Ist erst einmal ein Loch im Damm, dauert es meist nicht mehr lange, bis er bricht, sprich auch weitere Kürzungen auf der Tagesordnung stehen.
Gleiches gilt für Arbeitsbeziehungen. Diese mögen zwar heute nicht so ausbeuterisch sein wie jene der US-Textilarbeiterinnen anno 1912. Am System aber hat sich wenig verändert. An die Stelle der  FließbandarbeiterInnen traten für viele Roboter und Computer. Ob durch Auslagerungen oder die digitale Wirtschaft: Arbeiten ist für viele ArbeitnehmerInnen mit Vereinzelung verbunden. Das wiederum sind ideale Voraussetzungen dafür, dass Arbeitgeber – zumindest jene, denen nicht am Wohlergehen ihrer MitarbeiterInnen gelegen ist – die ArbeitnehmerInnen gegeneinander ausspielen und letztlich auch ausbeuten können.
Alles also fürchterlich? Nur dann, wenn man sich mit all dem abfindet, denn nichts davon ist in Stein gemeißelt. Um auf das historische Beispiel zurückzukommen: Auch die Textilarbeiterinnen mussten sich unter den damaligen Bedingungen erst organisieren, was damals alles andere als einfach oder ungefährlich war. Es liegt also an jedem und jeder Einzelnen, den Kontakt zu anderen zu suchen, sich zu vernetzen und eine Plattform zu finden, über die man gemeinsam für Verbesserungen kämpfen kann. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man sich nicht zurücklehnt und sich nicht mit dem Status quo abfindet.
Die Bedingungen sind heute zwar auch schwierig, denn der Druck auf ArbeitnehmerInnen ist groß – und selbst die gewerkschaftliche Organisierung wird von manchen Unternehmen erschwert. Umgekehrt aber ist es mithilfe sozialer Medien sogar leichter geworden, sich zu vernetzen. Damals wie heute spielen Gewerkschaften in der Hinsicht eine entscheidende Rolle. Sie sind große Organisationen, die Erfahrung in der Organisierung haben, Ressourcen zur Verfügung stellen und den ArbeitnehmerInnen rechtlich zur Seite stehen können. Noch dazu können sie in Österreich auf Gesetze Einfluss nehmen, und zwar im Sinne der ArbeitnehmerInnen.

Stärker als Mitglied

Aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt, denn Gewerkschaften sind umso stärker, je mehr Mitglieder sie haben. Dies bedeutet nicht nur mehr Geld, mit dem all diese Leistungen finanziert werden können, mit denen Gewerkschaften die ArbeitnehmerInnen in ihren Bemühungen für bessere Arbeitsbedingungen unterstützen. Vor allem bedeutet es eine größere Legitimität – gegenüber den Arbeitgebern, aber auch gegenüber der Politik. Heute geht es zwar nicht mehr um Brot und Rosen, aber die Logik bleibt die Gleiche: Gemeinsam ist man stärker. Kurz: Gewerkschaften sind umso stärker, je mehr Mitglieder sie haben, aber auch ArbeitnehmerInnen sind stärker, wenn sie Gewerkschaftsmitglied sind.

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