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Sonja Fercher Sonja Fercher, Chefin vom Dienst

Standpunkt | Gesundheit: Nur für Wohlhabende?

Meinung

„An apple a day keeps the doctor away – wenn man gut zielen kann“, soll Winston Churchill einst gesagt haben. Nun soll der Verzehr von Obst nicht gering geredet werden, immerhin ist eine ausgewogene Ernährung einer von vielen Faktoren, die zur Gesundheit von Menschen beitragen. Und wenn schon alle Prävention nicht hilft, so beruft man sich in Österreich gerne darauf, das beste Gesundheitssystem der Welt zu haben. So schön diese Vorstellung ist, so sehr entpuppt sie sich bei genauerem Hinsehen als Illusion.

Auf Kosten der eigenen Gesundheit
So gut das System auch sein mag, es geht immer mehr auf Kosten jener Menschen, die für die Genesung der Kranken sorgen. Diese Aufgabe nehmen sie ernst, so ernst sogar, dass es auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit geht. Großer Druck, weniger Ressourcen, mehr Arbeit: Was allen Beschäftigten mehr als bekannt ist, ist bei den Angehörigen der Gesundheitsberufe umso problematischer. Immerhin kann es bei ihrer Tätigkeit im wahrsten Sinne des Wortes um Leben oder Tod gehen. Eine Studie im Auftrag der AK schlägt Alarm: Die hohe Qualität der Gesundheitsversorgung in Wien und Niederösterreich sei bereits gefährdet. Das Fazit: Dieser Bereich braucht dringend zusätzliche Ressourcen.

Das leidige Thema Geld also. Es wird noch leidiger, wenn man noch einen anderen Aspekt betrachtet: Die Verteilung. Denn so gerne sich Österreich als gerechtes Land wahrnimmt, so wenig trifft dies auf die Gesundheit zu. Wer mehr verdient, der oder die ist auch gesünder. Es ist also eine Frage des Geldes, ob man sich die gute Gesundheit leisten kann.
Einmal mehr entpuppt sich das Bildungssystem als Schlüssel. Denn leider wird in Österreich Bildung sehr stark weitervererbt. Wenn die Eltern in den Genuss höherer Bildung kommen, setzt sich das bei den Kindern fort. Bessere Bildung wiederum führt durchschnittlich zu einem besseren Einkommen. Eben diese soziale Selektivität des österreichischen Bildungssystems findet im Gesundheitssystem ihre Fortsetzung, weshalb auch Gesundheit oder Krankheit „weitervererbt“ werden. Die Schule sozial gerechter zu machen, würde also auch auf anderen Ebenen mehr Gerechtigkeit bringen. Leider aber gehen viele politische Verantwortliche nach dem Motto „Augen zu, Ohren zu“ mit diesem Thema um.
Augen zu, Ohren zu: Das scheint auch das Motto bei einem anderen Thema zu sein, der Pflege von älteren Menschen nämlich. Im Moment wird diese Dank vieler Frauen bewältigt, die aus süd- und osteuropäischen Ländern kommen. Über kurz oder lang wird sich dieses System nicht aufrechterhalten lassen – und schon jetzt erscheint es sehr problematisch. Man hat sich arrangiert: Weil man diesen Frauen weniger zahlen kann, scheint niemand ein Interesse daran zu haben, den Bereich zu professionalisieren. Dies hat zur Folge, dass die Pflegerinnen in sehr problematische Abhängigkeitsverhältnisse geraten können, sei es in den Familien selbst, sei es in Bezug auf die Agenturen, die sie vermitteln. Zugleich akzeptiert man im Moment, dass in einer Branche Scheinselbstständigkeit zum Alltag gehört.

Wir müssen übers Geld reden!
Wie man es dreht und wendet: Wenn Österreich seinem eigenen Anspruch gerecht werden möchte, ein gerechtes Land zu sein, muss sich dringend etwas ändern. Dazu gehört auch, dass wir uns ernsthaft über Erbschafts- und Vermögenssteuern unterhalten müssen. Denn dass ausgerechnet die Einkünfte aus diesen Quellen, die an sich schon äußerst ungerecht sind, nicht besteuert sind, kann sich Österreich schlichtweg nicht mehr leisten. Schon gar nicht ist es akzeptabel, dass ausgerechnet Vermögende von einem Sozialstaat profitieren, der von denjenigen finanziert wird, die in diesem Land etwas leisten, seien sie Arbeitgeber oder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

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